Münchberg Kulturwelten in der Schwebe

Mit der Aktion "Night of Light" machte die deutsche Veranstaltungsbranche am 22. Juni auf ihre brenzlige Lage aufmerksam, indem ihre Akteure zahlreiche Gebäude rot anstrahlten. Die Stadt Helmbrechts hatte dem Lichttechniker Cenk Uzun, der von der Pandemie extrem betroffen ist, deshalb erlaubt, das Rathaus anzustrahlen. Auch das Textilmuseum stand in rotem Licht. Die beiden Gebäude sind die Hauptspielstätten der Kulturwelten. Foto: Helmut Engel

Die September-Events der Veranstaltungsreihe fallen aus. Wie es dann weitergeht, ist ungewiss. Organisator Heinz König verrät, wie sein Plan B aussieht. Auch heuer möchte er etwas bieten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Helmbrechts - Die Veranstaltungsreihe "Kulturwelten", die normalerweise Jahr für Jahr namhafte Künstler vor allem aus Musik und Kabarett nach Helmbrechts bringt, findet in diesem Jahr nicht statt - zumindest nicht im gewohnten Umfang. "Vielleicht wird es die eine oder andere Veranstaltung geben", führt Heinz König, Organisator der Reihe und Leiter des Helmbrechtser Kulturbüros auf Nachfrage unserer Zeitung aus. "Aber das ist momentan noch sehr unsicher."

Die Kulturwelten gelten als ein Aushängeschild der regionalen Kulturszene. Sie locken ein treues Publikum an, das längst nicht nur aus dem näheren Umland stammt. Am 5. September hätte die Veranstaltungsreihe eigentlich in die nächste Runde gehen sollen. Doch die September-Veranstaltungen fallen in diesem Jahr auf jeden Fall aus. Was gegen Jahresende möglich sei, müsse man sehen, erklärt Heinz König. Ein Programmheft und einen Kartenvorverkauf hat es für die kommende Spielzeit gar nicht erst gegeben. "Dafür hätte ja keiner Verständnis gehabt."

Am Dienstag stellte der Veranstalter dem Hauptausschuss des Museumsvereins in nichtöffentlicher Sitzung sein Konzept vor, mit dem "die Kulturwelten aus dem Tief wieder herausgeholt werden sollen". Mit der Frankenpost hat König über seine Pläne gesprochen.

In jedem Fall möchte der Organisator seinem Publikum auch im Jahr 2020 etwas bieten. Sollte sich kein Weg finden, das in Form von Live-Veranstaltungen zu tun, gibt es einen Plan B, den der Museumsausschuss nun beschlossen hat: "Wir planen für den Herbst - wenn es sein muss und erlaubt ist - unzählige kostenlose Video-Abende mit Live-Aufnahmen vergangener Kulturwelten", kündigt König an. Die Mitschnitte zeigen Events, die im Multivisionsraum des Textilmuseums stattgefunden haben - der kleinsten Kulturwelten-Location. So kämen Kulturliebhaber in den Genuss von Livemusik in Wohnzimmeratmosphäre.

Die Kulturwelten in diesem Jahr mit reduziertem Platzangebot über die Bühne zu bringen, um die momentan in Bayern geltende Obergrenze von 100 Besuchern in geschlossenen Räumen und den Mindestabstand einzuhalten, komme nicht infrage, betont er. "Es ist wirtschaftlich absolut unmöglich, nur ein Drittel der Leute reinzulassen, wenn es eigentlich anders kalkuliert war." Überhaupt sei die finanzielle Situation kritisch.

Denn die Kulturwelten refinanzieren sich im Wesentlichen durch die Eintrittsgelder. "Unsere Veranstaltungen hatten im vergangenen Jahr eine Auslastung von etwa 97 Prozent", berichtet der Veranstalter. "Schon wenn nur 70 bis 80 Prozent der Karten verkauft würden, wären die Kulturwelten nicht mehr rentabel." Im Schnitt kaufe jeder Besucher fast acht Karten für die Veranstaltungsreihe. Ob sich das in Zeiten von Corona jeder noch leisten könne oder wolle, sei fraglich, sagt König. Zudem fließen Sponsorengelder regionaler Unternehmen in die Kulturwelten. "Aber die wissen aktuell auch noch nicht alle, wie es in den nächsten Jahren aussieht. Immerhin habe ich von dieser Seite schon viele positive Zeichen bekommen."

Momentan plant Heinz König bereits die nächste Kulturwelten-Spielzeit. Hierfür ist es ihm gelungen, zwölf von dreizehn Künstlern, deren für dieses Jahr geplante Konzerte nun ausfallen müssen, wieder zu verpflichten. Ihnen gegenüber möchte er sich solidarisch zeigen: "Damit sie nicht mit leeren Händen dastehen, haben wir beschlossen, dass sie heuer schon ihre Gage bekommen sollen. Wir wissen ja, wie schlimm und schwierig die Situation für viele gerade ist. In dieser Branche sitzen alle in einem Boot." Die meisten Künstleragenturen hätten das Entgegenkommen begeistert aufgenommen. Sie seien dadurch noch enger mit den Kulturwelten zusammengewachsen. Das Darlehen, das gegebenenfalls nötig wäre, um die Gagen zwischenzufinanzieren, hat der Textilmuseums-Hauptausschuss am Dienstag genehmigt. "Da geht es um wirklich viel Geld", deutet König an.

Er hofft darauf, bald auch wirksame finanzielle Hilfen vom Staat empfangen zu können. "Darauf warten wir Veranstalter gerade alle. Ich glaube allerdings: vergebens."

Autor

Bilder