Münchberg Mit Mut bis in die Sterneküche

Lisa Pauls aus Sparneck meint es ernst mit dem Kochen. In der Küche ihrer Eltern legt sie oft mit Hand an. Einen eigenen Schneebesen hat sie schon. Foto: Schwappacher

Lisa weiß ganz genau, was sie will: Köchin werden. Deshalb bewirbt sie sich schon mal für einen Ausbildungsplatz: bei Starkoch Alexander Herrmann - für 2021.

 
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Sparneck/Wirsberg - "Seriously" steht in Großbuchstaben auf Lisa Pauls' Kapuzenpulli. "Seriously", das englische Wort für "ernsthaft" - auf rotem Grund, sodass es wirklich niemand übersehen kann. Das passt. Denn mit ihrem Traumberuf meint es die zwölfjährige Sparneckerin tatsächlich verdammt ernst. Dass sie Köchin werden möchte, hat sie sich schon in der vierten Klasse in den Kopf gesetzt. Wenn es darum geht, auf dem Weg dorthin ein Stück voranzukommen, kann die Siebtklässlerin gar nicht groß genug denken. Deshalb hat sie bereits ihre erste Bewerbung geschrieben. Der Adressat: das Posthotel in Wirsberg. Chef: Alexander Herrmann; Sternekoch, Fernsehstar und Entertainer.

Auf Facebook begeistert die Bewerbung der jungen Küchenfee für einen Ausbildungsplatz zum 1. September 2021 bereits Hunderte: Herrmanns Team hat einen Auszug aus der liebevoll mit Bildern des Starkochs gestalteten Bewerbungsmappe auf der Seite des Posthotels veröffentlicht. Im dazugehörigen Post ist von der "herzigsten Bewerbung" die Rede, "die wir je bekommen haben". Nach einer knappen Viertelstunde teilt Alexander Herrmann den Beitrag in seiner eigenen Facebook-Chronik - versehen mit Herzchen und einer korkenknallenden Champagnerflasche. Innerhalb einer Woche klicken über 860 Menschen auf "Gefällt mir".

Begonnen hatte alles mit der Suche nach einem Platz für ein Schulpraktikum. Dass etwas anderes als die Arbeit in der Küche nicht infrage kommt, war der Schülerin an der Mittelschule Münchberg-Poppenreuth sofort klar. Da reifte in Lisa und ihren Eltern eine Idee: Warum nicht gleich versuchen, in einem der renommiertesten Häuser der Region den Fuß in die Tür zu bekommen? "Ich finde es schade, dass die Kinder für ihre Ausbildung oft so weit weg müssen", sagt Vater Siegfried Pauls, der als 14-Jähriger selbst als Koch in die Lehre gehen wollte, seine Lehrstelle wegen der großen Distanz nach Hause aber nicht antrat. Deshalb gab er seiner Tochter einen Rat mit auf den Weg: Wenn man schon einen Spitzenkoch in der Gegend hat, muss man nicht in die Ferne schweifen. Also setzte sich die angehende Köchin vor den Computer und verfasste ein Anschreiben. "Den größten Teil der Mappe hat sie selbst gemacht. Der Papa hat nur ein kleines bisschen geholfen", erzählt Mutter Silke Pauls.

Am vergangenen Freitag war es dann soweit: Familie Pauls machte sich auf den Weg nach Wirsberg, um in Alexander Herrmanns Gourmet-Bistro essen zu gehen. Dort nutzte Lisa die Gelegenheit, dem Personal ihre Mappe in die Hand zu drücken. Wenig später stand der begeisterte Küchenmeister, Herrmanns Stellvertreter, am Tisch und sicherte der Zwölfjährigen zu, sie sei für ein Praktikum im Posthotel vorgemerkt.

Mehr noch: Nach dem Essen führte er die junge Sparneckerin samt ihrer Familie durch die Küche. "Das hat mich überrascht", berichtet die stille aber entschlossene Zwölfjährige mit begeisterten Funkelaugen. Besonders fasziniert habe sie der "riesige Mixstab". So etwas habe sie vorher noch nie gesehen. "Der hätte fast einem Maurer gehören können", ergänzt Mama Silke.

"Das Highlight für Lisa wäre natürlich gewesen, wenn sie Alexander Herrmann hätte persönlich kennenlernen können", merkt Papa Siegfried an. Schließlich gehört der zu den Idolen der angehenden Köchin, die im Hause Pauls immer wieder über die Mattscheibe flimmern. Auf die Frage, ob in ihrem Hause denn öfter Kochshows laufen würden, können die Eltern zunächst nur lachen. "Ständig", sagt die Mutter schließlich. Irgendwann habe man sich nicht mehr anders behelfen können, als Lisa einen eigenen Fernseher zu kaufen, damit der Rest der Familie auch einmal wieder etwas anderes vom Fernsehprogramm zu Gesicht bekommt als Lafer und Lichter, Schuhbeck und Herrmann.

Dennoch waren es nicht die Fernsehköche, die Lisas Begeisterung für das Kochen weckten, sondern Mamas Küche. "Lisa hat schon als Grundschülerin immer gefragt, ob sie beim Kochen mithelfen darf", erzählt Silke Pauls. Um ihre Fähigkeiten in der Küche zu vertiefen, zog Lisa sogar trotz guter Noten die Mittelschule der Realschule vor - weil Kochen dort noch auf dem Stundenplan steht. Mittlerweile übertrumpft die Zwölfjährige in der Küche manchmal sogar ihren Vater. Neulich hatten beide kurz hintereinander eine Sahnesoße gemacht. "Da waren sich alle einig: Die von der Lisa schmeckt besser!", erzählt der stolze Papa.

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