Münchberg Protest gegen Straßenpläne

Von Thomas Schuberth-Roth
Bürger geben öffentlich ihrem Unmut gegen die Pläne für die sogenannte Fichtelgebirgsautobahn Ausdruck. Sie sagen: "Nein Danke". Foto:  

Die Bürgerinitiative Gefrees und Umgebung schlägt Alarm: Die Neutrassierung der B 303 von Bischofsgrün zur A 9 sei ein "ökologisches und wirtschaftliches Desaster".

 
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Gefrees - Vor einem Jahr schien der bereits zehn Jahre andauernde Kampf gegen die sogenannte Fichtelgebirgsautobahn gewonnen: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann verkündete das Aus für den Ausbau der Bundesstraße zwischen der A 9 und der A 93 in der bis dahin geplanten Form. Stattdessen, so der Minister damals, sollte die B 303 möglichst rasch in Abschnitten "leistungsfähig ausgebaut" werden. Rasch war klar: Die Bürgerinitiative Gefrees und Umgebung (BIG) muss weiterkämpfen.

Die Einschätzung bestätigte sich Mitte Mai, als das Staatliche Bauamt Bayreuth der Öffentlichkeit neue Pläne präsentierte. Der Ausbau der B 303 erfolgt nun in zwei getrennten Verfahren: von der deutsch-tschechischen Landesgrenze bis nach Marktredwitz-West sowie von Marktredwitz-West bis zur A 9.

Während der erste Teilabschnitt von der Landesgrenze zur Anschlussstelle Marktredwitz-West im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen - wie vorgesehen autobahnähnlich mit vier Fahrstreifen - im sogenannten "Vordringlichen Bedarf" eingestuft ist, gilt für den Abschnitt von Marktredwitz-West bis zur A 9 lediglich die Einstufung "Weiterer Bedarf mit Planungsrecht". Offengelassen wurde hier, ob der Ausbau ein- oder zweibahnig erfolgen soll.

Dennoch: Das Staatliche Bauamt Bayreuth hat sowohl eine Umweltverträglichkeits- sowie eine Machbarkeitsstudie und eine ergänzende Verkehrsuntersuchung durch die Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH aus Aalen für den gesamten Planungsbereich der B 303 von der A 9 über die A 93 und weiter bis Schirnding erstellt. Laut Leitendem Baudirektor Kurt Schnabel vom Staatlichen Bauamt Bayreuth war dies notwendig, weil ja "für die neuen Lösungen durchs Fichtelgebirge erst wieder eine Bedarfsplaneinstufung durch das Bundesverkehrsministerium erfolgen muss".

Die neuen Lösungen sehen in weiten Teilen den Ausbau auf der alten Trasse der B 303 vor, allerdings weiterhin auch eine gut zehn Kilometer lange Neutrassierung ab Bischofsgrün, die sogenannte Z-Variante an die A 9 bei Gefrees.

Zwei Varianten

Laut aktuellem Sachstand werden hier laut BIG zwei Trassenführungen favorisiert: Eine Variante verläuft von Bischofsgrün-Rangen durch einen Tunnel in Richtung Metzlersreuth. An der B 2 bei Moos ist eine Anschlussstelle geplant. Zwischen Hohenknoden und Jägersruh soll anschließend das Knodental mit einer großen Talbrücke überquert werden. An der A 9 entfällt dann die Ausfahrt Marktschorgast und im Bereich der Brücke zwischen Wasserknoden und Rohrersreuth soll das Autobahndreieck entstehen. Die Trasse wurde so konzipiert, dass die maximale Steigung nur 3,5 Prozent beträgt.

Die zweite, kostengünstigere Variante verläuft ab Bischofsgrün über den Berg Richtung Metzlersreuth und von dort aus über diverse Talbrücken zu einer neuen Anschlussstelle an der B 2 zwischen Böseneck und Lützenreuth. Die Anschlussstelle Gefrees an der A 9 würde wegfallen, dafür würde an dieser Stelle ein Autobahndreieck gebaut. Bei dieser Trasse gibt es Steigungen von bis zu sechs Prozent.

"Die Absichten der Autobahnplaner machen es notwendig, wieder deutlich zu zeigen, dass die Bevölkerung im Fichtelgebirge auch einen Autobahnbau durch die Hintertür nicht akzeptiert", heißt es in einem Schreiben der BIG, in dem sie für den morgigen Sonntag zu einer großen Kundgebung in Wülfersreuth aufruft. Der kleine Ort bei Bischofsgrün wurde mit Bedacht ausgewählt: "Von hier aus hat man einen weiten Blick auf die Landschaft, die im Falle eines vierspurigen Ausbaus der B303 alt von der Anbindung an die A9 betroffen wäre", heißt es in dem Schreiben weiter.

Für die Sprecher der BIG - Professor Dr. Christoph Bochinger, Oliver Dietel, Gert Hartmann und Harald Schlegel - ist die weitere Planung nicht nachvollziehbar. Während die Verkehrszahlen sich kontinuierlich verringerten, nehme die politische Bereitschaft wieder zu, "immense Summen in den Neubau einer für das Fichtelgebirge zerstörerischen Straße zu stecken". Die Einzelheiten der Planung seien von Schirnding bis Gefrees ein "ökologisches und wirtschaftliches Desaster". Die vorgesehene Bausumme von über einer Milliarde Euro stehe in keinem Verhältnis zu den ständig sinkenden Verkehrszahlen.

Zählstellen

Dauerzählstellen bei Bischofsgrün und Schirnding belegen laut der BIG, dass sich Prognosen nicht bestätigt hätten. Knapp 6000 Fahrzeuge täglich werden an diesen beiden Zählstellen der Ost-West-Transitstrecke verzeichnet; auch die Zahlen des Schwerlastverkehrs sind rückläufig. Laut Harald Schlegel sei damit auch bewiesen, dass es sich bei der hohen Belastung im Bereich Marktredwitz - täglich bis zu 16 000 Fahrzeuge - "hauptsächlich um Ziel- und Quellverkehr, also hausgemachten Verkehr, handelt". Mit der Gesamtbelastung zwischen Schirnding und A 9 habe dies nichts zu tun.

Schlegel, Bürgermeister der Stadt Gefrees, legt sich im Gespräch mit der Frankenpost fest: "Bei einer tatsächlichen Belastung der B 303 mit knapp 6000 Fahrzeugen macht ein Ausbau und gerade die Neutrassierung ab Bischofsgrün keinen Sinn." Angesichts der leeren Kassen bei Bund und Ländern sei es geradezu unverantwortlich, in dieses Straßenbauprojekt mehr als eine Milliarde Euro zu stecken.

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