Münchberg Zehn Meter langer Modellzug begeistert

Werner Rost

Die Jubiläumsausstellung des MEC 01 Münchberg erweist sich als Schau der Superlative. Neben echten gibt es eine virtuelle Modellbahn zu sehen. Der PC verzeiht keine Fehler.

 
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Münchberg - Zwei Tage haben in der TVM-Halle in Münchberg ungezählte Züge ihre Runden auf 20 Modellbahnen gedreht. Es ratterte nicht nur, die digitalen Loks pfiffen und die Dampfloks qualmten sogar. Mit dieser Ausstellung feierte der MEC 01 sein 45. Vereinsjubiläum mit 1600 begeisterten Besuchern.

Vielseitiger Verein mit jungen aktiven Mitgliedern

Mit der Modellbahnausstellung feierte der MEC 01 zugleich das 45. Vereinsjubiläum. Der Verein hieß ursprünglich anders: Im Jahr 1974 gründeten Eisenbahn-Enthusiasten den "Pfiffclub 01". Das war eine Zeit, in der sich die damalige Bundesbahn Fanclubs leistete, die meist "Pfiffclubs" hießen. Die Münchberger setzten von vorneherein die "01" dazu. Diese Zahl steht für die legendäre Dampflok-Baureihe, die bis 1973 das Bild auf dem Bahnhof Münchberg prägte. Daraus wurde nach einigen Jahren der eingetragene Verein "MEC 01 Münchberger Eisenbahnfreunde". Einige Jahre führte der Verein in separater Buchführung die Eisenbahnbetriebsgesellschaft Münchberg (EBG) als Wirtschaftsunternehmen. Mit eigenen Waggons und einer Hofer Diesellok V 100 gingen die Münchberger mit begeisterten Fahrgästen auf große Ausflugsfahrten. Dieses Standbein mussten die Münchberger vor 19 Jahren aufgeben. Ihr letztes großes Fahrzeug ist eine Handhebeldraisine, mit der sie Fahrten auf dem Gelände des Deutschen Dampflokmuseums in Neuenmarkt anbieten.

Nach wie vor hat der Verein drei Schwerpunkte: Im Bereich "Original" finden Exkursionen statt. Den Modellbau betreibt der MEC 01 auf einem hohen Niveau, wie zweiter Vorsitzender Fabian Hösch betont. Außerdem lädt der Verein zu regelmäßigen kostenlosen Vortragsreihen am ersten Freitag im Monat ins Vereinsheim in der Kirchenlamitzer Straße ein.

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mec01.info

Die TVM-Halle war auf allen drei Etagen komplett belegt. Die Besucher kamen von einer Superlative zur nächsten. Der längste Modellzug, der jemals in Münchberg seine Runden gedreht hat, rollte mit 56 Güterwaggons durch eine Wild-West-Landschaft. MEC-Mitglied Jürgen Seidel präsentierte auf der US-Gemeinschaftsanlage seine private Neuerwerbung: eine Dampflok der Klasse 4000 der Union Pacific Railroad, besser bekannt als "Big Boy", die als eine der größten und leistungsfähigsten Dampfloks weltweit berühmt ist. Rund 800 Euro musste Seidel für das H0-Modell im Maßstab 1:87 hinblättern. Mit den 56 Waggons war der Miniaturzug zehn Meter lang, was im Original 870 Meter entsprechen würde. "In den USA zog der ,Big Boy‘ zwei bis drei Kilometer lange Züge", wusste Seidel zu berichten.

Der MEC 01 präsentierte sechs der 20 ausgestellten Modelle. Neu ist die Maria-Zeller-Bahn, die Stefan Raithel steuerte. Die Anlage "Schmalspurig durchs Reichsbahnland" hat der Verein überarbeitet. Die Loks pfeifen seitdem vor den Bahnübergängen. Ansonsten nehmen die Modellbauer damit den DDR-Staat auf die Schippe. So firmiert an einem Gebäude eine Hörgerätefirma unter "Mielke & Wolf". Wer durch das Fenster eines Hauses schaut, erblickt einen Fernseher mit einem ARD-Testbild.

Weitere Lokalmatadoren auf der Ausstellung waren die LGB-Freunde Hof mit ihrer Gartenbahnanlage um den Phantasie-Bahnhof "Wölbattendorf", Hans Wunder aus Nordhalben mit seiner 13 Meter langen Spur-I-Anlage und die Kulmbacher Eisenbahnfreunde mit einer klassischen Märklin-Modellbahn. Seit der Grenzöffnung pflegt der MEC 01 freundschaftliche Bande mit den Vereinen aus Schleiz und Pößneck, die mit ihren Miniaturwelten zu Gast waren. Am weitesten angereist waren die polnischen Modellbaufreunde Tomasz Florczak, Roman Szczecinski und Sebastian Marszal, auf deren Anlagen nicht nur Dampfloks pfiffen, sondern auch Vögel zwitscherten und Glocken läuteten.

In der ersten Etage rieben sich die Besucher verwundert die Augen. Dort fuhren Loks und Waggons, die komplett aus Lego-Bausteinen zusammengesetzt waren. In Modellbaukreisen gibt es die Szene der "Noppenbahner", die sich darauf spezialisiert hat. Dieser Szene gehört MEC-Mitglied Ben Gollwitzer an, der Gleichgesinnte nach Münchberg gelockt hatte. Gollwitzer genoss die verblüfften Blicke der Besucher.

Max Köhler präsentierte seine virtuelle Bahn am Computer. Er zeigte, wie man mit dem Programm "Trainsimulator" in die Rolle eines Lokführer schlüpfen und selbst einen Zug steuern kann. Köhler führte dies mit einer tschechischen Diesellok "Bardotka" vor. Er legte die Hebel um, die auch ein Lokführer bedienen muss. Die Lok brummte und quietschte. "Ich habe vergessen, die Bremse zu lösen", sagte Köhler, als er den Fehler bemerkte. Danach setzt er den Zug mit einer eindrucksvollen Sound-Kulisse am PC in Bewegung. Die Lok hatte er im Internet heruntergeladen. "Die virtuellen Loks und Bahnlandschaften aus Tschechien sind detailgetreuer und kostenlos", verriet der Experte. Landtagsabgeordneter Klaus Adelt, Landrat Dr. Oliver Bär und der Münchberger Bürgermeister Christian Zuber zeigten sich von der Modellbahnschau beeindruckt und lobten den Traditionsverein. Gebietsdirektor Ulrich Schneider von der Sparkasse Hochfranken überreichte dem Verein eine Spende von 750 Euro aus dem Kulturförderfonds. Weitere Zuwendungen erhielt der MEC 01 von der Stadt und vom Landkreis. MEC-Vorsitzender Manfred Hösch bedankte sich für diese Unterstützungen und lobte Dieter West als eifrigsten Modellbauer des Vereins.

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