Einen Fachvortrag hatte Patrick Siegele vorbereitet, der Leiter des Anne-Frank-Zentrums in Berlin. Er betonte, das Anne Frank keine Heldin sei, und auch kein Mythos. In erster Linie sei sie ein junges Mädchen mit Hoffnungen, Ängsten, Sorgen und Träumen - "mit dem Unterschied, dass ihr aufgrund ihres Glaubens das Recht zum Leben genommen wurde". Umso wichtiger sei es, die Demokratie zu wahren und jungen Menschen zu zeigen, dass sie die Zukunft durch ihr Handeln beeinflussen können.
Siegele stellte die 23 Peer Guides als "eigentliche Sensation der Ausstellung" vor und holte vier von ihnen nach vorn. Die jungen Leute erzählten, warum sie sich für die Teilnahme entschieden haben. "Anne Frank war genauso eine Jugendliche wie wir es sind. Wir wollen helfen, dass ihr Schicksal nicht in Vergessenheit gerät", sagte Ali Cemil Sat aus Münchberg. Georg Köhler aus Hof nutzte die Gelegenheit, sich bei den Machern der Wanderausstellung zu bedanken: "Es ist eine Ehre, dass wir hier mitmachen dürfen!"
Umrahmt wurde die einleitende Veranstaltung vom Schwarzenbacher Klezmer-Ensemble, das - passend zum Thema - einige Stücke aus dem Jüdischen einstudiert hatte. Petra Schultz lud die Gäste im Anschluss ein, sich die Ausstellung anzuschauen und mit den Peer Guides ins Gespräch zu kommen.
Um in die Alte Turnhalle zu gelangen, müssen Besucher zunächst durch einen mit dunklen Tüchern abgehängten "Zeittunnel" gehen. Hier läuft, zur Einstimmung, Musik aus den 20er- und 30er-Jahren. Drinnen finden sie Stellwände, Sitzgelegenheiten, Bildschirme. Wer alles erkunden will, sollte sich Zeit nehmen. In zehn Minuten lässt sich nicht erfassen, warum sich die Familie von Anne Frank einst in Amsterdam verstecken musste, wer sie verraten hat und wie grausam das Leben des Mädchens im Konzentrationslager endete.
Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert:
die Geschichte und das Leben der Familie Frank,
"Versteck und Tagebuch" - ein "Gedankenraum" ist Kernstück der Ausstellung; hier laufen Audiozitate aus dem Tagebuch Anne Franks,
und der Ausblick in die heutige Zeit; ausgehend von der Frage "Was kann ich bewirken?" ermutigt die Ausstellung zu eigenem Engagement.
Die Ausstellung "wandert" seit 2012 durch ganz Deutschland. Große Bildwände erzählen vom Leben Anne Franks: von den ersten Jahren in Frankfurt am Main und der Flucht vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam - bis zu den letzten sieben Monaten in den Lagern Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen. Viele private Fotos erlauben einen intimen Einblick in das Leben der Familie Frank und ihrer Freunde. Die persönliche Geschichte Anne Franks wird verbunden mit der Geschichte der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, der Judenverfolgung, des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs. Neben der Perspektive der Verfolgten und ihrer Helfer wird auch die Perspektive von Mitläufern und Tätern dargestellt.
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Für die Öffentlichkeit ist die Ausstellung in der Alten Turnhalle Selbitz vom 7. Juli bis zum 22. Juli samstags und sonntags jeweils 14 bis 17 Uhr zugänglich.