Hölle Der Traum von der "Alten Liebe" hat sich erfüllt

Sandra Hüttner

Marion Seidel-Wollner und Wolfgang Seidel eröffnen in Hölle ein neues Café in einem Haus aus dem Jahr 1899. Vorausgegangen sind umfangreiche Umbauarbeiten.

 
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Hölle - "Alte Liebe" nennen Marion Seidel-Wollner und Wolfgang Seidel ihr Café, das am Wochenende im Nailaer Ortsteil Hölle eröffnet. Damit beenden sie zugleich eine jahrzehntelange Zeit ohne Gastronomie in dem Luftkurort am Eingang ins wildromantische Höllental.

Früher zählten die großen Hotels "König David" und "Adams Hotel" zu den Einkehrmöglichkeiten, doch das ist lange her. Die Hotelfachfrau Marion Seidel-Wollner erfüllt sich mit dem Café einen Traum, der seinen Ursprung in einer Anzeige in der Frankenpost hat, und auch Ehemann Wolfgang war mit der Idee infiziert. Zuvor hatte das Ehepaar aus Naila lange nach einem geeigneten Objekt gesucht.

Wolfgang Seidel wuchs im Nailaer Stadtteil Kleinschmieden auf, tigerte zum Spielen immer ins Höllental. Er kannte das schmucke Fachwerkhäuschen und frühere Bahnwärterhäuschen aus dem Jahr 1899, das Maria und Johannes Preußner, die Enkel der früheren Besitzerin des Hotels "König David", geerbt hatten und verkaufen wollten.

"Seit September 2009 gehört das kleine Häuschen uns", erzählt Wolfgang Seidel, der mit seiner Frau viele, viele Arbeitsstunden geleistet hat und nun stolz ein Schmuckstück präsentiert: eine gekonnte Mischung aus Tradition und Moderne. "Wir unterlagen keinem Zeitplan oder einem Termin für die Eröffnung, und während der Arbeiten ergaben sich immer wieder neue Ideen, die geradezu nach Umsetzung verlangten", erklärt er.

Bei der Dachöffnung allerdings kam das "böse Erwachen": Das Dach musste komplett neu gemacht werden. Zudem sollte das ursprüngliche Erscheinungsbild mit dem Fachwerk erhalten bleiben, was durch den Austausch von Balken und die Sanierung des Mauerwerks dazwischen einige Mehrarbeiten erforderte. Wolfgang Seidel berichtet, dass sie dabei auf Upcycling gesetzt hätten, also die Umwandlung von Abfallprodukten und eigentlich nutzlosen Stoffen in neuwertige Produkte. So entstanden einige der Tische im Gastraum für 30 Personen aus alten Türen; der Waschtischschrank in der Herrentoilette war einst der Unterbau einer Nähmaschine; die alten Rohre an den Fenstern wurden zu Dekorationen gestaltet.

Strom, Wasser und Abwasser - alles musste neu installiert werden. "Das Klo war ein Plumpsklo über den Hof, im Nebengebäude", erzählt das Ehepaar lachend und sagt auch, dass es noch vorhanden ist. Die Ölheizung im Keller musste einer Gasheizung weichen. Das Haus bekam neue Fenster, zwei davon als Türen zur Terrasse.

Das 1000 Quadratmeter große Grundstück war verwildert und bedurfte einer Geländemodellierung, damit ein Parkplatz, eine Terrasse und eine Abgrenzung zum vorbeifließenden Issigbach entstehen konnten. Um die Terrasse baute Wolfgang Seidel eine Mauer aus Steinen vom Grundstück, die alle mit der Wurzelbürste gereinigt und dann aufgemauert wurden. "Eine völlige Abgrenzung zum Issigbach gibt es übrigens nicht, denn es ist auch ein kleiner romantischer Platz entstanden, wo man dem vorbeiplätschernden Wasser lauschen kann", verspricht Wolfgang Seidel.

Der Name "Alte Liebe" "passt wie die Faust aufs Auge", unterstreichen die Eheleute schmunzelnd. Das Café wird übrigens nur an den Wochenenden öffnen, denn beide sind berufstätig: er als Verkaufsberater für Automobile und sie als Hotelfachfrau. "Es soll ein Familienunternehmen werden, unterstützt von Familie und Freunden." Im Angebot stehen Kuchen und kleine Snacks sowie Getränke. "Aufgekocht wird nicht, das gibt die Räumlichkeit nicht her und war auch nie unser Plan."

Das Ehepaar glaubt an eine gute Zukunft für die "Alte Liebe", schließlich führen Wanderwege und Radwege vorbei, und der Eingang zum Höllental liegt vor der Türe. "Unser Café würde es auch ohne die geplanten Höllentalbrücken geben. Meinen Traum gibt es schon viel länger als die Brückenpläne", betont Marion Seidel-Wollner. Wie schon während der Bauarbeiten fragten Einheimische und viele Spaziergänger nach, was hier entstanden ist. "Wir haben viel erlebt bei den Umbauarbeiten, auch eine Evakuierung von drei Bienenvölkern, die sich im Zwischenboden des Nebengebäudes einquartiert hatten", erzählt Wolfgang Seidel. "Imker Hans Denzler aus Lichtenberg und ein junger Kollege haben die Bienenvölker abgeholt."

Viel hat sich verändert an dem Haus, aber der Charme des Alten wie die abgeschliffenen Dielenbretter und Treppe, die Fliesen und die "Schaufenster in die Vergangenheit" an den Wänden sind erhalten geblieben. Eine große Fototapete im Treppenaufgang gewährt den Besuchern darüber hinaus einen Einblick in die "Hölle" des Jahres 1920, als hier noch die Eisenbahn fuhr.

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Am Samstag eröffnet das neue Café

"Alte Liebe" in der Humboldtstraße 22 im Nailaer Stadtteil Hölle. Geöffnet ist es künftig immer an den Wochenenden, jeweils von 13 bis 18 Uhr.

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