Naila-Marlesreuth Einbrecher räumen Sportheim leer

Sören Göpel

Diebe richten beim SV Marlesreuth einen Schaden in Höhe von mehreren 10.000 Euro an. Der Vereins-Vorsitzende spekuliert, wie die Täter vorgegangen sein könnten.

 
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Naila-Marlesreuth - Auf dem Parkplatz sind noch die Schleifspuren zu sehen. Eine Furche zieht sich durch die Kieselsteine hinauf zum Geräteschuppen, auf dem das Vereinslogo prangt. Hans-Dieter Hensel vermutet, dass die Spur durch den Abtransport des Liniengerätes entstanden ist. Hensel ist Vorsitzender des SV Marlesreuth, einem kleinen Fußballverein, der in der A-Klasse spielt und nun von brutalen Dieben heimgesucht wurde. Am Sonntagabend 18 Uhr und Mittwochabend 17.30 Uhr, schreibt die Polizei, müssen die Täter auf dem Gelände außerhalb des Ortes zugeschlagen haben.

Einbruch in Freibad-Kiosk

Der Einbruch im Marlesreuther Sportheim ähnelt einem Fall in Waldershof. Hier hatten Diebe in der vergangenen Woche den Kiosk des Freibades verwüstet und unter anderem sieben große Gastronomie-Sonnenschirme und 30 Plastikstühle gestohlen. Auch hier verschwand eine Eistruhe. Besonders schwerwiegend für den Betreiber des Kiosks ist der Verlust einer hochwertigen Industrie-Kaffeemaschine im Wert von 10 000 Euro, eine Fritteuse und ein Motorroller. Im Kiosk selbst ist eine Videoanlage installiert. Die Bilder zeigen einen Mann in einem komplett dichten weißen Asbest-Schutzanzug. Die Polizei sieht noch keine Zusammenhänge zwischen den beiden Fällen, sagt Sprecher Alexander Czech. Die Einbrüche in der Region würden sich derzeit auch nicht häufen.

"Die müssen mindestens mit einem 7,5-Tonner gekommen sein, waren mindestens zu viert, wenn nicht sogar mehr", vermutet Hensel. In einer ersten Schätzung schrieb die Polizei in ihrem Bericht von einem Sachschaden in Höhe von etwa 5000 Euro. Der Entwendungsschaden sei noch deutlich höher, liege im unteren fünfstelligen Bereich. Hensel geht davon aus, dass die Angebote für Fenster und Türen die bittere Wahrheit zeigen werden, gerade jetzt, in Zeiten des Baubooms.

Hensel und SV-Spieler Christian Schletter versuchen am Freitagnachmittag die Spuren des Einbruchs zu beseitigen. Auf der Terrasse liegen Schrauben und ein Akkubohrer. Holzbretter sollen die eingedroschenen Scheiben der Eingangstür provisorisch ersetzen. An ihr scheiterten die Diebe, genauso wie an einer zweiten Sicherheitstür, die sie ebenfalls stark beschädigten. "Profis wären da gar nicht ran", sagt Hensel, selbst Polizist bei der Autobahnpolizei.

Als vor Jahren schon einmal Kriminelle den SV aufsuchten, waren noch Holztüren verbaut. Die zu ersetzen sei deutlich günstiger gewesen. Die Versicherung bestand damals aber auf den Einbau hochwertigen Materials. Ins Haus sind die Diebe diesmal trotzdem vorgedrungen. Sie drückten ein Fenster mit doppeltem Sicherheitsglas ins Hausinnere. Sachschaden Nummer 3. Die Holztür zum Schuppen auf dem Außengelände fällt bei den immensen Schäden am Haus kaum noch ins Gewicht.

Einbrüche in Fußball-Sportheimen haben in der Vergangenheit viele Vereinsfunktionäre und -Mitglieder in Atem gehalten. Der neueste Fall ähnelt denen aus der Vergangenheit, als es die Diebe beim FC Vorwärts Röslau und SV Sparneck auf hochwertige Rasentraktoren und andere Maschinen abgesehen hatten. Die Vereine mussten damals bis zu 30 000 Euro aufbringen, um die Geräte zu ersetzen. Die Polizei schnappte die Bande. Im Herbst 2017 verurteilte das Hofer Landgericht die Täter aus Polen zu Haftstrafen zwischen drei und viereinhalb Jahren.

Die Liste der entwendeten Geräte ist auch beim SV Marlsesreuth lang. Vorsitzender Hensel steht mit einem DIN-A4-Zettel vor dem Eingang zum Sportheim. Fein säuberlich hat er handschriftlich aufgelistet, was die Täter mitgenommen haben. Neben dem Rasentraktor für gut 5000 Euro fehlt auch die dazugehörige 200 Kilo schwere Walze und die passenden Auffahrrampen. Auch eine drei Meter lange Kühltruhe und der Kühlschrank aus dem Sportheim sind weg, was den Verein besonders hart trifft. Am Freitag hätte wieder der beliebte Grillabend stattfinden sollen. Doch ohne Biergarnituren kann niemand draußen sitzen. 20 Sets haben die Diebe eingeladen. Der Verein hatte sie erst im vergangenen Jahr gekauft. "Allein die füllen schon einen normalen Transporter,", sagt Hensel, der vermutet, dass die Diebe ein Fahrzeug samt Laderampe zum Abtransport genutzt haben.

Die Art und Weise des Diebstahls und die Beute werfen beim Klubchef Fragen auf. Das sperrige Diebesgut, dessen Größe und die Vielzahl der Stücke müsse die Täter körperlich ziemlich gefordert haben. "Ich schätze, die waren hier zwei bis drei Stunden aktiv", sagt Hensel. Er vermutet sogar, dass die Täter sich auskannten, wussten, was es hier zu holen gibt und sich dementsprechend vorbereiten konnten.

Beim SV Marlesreuth hoffen sie nun auf eine gute Abwicklung mit der Versicherung. Der Verein ist nach Angaben von Hensel bis zu einem Schaden in Höhe von 20 000 versichert. Das dürfte kaum ausreichen, um die Schäden an den Gebäuden und die wichtigsten Geräte wieder anzuschaffen. Hinzu komme, dass in Zeiten mangelnder Ehrenamtlicher die eh schon belasteten Vereinsmitglieder nun noch mehr Arbeit leisten müssen.

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