Naila Gesungene Hommage an die Musik

Von Werner Bußler
Allein unter Männern: Die Sopranistin Constanze Wagner, die beim Herbstkonzert der Sängergruppe Frankenwald in Wüstenselbitz mit Solodarbietungen brillierte, wirkte beim vom Männergesangverein Lippertsgrün vorgetragenen Lied "Ave-Maria-Glöcklein" mit. Foto: Bußler Foto:  

Das Herbstkonzert der Sängergruppe Frankenwald ist der Höhepunkt des Gesangvereins-Jubiläums in Wüstenselbitz. Die Veranstalter verzichten bewusst auf große Reden, sondern lassen Lieder sprechen.

 
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Wüstenselbitz - Die Dr.-Martin-Luther-Kirche in Wüstenselbitz war der Schauplatz für das Herbstkonzert der Sängergruppe Frankenwald. Die Wahl dieses Veranstaltungsortes hatte einen guten Grund: Der Gesangverein Wüstenselbitz feierte mit diesem vergnüglichen Liederabend sein 125-jähriges Bestehen.

Das Konzert war eine einzige Hommage an die Musik und zeigte auch den hohen Standard der Chöre in der Region. Zum Jubiläum wollte man, ganz im Sinne der Vereinsgründer, Liedern den Vorzug vor langen Reden geben. Doch das gepflegte gesprochene Wort kam nicht zu kurz. Rodrick MacInnes, Vorsitzender der Sängergruppe, führte als charmanter und schlagfertiger Moderator durchs Programm und offenbarte mit heiteren Gedichten von Heinz Erhardt und Fred Endrikat beste Qualitäten als Vortragskünstler.

Lieder von Herzen

Musikalisch eröffnete Dekanatskantor Jürgen Kerz mit der Toccata und Fuge d-Moll, dem wohl bekanntesten Orgelwerk von Johann Sebastian Bach, den Reigen der Darbietungen. Der gastgebende Chor unter Leitung von Sigrid Benedikt gab dann das Motto für diese Feier aus: "Wir singen unsere Lieder" und "Lieder, die von Herzen kommen".

Ein reiner Frauenchor betrat hierauf das Podium. Die Damen vom Gesangverein Erheiterung Selbitz mit ihrer Dirigentin Marianne Kaiser überzeugten mit den Vorträgen "Zauber der Musik", "Vive l'amour", "Die Rose" und "Good News". Danach sang Constanze Wagner aus Naila, eine Preisträgerin des Wettbewerbs "Jugend musiziert" die Arie "S'altro che lagrime" aus der Mozartoper "La clemenza di Tito". Mit ihrer Stimme unterstrich sie nachdrücklich die Aussage von Roderick MacInnes: "Menschen vermögen durch Gesang unsere Welt zu beseelen."

Die Chorvereinigung Liederkranz aus Schwarzenbach am Wald bestätigte die These, wonach Musik das ausdrückt, was nicht gesagt werden kann, aber darüber zu schweigen unmöglich ist. Unter Leitung von Herbert Lenz brachte das Ensemble zunächst eine spanische Volksweise mit dem deutschen Text "Die Welt ist voller Wunder" zu Gehör. Doch auch modern arrangierte Werke der Kirchenmusik beherrscht der gemischte Chor bestens, wie er mit dem Swinging Menuett von Johann Sebastian Bach und dem Gebet von Carl Maria von Weber bewies. Mit der amerikanischen Hymne Glory halleluja", hier mit dem deutschen Text "Friede soll auf Erden sein" dargeboten, gefiel die Gesangsgruppe ebenfalls.

Jürgen Kerz wurde durch diesen Vortrag angeregt, diese Weise nach dem Orgelsatz "Ein feste Burg" auch instrumental zu präsentieren.

"Männer suchen stets zu naschen", das war schon zu Wolfgang Amadeus Mozarts Zeiten so - und auch die Mitglieder des Männergesangverein Lippertsgrün unter Leitung von Berndt Mitter wussten genau wovon sie sangen, als sie diese 1783 entstandene Arie zum Besten gaben. Die Lippertsgrüner entführten die begeisterten Zuhörer im vollbesetzten Gotteshaus in südliche Gefilde und glänzten mit Bergwanderliedern wie "San Bernardino" und "La Campanella". Zum Ave Maria Glöcklein wurde der Chor verstärkt, indem sich Sopranistin Constanze Wagner in die Sängergruppe einreihte. Gleich anschließend brillierte die Musikstudentin ein weiteres Mal als Solistin, mit dem Lied der Antonia aus Hoffmanns Erzählungen.

Bevor der gastgebende Verein seine breite musikalische Bandbreite und sein Können mit "Ein Stern der deinen Namen trägt" und den Dylan-Song "Die Antwort weiß ganz allein der Wind" unter Beweis stellte, würdigten Redner die Leistungen des Jubelvereins.

Lob für die Mitwirkenden

Jürgen Gareis, der zweite Bürgermeister der Stadt Helmbrechts, betonte, Chorgesang sei etwas Erhabenes und festige das Gemeinschaftsgefühl, weil jede Stimme zum Gelingen eines Vortrages beitrage. Er lobte die Mitwirkenden des Konzerts.

Pfarrer Matthias Raidel sagte, es brauche einen langen Atem, wenn ein Gesangverein 125 Jahre besteht und nach wie vor auf der Höhe der Zeit ist. Es gehöre ein heutzutage nicht mehr selbstverständlicher Idealismus dazu, sich Zeit für die wöchentlichen Chorproben zu nehmen, um mit Musik und Gesang die Mitmenschen zu erfreuen. Beide Redner wie auch die Vertreter der anwesenden Gesangvereine, die seit jeher zu den Wüstenselbitzern ein gutes partnerschaftliches Verhältnis pflegen, überreichten an Brigitte Hoh, die Vorsitzende des Jubiläumsvereins, Präsente.

Schließlich wurden an diesem Abend treuen Sängern Auszeichnungen verliehen. Günter Seibt, der stellvertretende Vorsitzende des Sängerkreises Bayreuth, händigte an zwei verdiente Mitglieder des Wüstenselbitzer Gesangvereines, nämlich Willi Mähringer und Friedbert Köhler, Ehrennadeln und Urkunden für 50-jährige aktive Sangestätigkeit aus.

Am Ende des unterhaltsamen Konzerts interpretierte der gemischte Chor der Wüstenselbitzer Sänger hervorragend einen Irischen Segen, bevor Jürgen Kerz mit dem Orgelsatz "Bolero de concert" von Louis Alfred Lefebury-Wely den furiosen Schlusspunkt unter einem schönen und gelungenen Abend setzte.