Der gebürtige Schweizer Orlando Lardi, der in Tröstau zu Hause ist und sich mit der Nazi-Zeit befasst, erzählt: "Ich habe mit 16 Jahren bereits das Konzentrationslager Dachau besucht." Das Buch der Anne Frank habe er erst vor drei Jahren gelesen, berichtet der 63-jährige und gesteht, dass ihn die Ausstellung sehr bewegt.
Eine Helmbrechtserin hat schon viel gehört und Filme über die damalige Zeit gelesen. "Durch die Frankenpost bin ich auf die Ausstellung aufmerksam geworden und finde es toll, dass bei uns so etwas geboten wird." Das Buch habe sie zwar noch nicht gelesen. "Die Ausstellung aber inspiriert mich, es zu kaufen und mich intensiver mit der Geschichte des Mädchens zu befassen."
Katja Engelhardt besucht die Schau zusammen mit ihrer elfjährigen Tochter Anna. "Wir kommen aus Amerika und machen in Selbitz Ferien", berichtet die Mutter. Anna hat das Buch gelesen und ist davon fasziniert. "Sie wollte unbedingt in die Ausstellung, um noch mehr zu erfahren", sagt ihre Mutter. Viele Fotos kennt die Elfjährige schon und erzählt und erklärt ihrer Mutter was darauf zu sehen ist. Gemeinsam pilgern sie von Stelltafel zu Stelltafel, verweilen, betrachten und lesen, wie auch die anderen Besucher.
Es ist ruhig, nur vom Eingangsbereich her vernimmt man Musik aus den 20er- und 30er-Jahren. Jeder Besucher muss durch den mit dunklen Tüchern ausgehängten "Zeittunnel". Die Stelltafeln sind nummeriert, sodass man die Ausstellung chronologisch erlebt.
120 Minuten sind für die Ausstellung in Begleitung der "Peer Guides" eingeplant. Auch beim selbstständigen Erkunden braucht es Zeit, um einzutauchen und zu verstehen, warum sich die Familie von Anne Frank einst in Amsterdam verstecken musste, wer sie verraten hat und wie grausam das Leben des Mädchens im Konzentrationslager Bergen-Belsen endete.
Petra Schulz berichtet, dass die "Peer Guides" mit den Schülern ihren Tagesablauf aufschreiben und diesen dann mit dem von Anne Frank vergleichen. Nachdem die Jugendlichen die Ausstellung verlassen haben, wissen sie ihre Freiheiten viel mehr schätzen, weiß Petra Schultz.
Die Besucherzahlen werden nicht erfasst. "Die sind überhaupt nicht wichtig", sagt Nanne Wienands. Mundpropaganda sei dabei die beste Werbung.