Nein, auf den ersten Blick ist wahrlich nicht zu erkennen, dass diese Modelle aus alten Klamotten entstanden sind. Von der Laptoptasche über Kleider mit passenden Handtaschen bis hin zu Jacke und Tellerrock für Regentage - die Kreationen sind ausgefallen, kreativ und vor allem: Fast alle sind auch tragbar. Die meisten der bekleidungstechnischen Assistentinnen und Modeschneider, die auf dem Weg zum Abschluss Techniker für Bekleidung an der Staatlichen Bekleidungsfachschule Naila sind, haben ihre Modelle nach den eigenen Maßen gefertigt und tragen sie auch; Fotos bezeugen das.

Die Menschen sammeln Papier, Glas und Plastik und geben es zum Recyceln. Bei alter Kleidung sieht das allerdings anders aus. Statistiken belegen, dass jährlich allein in Deutschland über 100 000 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfall weggeworfen werden. Hinzu kommen Unmengen an Stoffresten und Verschnitten, die bei der Produktion neuer Kollektionen in der Textilindustrie anfallen. Und diese "Müllberge" entdeckten nun auch die angehenden Techniker als Material für sich. Die jungen Damen und zwei Herren wollen die Wegwerfmentalität in der Mode mit den schnelllebigen Trends durchbrechen - und so Ressourcen und die Umwelt schonen. Das Besondere ist, dass die alten Teile nicht nur wiederverwertet werden, sondern durch clevere Design-Ideen einen echten Mehrwert bekommen. Upcycling ist mehr als reines Recycling: Aus ausrangierten Jacken, T-Shirts, Hosen oder Hemden entsteht Mode, die nach Avantgarde aussieht und nicht nach Altkleidersammlung. "Da steckt Lust und Liebe drin und nicht ein Muss", bilanziert die Oberstudiendirektorin des BBZ Textil/Bekleidung Münchberg-Naila, Monika Nestvogel, die mit ihrem Stellvertreter Studiendirektor Dieter Rücker die verschiedenen Modelle bewundert und lobt. Fachoberlehrerin Verena Wieske-Singer hatte der Technikerklasse weitgehend freie Hand gelassen und nur als Coach fungiert. Die Ergebnisse sprechen für sich. "Es ist ein Statement gegen unsere Wegwerfgesellschaft", unterstreicht Wieske-Singer, die nur lobend über die Klasse spricht. "Die jungen Herrschaften sind sehr kreativ und engagiert. Sie gestalten den Unterricht aktiv mit und opfern auch freiwillig viel Freizeit, um ihre selbst gewählten Projekt umzusetzen."