Bad Steben - Andrea Saalfrank könnte sich eigentlich entspannt zurücklehnen und stolz sein auf ihr gelungenes Werk. Denn vor wenigen Tagen ist ihr 154 Seiten umfassendes Buch "Sturmfrisur und Hitzepickel - Tagebuch einer Landratte" erschienen. Doch seither geht die Augenarzthelferin aus Bad Steben mit einem leicht mulmigen Gefühl unter die Leute. In ihrem Hinterkopf spukt der Gedanke "Haben die mein Buch schon gelesen, schauen sie deshalb so komisch?"

Ein Tagebuch

Alles nur Einbildung. Das weiß die 49-Jährige auch, und trotzdem wird sie das Gefühl nicht los. Schließlich bekommen fremde Leute, aber auch der Nachbar um die Ecke durch das Buch Einblick in ein gutes Jahr Privatleben von Andrea Saalfrank und ihrem Lebensgefährten Norbert Klossok. Bekannte und Freunde kommen ebenfalls vor, wenn auch mit geänderten Namen. Aber wer die beiden kennt, der weiß, wer gemeint ist. Darüber hatte sich die Autorin vorab keine Gedanken gemacht.

Das soll nun aber nicht heißen, dass sie ihren Schritt in die Öffentlichkeit bereut. Das wäre auch fatal, denn die witzigen, tagebuchähnlichen Aufzeichnungen mit den flapsigen Erläuterungen für "Landratten" lassen den Leser nicht mehr los. Mit einer guten Portion Ironie beschreibt Andrea Saalfrank ihre eigene Geschichte von der "staubtrockenen" Landratte zu einer echten Seebärin, gepaart mit vielen kleinen und großen chaotischen Ereignissen des maritimen Alltags an Bord eines Segelschiffes.

Im Jahr 2002 kauften Andrea Saalfrank und Norbert Klossok das 30 Jahre alte Schiff "Schirokko" für einen "Appel und ein Ei", wie sie sagen. Ein Brandschadenopfer, das dann in dreijähriger Wochenend- und Feierabendarbeit wieder auf Vordermann gebracht wurde. Während dieser Zeit stand das imposante Schiff auf der Wiese direkt neben dem Wohnhaus von Andrea Saalfrank. 2005 wurde das Schiff mittels Tieflader von Bad Steben nach Slowenien verfrachtet, ein Jahr später zu Wasser gelassen und das nasse Abenteuer begann.

Aber bis dahin gab es allerlei Hürden zu überwinden, die Andrea Saalfrank trefflich beschreibt.

Zettelsammlung

Die Autorin hatte nach eigenem Bekunden nie Ambitionen zur Schreiberei, umso bemerkenswerter der Erfolg. Angefangen hat alles mit zig Kritzeleien auf irgendwelchen Schmierblättern im Urlaub. "Ich notierte jede kleine Begebenheit für mich, meine Tochter Thea und die Familie, aber nicht mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben", sagt Andrea Saalfrank rückblickend. "Es war damals eine Zeit, da hatte ich ständig Zettel und Stift bei mir und hab alles festgehalten, jede Kleinigkeit."

Zu Hause schrieb Andrea Saalfrank die vielen Notizen ins Reine, und plötzlich war der Grundstock für das Buch da. "Es hat mir einfach Spaß gemacht, an dem Geschriebenen zu feilen. Ich hab nur geschrieben, wenn ich Lust hatte, aber dann oft bis ein oder zwei Uhr in der Nacht. Dabei war meist der Verstand schneller als die Finger auf der Tastatur", sagt sie lachend. Schließlich gab sie das Manuskript Irina Dufrains, der Frau ihres damaligen Chefs, zum Lesen. "Sie war schlichtweg begeistert, hat mir Mut gemacht und mich moralisch unterstützt, den Erfahrungsbericht als Buch auf den Markt zu bringen."

Nur zwei Anrufe

Damit war die Entscheidung gefallen. "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt": Mit dieser Einstellung rief die Hobbyschreiberin bei Verlagen an. Das Glück war ihr hold, bereits der zweite Anruf brachte den Erfolg. Der Verlag zeigte nach dem Probelesen Interesse. Der Vertrag mit ganz normalen Konditionen wurde am 15. November im vergangenen Jahr unterzeichnet. Dann dauerte es noch knapp ein Jahr, bis das Buch von Andrea Saalfrank erschien, illustriert mit vielen Fotos - Urlaubsfotos oder Fotos vom Wandel des Bootes, geschossen von Lebensgefährte Norbert Klossok. Auch den Bucheinband ziert ein Privatfoto, aufgenommen bei Sonnenuntergang an Bord des Schiffes.

Das Buch ist wie die Autorin selbst - sprühend vor Lebensfreude, ehrlich auch in Krisensituationen und ermunternd für jede Landratte. Ob es ein weiteres Buch geben wird, das steht noch in den Sternen. Die Autorin sieht der Zukunft gelassen entgegen. "Erst einmal abwarten, was mit diesem Buch wird."