Naila Zwei Fans holen Rock-Größen nach Naila

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Am 12. März spielen in der Nailaer FT-Turnhalle vier Bands der härteren Gangart. Dafür greifen zwei Nailaer tief in die Taschen. Sie wollen den Heavy Metal in der Region neu etablieren.

 
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Naila - Man muss es so sagen: In Sachen Hard Rock und Heavy Metal ist Hochfranken Diaspora, besonders dann, wenn es um traditionelle Spielarten geht. Konzerte finden selten statt, meistens geben sich Cover-Bands die Ehre. Damit mal wieder etwas los ist, haben sich zwei Nailaer ins Zeug gelegt - und richtig tief in die Tasche gegriffen: Florian Tomaschek, 28 Jahre, und Sebastian Kaske, 29 Jahre, sind vor allem eins: Fans des echten, unverfälschten und ungekünstelten Heavy Metal. Deshalb haben sie ein Konzert auf die Beine gestellt, das es in dieser Größenordnung und mit so hochkarätiger Besetzung lange nicht in der Region gegeben hat. Es hat die beiden Nailaer geärgert, dass sie selbst immer so weit zu Konzerten und Festivals fahren müssen. Deshalb veranstalten sie jetzt selbst eins - auf eigene Faust, ohne doppelten finanziellen Boden.

Headliner am 12. März 2016 werden Dead Lord aus Schweden sein, eine Hard-Rock-Band, die die 70er-Jahre ein- und starke Thin-Lizzy-Anleihen ausatmet. Sie ist nach zwei Alben und umjubelten Auftritten in weiten Teilen Europas die Band der Stunde. Als "CFN-Fest" firmiert der Konzertabend mit vier Bands. "CFN" steht für "Cowboys from Naila", einen kleinen, losen Zusammenschluss von Metal-Fans in Naila. Florian und Sebastian tragen das Logo als Tattoos auf der Wade beziehungsweise dem Arm.

Die Idee hinter dem Konzert ist denkbar einfach: Die beiden privaten Veranstalter haben den gleichen Musikgeschmack und wollten etwas auf die Bühne bringen, das ohne Kompromiss das ist, was sie wollen. "Ich hatte schon etwas Erfahrung mit dem 'Eternal Frost'. Aber damals hatte ich nicht so einen großen Einfluss auf die Bandauswahl", sagt Florian Tomaschek. Das ist jetzt anders. "Wir haben eine Liste mit Bands gemacht, die wir gerne in Naila sehen würden", sagt Sebastian Kaske. Manche Bands sagten ab, aber ihre Wunschkandidaten bekam das Nailaer Duo dennoch: "Wir konnten es gar nicht glauben", sagt Sebastian. Dead Lord sagten zu, obwohl sie zu dem Zeitpunkt im März gar nicht planten, in Deutschland unterwegs zu sein. "Jetzt planen sie rund um unser Konzert eine Tour", sagt Sebastian. Normalerweise spielen Dead Lord in größeren Clubs in München, Berlin oder Hamburg. Im März dann in Naila. Offenbar waren Band und Management aber von der Idee und Herangehensweise der beiden Nailaer so begeistert, dass sie sich für den Gig im Frankenwald entschieden.

Denn was Florian Tomaschek und Sebastian Kaske auf die Beine stellen, ist nicht ohne Risiko. Mit viel Idealismus veranstalten sie ein durchaus kostspieliges Konzert. Die Gage für Dead Lord allein entspricht in etwa dem Brutto-Monatslohn eines Facharbeiters. Hinzu kommen die anderen Bands, die Unterbringung, Gema-Gebühren und der selbst organisierte Ausschank in der Turnhalle. 300 Leute etwa sollten in der Halle in der Hofer Straße am 12. März Platz finden. "Es wäre schön, wenn es ausverkauft wäre", sagen Florian und Sebastian unisono. Um keinen Verlust zu machen, reicht das aber noch nicht: "Außerdem sollten die Besucher Durst mitbringen - auch wenn wir natürlich niemanden anstiften wollen", sagt Florian lachend. Die beiden Veranstalter geben sich keinen Illusionen hin: Geld verdienen werden sie mit dem Konzert keines. Sie hoffen lediglich, dass sie keinen Verlust machen oder der sich zumindest in Grenzen hält. "Es wäre schön, wenn die Leute in der Region zu schätzen wissen, was wir hier versuchen", sagt Florian Tomaschek.

Die Buchung der Bands und die anderen Formalien rund um die Veranstaltung erledigen die beiden Fans nach der Arbeit. Wie man so etwas angeht, wissen sie auch aus der Berufserfahrung heraus: Der eine ist Bankkaufmann, der andere kaufmännischer Angestellter. Buchhaltung und Heavy Metal lassen sich offensichtlich trotz ihrer Gegensätze vereinbaren. "Anders geht es heutzutage nicht", sagt Sebastian Kaske.

Dieser Herangehensweise entspricht auch die Bandauswahl. Mit Dead Lord als Headliner geht man nicht den extremsten Weg. Die Hard-Rock-Band hat das Potenzial, Fans der jüngeren und älteren Generation anzuziehen. Der traditionelle Hard Rock ist frisch und hart genug, um neue Fans zufriedenzustellen und retrospektiv genug, um Altrocker vor der Bühne zu versammeln. So hoffen die Veranstalter auf eine große Schnittmenge. Sollte das CFN-Fest im März ein Erfolg werden, dann steht einer weiteren Auflage nichts im Weg. Die Liste an Bands, die die beiden Nailaer gerne in der Region sähen, ist lang. Nun liegt der Ball bei den Rock- und Metal-Fans. Nur sie können dafür sorgen, dass es nicht bei einem CFN-Fest bleibt.

Hard Rock und Heavy Metal sind für uns etwas Handfestes, das sich nicht abnutzt.

Florian Tomaschek

Wir konnten es gar nicht glauben, als die Zusage von 'Dead Lord' kam.

Sebastian Kaske

Die Bands & der Vorverkauf

Dead Lord: Erst seit Januar 2012 gibt es die Band Dead Lord, die im schwedischen Stockholm beheimatet ist. Ein gutes Jahr später veröffentlichte das Quartett bereits das Debüt-Album "Goodbye Repentance", das in der Szene einschlug. Die gedoppelten Lead-Gitarren, der charakteristische Gesang und der Grundsound erinnerten stark an Thin Lizzy und deren viel zu früh verstorbenen Frontmann Phil Lynott. Das in diesem Jahr veröffentlichte Album "Heads held high" geht diesen Schritt konsequent weiter - mit weiter verbessertem Songwriting und fortgeschritteneren Arrangements. Dead Lord sind außerdem als erstklassige Live-Band bekannt.

Repent: Seit 1992 im Geschäft sind die Thrasher von Repent aus Lauf an der Pegnitz. Standesgemäß werden sie etwas mehr Tempo auf die Bühnenbretter bringen.

Blizzen sind einer der großen Newcomer im deutschen Speed Metal. Besonders reizvoll: Nach ihrer EP "Time Machine" aus diesem Jahr könnte das erste Album zum Zeitpunkt des CFN-Festes in den Geschäften stehen.

Ähnlich sieht es bei den belgischen Death-Metallern Carnation aus: Auch sie brachten dieses Jahr eine EP raus, und auch sie könnten mit neuem Album im Gepäck nach Naila kommen.

Den Vorverkauf läuten Sebastian Kaske und Florian Tomaschek an diesem Samstag in der Gaststätte der FT-Turnhalle ein. Von 16 Uhr an gibt es Metal aus der Konserve, kühle Getränke und CFN-Tickets für 15 Euro. Später werden sie im Vorverkauf 17 Euro kosten, an der Abendkasse dann 20 Euro.

Von Samstag an gibt es die Karten dann im Tattoostudio "Duhd & Deifl", in der Sparkasse Bad Steben und direkt in der Gaststätte Turnhalle. Außerdem wird ein Online-Shop eingerichtet unter:

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cowboysfromnaila.bigcartel.com

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