Weiden Absturz kostet Rettungsflieger das Leben

Alexander Raedle
Ein Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfall-Untersuchung besichtigt Wrackteile des Kleinflugzeugs an der Absturzstelle in einem Feld bei Rheinhausen (Baden-Württemberg). Foto: Uli Deck/dpa Quelle: Unbekannt

Jochen Huber hat als Pilot des Hubschraubers "Christoph 80" unzählige Menschenleben gerettet. Am Dienstag starb er in Baden-Württemberg bei einem Flugunglück.

 
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Weiden - Das Flugunglück in der Nähe von Karlsruhe hat vier Menschen das Leben gekostet (wir berichteten). Einer von ihnen, der Instruktor im Hubschrauber, war in Weiden stationiert.

Sein Tod ist in Weiden mit größter Bestürzung aufgenommen worden. Jochen Huber, Stationsleiter der Luftrettungsstation Latsch, war bei den Kollegen äußerst beliebt. "Er hat unzählige Leben gerettet", sagt Jürgen Meyer, stellvertretender Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Nordoberpfalz. Das Team sei erschüttert. Ein Kollege habe gesagt: "Er fliegt als Engel weiter." Der 46-Jährige lebte für die Fliegerei - am Ende starb er dafür.

Das Unglück ereignete sich am Dienstagmittag. Über Oberhausen-Rheinhausen im nördlichen Landkreis Karlsruhe stießen ein Hubschrauber und ein Kleinflugzeug zusammen. Augenzeugen berichteten im Fernsehsender N-TV, dass der kleine Flieger des Typs Piper aus den Wolken kam und den Hubschrauber rammte. Das Flugzeug gehört zu einer Basler Flugschule und sollte auf dem nur noch wenige Kilometer entfernten Flugplatz Speyer landen.

Der Helikopter gehört zur DRF-Luftrettungzentrale Filderstadt. Er befand sich auf einem Trainingsflug, gestartet vom Baden-Airpark aus. Dorthin hätte er auch zurückkehren sollen. Beide Piloten waren laut DRF erfahren. Es handelte sich um eine Einweisung in den EC 135, der gleiche Typ wie Weidens "Christoph 80". Jochen Huber war als Instruktor an Bord. Der Weidener Berufspilot hatte die Fluglehrerberechtigung für mehrere Hubschraubertypen. "Die DRF Luftrettung ist durch den tragischen Unfall zutiefst betroffen und trauert um den Verstorbenen. In Gedanken sind alle Mitarbeiter bei den Angehörigen", sagte Sprecherin Petra Hentschel.

Jochen Huber lebte in Kösching (Landkreis Eichstätt). Er hinterlässt seine Frau und zwei Buben im Alter von neun und zwölf Jahren. Für seine Familie pendelte er häufig die 180-Kilometer-Strecke zu seinem Arbeitsplatz in der Oberpfalz.

Für ihn war die Fliegerei ein Kindheitstraum. Jochen Huber träumte diesen Traum als Erwachsener weiter - auch noch, als der Zug bereits abgefahren schien. Er war ausgebildeter Rettungssanitäter und Leitstellendisponent. Aber Huber wollte mehr: Er wollte an den Steuerknüppel. Die meisten Rettungshubschrauber-Piloten kommen von der Polizei oder der Bundeswehr. Huber musste sich den Pilotenschein selbst finanzieren. Kostenpunkt: um die 100 000 Euro. In einem Interview mit Oberpfalz-Medien sprach er seinen Eltern seinen Dank aus: "Ich bekam viel Unterstützung durch meine Eltern, sonst wäre das nicht möglich gewesen." Für den großen Traum scheute er keine Arbeit: Er jobbte an der Tankstelle, arbeitete als freier Mitarbeiter für den "Donaukurier".

2008 - mit 37 Jahren - saß er schließlich am Steuer des 1500 PS starken Helikopters der Luftrettung. Der "Ingolstädter Zeitung" blieb er auf andere Weise verbunden: 2010 berichtete er für den "Donaukurier" aus Haiti. Dort flog er ab Port-au-Prince für eine deutsche Hilfsorganisation Hubschraubereinsätze in Krisenregionen.

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