Coburg/München Coburg bekommt neues Kulturzentrum

Rechts oben die Veste Coburg, links unten das Globe-Theater auf dem ehemaligen Güterbahnhof- und Schlachthofgelände: So soll der neue kulturelle Mittelpunkt in der Coburger Südstadt in wenigen Jahren strahlen. Entwurf: Coburger Designforum Oberfranken / Hochschule Coburg Quelle: Unbekannt

Finanzminister Markus Söder sagt zehn Millionen Euro für ein Globe-Theater zu. Um das Projekt ist lange gerungen worden.

 
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Coburg/München - "Das Landestheater Coburg", sagt Bayerns Heimat- und Finanzminister Markus Söder (CSU), "liegt mir sehr am Herzen". Deshalb begrüßt er die Generalsanierung des historischen Hauses am Schlossplatz in Coburg. Es gehört dem Freistaat, seit sich das ehemalige Herzogtum 1920 Bayern angeschlossen hat. Im Herbst 2019 sollen die Arbeiten für die Instandsetzung und Erweiterung des Theaters beginnen. Deren Kosten werden auf über 60 Millionen Euro geschätzt. Die Bauzeit soll rund fünf Jahre betragen.

Sondersitzung

Der Stadtrat von Coburg soll in einer Sondersitzung am 15. Februar den Beschluss zur Übergangsspielstätte für das Landestheater fassen. Die Zustimmung zu einem Globe - ein Rundbau aus Holz nach englischem Vorbild - gilt als sicher, nachdem die Frage der Finanzierung mit der Zusage von Minister Markus Söder und den Schenkungen von Coburger Unternehmen geklärt ist.

Für diese Zeit wird eine Übergangsspielstätte benötigt. Der Coburger Stadtrat hat mehr als zwei Jahre um die beste Lösung gerungen - und sich am Ende festgefahren. Die einen wollten ein Zelt, die anderen den Umbau einer alten Dreifach-Sporthalle, auf den sich im Dezember 2016 schließlich eine Mehrheit festlegte. Aber richtig glücklich war niemand damit; zumal dann nicht, als die Kosten bekannt wurden: Zwölf Millionen Euro soll die Turnhallen-Lösung kosten. Dazu kam die Festlegung in der Finanzierungsvereinbarung, dass das Land nur dann einen Zuschuss von 75 Prozent der Baukosten gibt, wenn das Interim nach dem Auszug des Landestheaters abgerissen wird. Über diese merkwürdige Regelung wurde zwar gesprochen, aber richtig hinterfragt wurde sie nie.

Im Dezember 2017 kam Bewegung in das Projekt. Die SBC-Stadtratsfraktion - ein Zusammenschluss von Politikern der Partei die Linke und ehemaligen SPD-Mitgliedern - stellte den Eilantrag, den Bau eines Globe-Theaters nach englischem Vorbild als Übergangsspielstätte zu prüfen. Die Idee dazu hatten Studenten der Hochschule Coburg geliefert. An die Öffentlichkeit brachte sie Auwi Stübbe, Vorsitzender des Coburger Designforums Oberfranken (CDO).

Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Brose-Gruppe, war begeistert von den Entwürfen und gewann Mitstreiter. Ergebnis: Anfang dieser Woche sagten Stoschek für die Brose-Gruppe, Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann für die Huk-Coburg Versicherungsgruppe und Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser, Gesellschafterin von Kaeser-Kompressoren, eine Schenkung von insgesamt drei Millionen Euro zu, wenn das Globe-Theater gebaut wird. Weitere Unternehmen schlossen sich der Initiative an. Sie wollen beispielsweise Energieanlagen beisteuern. Die Bayerischen Staatsforsten hatten zuvor angeboten, das Holz für den Rundbau zur Verfügung zu stellen.

Daraufhin liefen zwischen Coburg und München die Drähte heiß. Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD), Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) und Michael Stoschek verhandelten mit dem Kunst- und Finanzministerium und sprachen mit Finanz- und Heimatminister Markus Söder. Er ließ sich von dem Argument überzeugen, dass eine Übergangsspielstätte, die zwölf Millionen Euro kostet und nach wenigen Jahren Nutzung wieder abgerissen wird, eine Verschwendung von Steuergeldern sei.

"Ich habe mir die Unterlagen angesehen und festgestellt, dass die bisherige Gestaltung der Finanzierungsvereinbarung für die Übergangsspielstätte nicht überzeugend ist", sagte Minister Söder unserer Zeitung am Freitag. Es sei "tatsächlich so, dass Steuergelder besser angelegt sind, wenn sie für die Stadt Coburg und die Region einen dauerhaften Mehrwert haben. Und wenn man eine Interimsspielstätte für so viel Geld baut, dann soll sie nach der Zeit, in der das Ensemble des Landestheaters dort gespielt hat, auch der Coburger Bürgerschaft zur Nutzung in anderer Form zur Verfügung stehen."

Deshalb habe er Oberbürgermeister Norbert Tessmer zugesagt, dass das Land für die Übergangsspielstätte auf dem ehemaligen Güterbahnhofgelände, wenn sie dauerhaft als Kultur- und Veranstaltungszentrum genutzt wird, den gleichen Zuschuss zahlt wie für das bislang aktuelle Interim am Coburger Ketschenanger, das Michael Stoschek als "Abrisshalle" kritisiert hatte. Bei einer Bausumme von 15 Millionen Euro entsprechen zehn Millionen Euro etwa der zugesagten 75-prozentigen Förderung. Drei Millionen kommen von der Coburger Wirtschaft, was Markus Söder am Freitag ausdrücklich würdigte; den Rest übernimmt die Stadt. "Damit ist das Problem sauber gelöst. Die Stadt Coburg hat eine gute Entscheidungsgrundlage. Und wenn wir das machen, dann machen wir es gescheit", betonte der Minister.

Nach seinen Worten wird die Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Land und Coburg angepasst. Denn: "Für mich ist nicht überzeugend, dass eine Übergangsspielstätte nur dann einen hohen Zuschuss bekommt, wenn sie abgerissen wird. Das entspricht nicht meinen Vorstellungen von Wert und Nachhaltigkeit", sagte Söder.

Oberbürgermeister Norbert Tessmer sprach am Freitag nach einem Telefonat mit Minister Söder von einem "ausgezeichneten Tag für unsere Stadt". Die Förderzusage des Landes sei ein wichtiges Signal für die Entwicklung des Geländes für Kultur, Wissenschaft, Dienstleistung und Gewerbe am Güterbahnhof Coburg. Das sehe er genauso, sagte Brose-Chef Michael Stoschek. Er freue sich für Coburg. Fritz Frömming, kaufmännischer Direktor des Landestheaters, sprach - auch im Namen aller Mitarbeiter - von einem "immensen Rückhalt für das ganze Projekt Generalsanierung". Bundestagsabgeordneter Michelbach kommentierte die "nicht selbstverständliche Entscheidung" von Minister Söder so: "Das ist großartig für Coburg, dafür muss man sich bedanken."

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