Unser Redakteur Andreas Wolfger befindet sich gerade privat in Italien. Im Folgenden schildert er seine Eindrücke: Etwa 50 Kilometer liegt Mestre, die Heimat des italienischen Basketball-Erstligisten Reyer Venezia, von Vo‘ Euganeo. Jener Kleinstadt in der Region Venetien, die aufgrund des Coronavirus von den Behörden unter Quarantäne gestellt wurde. Noch sind in der Vorstadt der Weltkulturerbestadt Venedig keine Infektionsfälle bekannt. Trotzdem kann man die Nähe auf den Straßen deutlich wahrnehmen.
Auf den Straßen fahren am Sonntagvormittag deutlich weniger Autos als sonst und auch die üblicherweise geschäftige Innenstadt wirkt eher ruhig. Und das obwohl die traditionellen Karnevalsfeierlichkeiten hier noch stattfinden dürfen. Im nahegelegenen Padua hatten die Behörden bereits am Samstagabend alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt.
Die Menschen sind verunsichert. Bereits am Samstagvormittag – wenige Stunden nach dem Bekanntwerden der ersten bestätigten Todesfälle auf dem europäischen Kontinent – geben Drogerien in der Region erklären, dass Schutzmaske und Desinfektionsmittel ausverkauft sind. Es kommt zu ersten Hamstereinkäufen. Zwar herrscht noch keine Ausgangssperre, die Behörden raten den Menschen jedoch, große Versammlungen zu meiden und ihre Häuser nur zu verlassen, wenn es dringend sei.
Der Hauptgrund für die Verunsicherung: Niemand weiß, wie das Virus seinen Weg nach Norditalien gefunden hat. Während sich ein anfangs als „Patient Zero“ bezeichneter Besucher aus China als nichtinfiziert herausstellt, nimmt die Zahl der Erkrankten stetig zu. „Wer glaubt, dass er erkrankt ist, soll nicht in die Notaufnahme gehen“, betonen die Behörden. Stattdessen wird geraten, eine spezielle Notfallnummer anzurufen.
Am Sonntagmittag wird bekannt: Der Erreger Covid-19 ist auch in der Lagunenstadt angekommen. Zwei 88-jährige Einheimische haben sich offenbar infiziert. Als Reaktion auf die Nachricht wird das weltbekannte Karnevalsfest in der Altstadt vorzeitig beendet. Außerdem erklärt Luca Zaia, Präsident von Venetien, dass mindestens bis zum 1. März alle Schulen geschlossen bleiben sollen.