Aus der Region Jäger zielt auf Wildsau und trifft Badegast

Cornelia Henze
Das Rebesgrüner Bad, umgeben von Feld. Parallel zum Badebetrieb wird oft geerntet - und auf im Feld versteckte Wildschweinrotten geschossen. Foto: hhag

Ein 71-jähriger Vogtländer Waidmann ist entsetzt über seinen Fehltreffer. Der Schuss, meint er, sei wohl vom Schwein abgeprallt. Das Projektil hat einen Mann leicht verletzt.

 
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Rebesgrün/Auerbach - "Jeder Jäger ist für seinen Schuss verantwortlich!" Das sagt der erfahrene Waidmann einen Tag nach dem Vorfall. Aus seinen Worten klingen Selbstvorwurf und großes Bedauern. 20 Jahre gehe er schon zur Jagd, aber so etwas Schlimmes sei ihm noch nie passiert, sagt der 71-Jährige.

Was war geschehen? Der Schütze schildert seine Sicht der Dinge: Am Donnerstag habe er auf ein Stück Schwarzwild gezielt und auch getroffen. Das Projektil müsse von dem Wildschwein aber abgeprallt sein und den Weg in Richtung Badegast genommen haben. Nur so kann es sich der Jäger erklären, dass der Mann getroffen wurde. Dieser lag direkt am Zaun, der die Liegewiese im Rebesgrüner Bad vom angrenzenden Feld trennt. Während sich der Gast dort sonnte, ernteten nebenan Landwirte das Rapsfeld ab.

Dass Jäger auf Schwarzwild schießen, während geerntet wird, das sei nichts Ungewöhnliches, sagt Mario Grünert, Chef der Treba-Agrar GmbH aus Reumtengrün. Denn die Schweine verstecken sich gern im Raps- oder Maisfeld und werden durch die Erntearbeiten aufgeschreckt. Günstige Gelegenheit für Jäger, Sau oder Keiler vor die Flinte zu kriegen. Allerdings räumt Grünert ein: "Mir ist es lieber, wenn die Jäger nicht da sind. Das ist schon ein ungutes Gefühl, dass ein Projektil aus Versehen einen unserer Landwirte treffen könnte."

Getroffen hat es nun aber den Badegast, der, nachdem er einen Schmerz am Bauch gefühlt hatte, bei Schwimmmeister Ralf Voigtländer vorsprach. Voigtländer spricht von zwei roten Ringen am Bauch des Gastes - drei bis vier Zentimeter groß im Durchmesser. "Kleine Hämatome, kein Blut", sagt der Schwimmmeister, der angesichts der leichten Verletzung keine Erstversorgung vornehmen musste. Wäre der Mann ernsthafter verletzt gewesen, hätte Voigtländer die übliche Rettungskette aktiviert.

Der getroffene Badegast hat dann offenbar selbst Rettungswagen und Polizei alarmiert. Angezeigt wurde der Jägersmann, der den Rebesgrüner Privatwald bejagt, nun wegen Körperverletzung. Am Freitag hat der Jäger den Patienten zu Hause besucht. "Ihm geht es so weit gut", sagt er. Das Projektil aus seiner Jagdwaffe sei im Bad gefunden worden. Im Vogtländischen Jagdverband werde man den Fall nun intern auch auswerten.

Dort und im Dörfchen Rebesgrün hat die Geschichte schnell die Runde gemacht. Die Sau sei nach dem missglückten Schuss wohl vom Privat- in den Staatswald geflüchtet, sagt Andreas Schuster von Sachsenforst, Revierförster in Eich. "Dass mal ein Projektil vom Ziel abprallt, das ist nie zu 100 Prozent auszuschließen", bestätigt der Experte.

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