Prag Konsequenzen nach tödlichen Zugunglücken

Werner Rost

Prag - Nach dem zweiten schweren Zugunglück mit Toten und Verletzten binnen einer Woche in Tschechien haben die Verantwortlichen der Bahn Konsequenzen angekündigt.

 
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Prag - Nach dem zweiten schweren Zugunglück mit Toten und Verletzten binnen einer Woche in Tschechien haben die Verantwortlichen der Bahn Konsequenzen angekündigt. Dies betrifft sowohl den Netzbetreiber SŽals auch den Staatsbahnbetrieb der CD. Anders als in Deutschland fand bei der Bahnreform in Tschechien vor dem Beitritt des Landes zur Europäischen Union eine vollständige Trennung zwischen dem Netz und Bahn-Betrieb statt.

Obwohl in die jüngsten Unfälle nur CD-Züge verwickelt waren, fordert SŽ-Generaldirektor Jirí Svoboda alle Bahngesellschaften auf, ihre Mitarbeiter besser zu schulen und zu kontrollieren. Svoboda appellierte an alle Beteiligten, ihren Beruf mit mehr Gewissenhaftigkeit auszuüben und dabei alle Vorschriften strikt einzuhalten. Dabei bezog der Generaldirektor seine eigenen SŽ-Netzmitarbeiter mit ein.

Als erste kurzfristige Maßnahme kündigt Svoboda eine Änderung der Zugmelde-Vorschriften auf den Nebenstrecken an. Wie aus einer SŽ-Pressemitteilung zu entnehmen ist, findet deshalb am 15. August eine Fahrplanänderung statt. Damit dürften sich die Fahrzeiten einiger Züge wegen des zusätzlichen Zeitbedarfs der Lokführer geringfügig um wenige Minuten verlängern.

Auch CD-Generaldirektor Václav Nebeský hat ein Sofortprogramm angekündigt. So soll das Lokführeraus- und Weiterbildung an Fahrsimulatoren verstärkt werden. Mit derartigen computergesteuerten Simulatoren, wie sie auch in vielen anderen europäischen Ländern bei der Ausbildung üblich sind, trainieren Lokführer das richtige Verhalten auch bei außergewöhnlichen Situationen. doch das ist noch längst nicht alles: Als weitere Maßnahme kündigte Nebeský mehr Kontrollen des Personals an. Dabei gehe es auch darum, zu überprüfen, dass die Lokführer ihre Ruhe- und Erholungszeiten einhalten.

Der tschechische Bahnexperte Petr Holub kritisiert, dass seit der Liberalisierung des Marktes und der Öffnung des Netzes für andere Bahngesellschaften viele Lokführer für mehrere Unternehmen arbeiten. Das Monatseinkommen eines CD-Lokführers liegt derzeit bei zirka 55 000 Kronen, umgerechnet etwa 2200 Euro. Das sind etwa 900 Euro mehr als der Durchschnittslohn in Tschechien beträgt.

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