"Den tatsächlichen Finanzbedarf sieht Landrat Klaus Löffler als Dreh- und Angelpunkt für weitere Überlegungen und Strategien", teilt der Pressesprecher des Kronacher Landratsamtes, Bernd Graf, nun mit. Ende September hätten die Metzger zwar Zahlen geliefert, die würden aus Sicht des Landrats aber noch keine Bewertung der wirtschaftlichen Situation ermöglichen. Man müsse erst Einblick in die Bilanzen und einschlägigen Unterlagen bekommen. Außerdem wäre es wichtig zu wissen, warum die Erlöse aus der Schlachtung rückläufig sind und welche Betriebe aus welchem Grund keine Schlachtungen mehr in Kronach durchführen.
Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner quittiert unterdessen die Frage Richard Rauhs nach den Zahlen mit einem Schulterzucken: "Wenn er Interesse an dem Projekt hätte, hätte er die Zahlen, die die Metzger bisher geliefert haben, auch schon. Das ist ja schließlich keine Einbahnstraße. Man kann ja auch mal danach fragen." Das sieht Richard Rauh ganz anders. "Ich erwarte, dass der Dienstweg eingehalten wird." Wenn die Zahlen im Landratsamt vorliegen, dann müsste man sie den Fraktionsvorsitzenden doch weiterreichen. Er habe mehrmals danach gefragt. "Schließlich entscheidet am Ende der Kreistag und nicht der Landtagsabgeordnete als allwissender Allrounder. Der ist ja wie die eierlegende Wollmilchsau", ärgert sich Rauh, dem noch etwas ganz anderes im Magen liegt: Baumgärtners Neubau-Idee, die dieser bisher immer mit einer Kooperation mit dem Kulmbacher Schlachthof verknüpft hat. "Es wäre interessant, ob Kulmbach überhaupt zu einer Kooperation bereit wäre", stichelt Rauh. Diese Spitze kontert Baumgärtner mit einem Bild: "Wenn man darauf wartet, dass jemand seine Bereitschaft signalisiert, ist das so, als stünde man am Bahnhof und wartet auf ein Schiff." Der Neubau funktioniere nun einmal nur mit Partnern. Allein sei das nicht zu schultern. Und um Partner müsse man sich bemühen.
Die Kronacher Metzger sind der Meinung, dass der neue Schlachthof auf jeden Fall in Kronach stehen muss. Schließlich schlachtet man laut dem Metzgerinnungsobermeister Eberhard Kraus in Kronach viermal so viel wie in Kulmbach. Außerdem habe der hiesige Schlachthof ein Einzugsgebiet bis nach Jena. Daher sei er auch der strategisch günstigere Standort. Und auch wenn man sich in Kulmbach immer auf die direkte Nähe zur Fleischforschungsanstalt berufe: Fleischforschung könne man genauso gut in Kronach durchführen. Jürgen Baumgärtner betont, ihm sei die wohnortnahe Schlachtung im Einklang mit der Schöpfung, also tiergerecht, ein großes Anliegen. Wenn man also in Kulmbach sage, man wolle den Schlachthof nicht nach Kronach verlagern, müsse man das einmal genau anschauen: "Warum soll die Kulmbacher Einrichtung staatlich subventioniert werden und die Kronacher Metzger müssen sich dem Markt stellen?" Er persönlich glaube ohnehin, dass Schlachthöfe in staatliche Hand gehörten und halte nichts von privaten Schlachtbetrieben. Die müssten Gewinn maximieren, das Tierwohl habe dann oft eine untergeordnete Rolle. Deshalb strebe er eine gläserne Manufaktur für einen kommunal betriebenen Schlachthof an. "Wir müssen eine Lösung finden, die für alle gut ist. Und ich glaube, das wäre ein Neubau mit einem Kooperationspartner, wer auch immer das am Ende ist."
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