Hof - Florian Silbereisen fackelt am vergangen Samstag in Hof wieder mal ein Feuerwerk an guter Laune ab. Rund 2000 Menschen feiern in der Freiheitshalle eine dreistündige Volksmusik-Party. Für die Ohren gibts viel Musik, fürs Auge oberkörperfreie Tänze von Silbereisen und seinen Tänzern. Und fürs Herz der weiblichen Fans gibts vom "Flori" ein Bussi auf die Wange, wenn er aufgedreht durch die Publikumsreihen rauscht. "Schön, dass sie da sind", lässt er eine betagte Dame wissen. Zahnpasta-Lächeln. Hach, wie schön.

Der TV-Star schenkt seinen Fans das, was sie von ihm wollen: Einen Mix aus dem Schwiegersohn, von dem alle Mütter träumen, feuriger Tänzer, kalauernder Moderator, die Generationen verbindender Entertainer. Schnell wird klar, ganz salopp gesagt: So schlecht ist das gar nicht, was der Typ da auf der Bühne macht. Zwar schwirrt durch die von Pyrotechnik vernebelte Luft viel Schmalz und Kitsch. Doch entwickelt man zunehmend Bewunderung für den Alleskönner.

Man kann von ihm halten, was man möchte, eines muss man Silbereisen zugestehen: Er ist ein Profi. Eine Maschine, die reibungslos funktioniert. Und das beweist er derzeit wieder mal jeden Abend - mit seiner aktuellen Tournee "Das Fest der Feste". Zusammen mit Hit-Sänger DJ Ötzi, der Gruppe Voxxclub und dem Percussion-Duo Double Drums wirbelt der Showmaster über die Bühne.

Er moderiert drei Stunden durch, hat ein Dutzend Liedtexte im Kopf, dazu die Abfolge genauso vieler Choreographien. Sein Outfit wechselt Silbereisen in Hof mindestens genauso oft, wie es ein Moderator der Oscar-Verleihung in Hollywood tut. Die ganze Zeit über lacht er, wirkt entspannt, reißt Witze mit und auch über das Publikum. Als drei ausgewählte Zuschauer Lieder nachsummen sollen, bewegt er sich am Rand des Zynismus, auf Kosten der Gäste: "Ich weiß nicht, welches Lied das sein soll, aber es klingt gut." Das Publikum johlt mehrfach. Silbereisens joviale Art fängt solche Grenzgänge dann wieder auf.

Seine Mimik und Gestik wirkt dabei freilich stets übertrieben. Manchmal wirkt er wie die Karikatur seiner selbst. Das Verblüffende ist: Irgendwie nimmt man ihm den Dauergrinser wirklich ab. Er schafft es, sein Publikum mitzuziehen. Vielleicht nennt ihn die Stimme des Image-Films vor Beginn der Show genau deshalb den Moderator, "der immer wieder für eine Überraschung sorgt".

Silbereisen ist das Gegengift für Stimmungs-Muffel - jeden Alters. In Hof lauschen ihm zwar überwiegend ältere Damen, die ihre Gatten mitgebracht haben, doch sind auch viele Kinder und junge Leute in die Freiheitshalle gekommen. Acht bis achtundachtzig, kein Problem, er bekommt sie alle unter einen Hut.

Längst ist Volksmusik nicht mehr nur etwas für Rentner. Die Lieder unterscheiden sich mittlerweile nur noch durch die deutsche Sprache von einem Popmusik-Titel in den Charts. Auch die Interpreten stehen nicht mehr zwangsläufig im Dirndl oder in der Lederhose am Mikrofon, sondern haben ihre Trachten gegen Abendkleider, Röhrenjeans und T-Shirts mit V-Ausschnitt eingetauscht. Und auch die Inhalte von Schlager-Shows sind nicht mehr dieselben, wie noch vor zehn Jahren, wo zwischen volkstümlichen Gesängen über Brauchtum geredet wurde. Heute reißt sich da ein Breakdancer die Kleidung vom Leib - während er sich auf dem Kopf dreht.

Man könnte meinen, der Grund für dieses neue Erfolgskonzept ist Florian Silbereisen, der wie Phönix aus der Asche erstiegen ist, um die deutsche Schlager-Branche zu retten. Doch hinter dem Phönix steht noch ein Mann, der die Fäden zieht: Michael Jürgens.

Seit er vor zehn Jahren begonnen hat, die Tournee-Shows mit Silbereisen zu produzieren gehen die Einschaltquoten durch die Decke. Die Sendungen sind das derzeit erfolgreichsten Format im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Jürgens sitzt nach der Show kerzengerade und redet und redet und redet - über "Florian". Florian, der bereit war mit ihm neue Wege zu beschreiten. Es ist mittlerweile 23.30 Uhr. Die Crew packt hinter Jürgens die vielen Kisten. "Flori" schreibt im Empfangsbereich der Halle Autogramme. Am Sonntag haben sie in Dortmund abgeliefert.

Michael Jürgens ist ein Mann, der irgendwann mal angefangen hat, die Grenzen zu verschieben. Wie bei einem Gericht, das seit Jahrhunderten von Mama so zubereitet wird. Plötzlich streut die Tochter ein bisschen neumodische Gewürze hinein. Man könne nicht von einem Genre sprechen, sagt Jürgens. Er wollte damals den Schlager entstauben, die Zuschauer langsam an einen neuen Show-Mix gewöhnen. "Die Tendenz geht zum Außergewöhnlichen", sagt Jürgens: "Was ist das was Santiano machen? Wie heißt das, was Andreas Gabalier tut?" Es gibt keine Bezeichnung. Santiano haben einen Echo in der Kategorie Schlager bekommen. Seemannsmusik hören aber auch junge Menschen, wie neulich in Hof.

Der Junge mit der

Ziehharmonika:

TV-Star Florian

Silbereisen spielt

in Hof einen auf.

Ich weiß nicht, welches Lied das sein soll, aber es klingt gut.

Florian Silbereisen zu einer Besucherin, die ein Lied summen muss