Immer wieder zieht das Ehepaar mit der Kamera los. An einem Sonntag nach der Grenzöffnung zum Beispiel, als sich in der Hofer Innenstadt Zigtausende Menschen tummeln. "Man sah ihnen an, dass sie aus dem Osten kamen. Ihre Kleidung war grau und eintönig", erinnert sich Heidi Weber. Im Video sieht man das. Aber man sieht auch, wie glücklich und überwältigt die Menschen sind. Ein junger Mann steht vor einem Obststand mit Südfrüchten - Orangen, Bananen und Ananas - und betastet immer wieder mit ungläubigen Augen eine Ananas. Aus einem Marlboro-Lastwagen heraus werden Zigaretten verschenkt, davor hat sich eine Menschentraube gebildet. Die ganze Innenstadt ist voll. Um die "Freunde aus dem Osten zu begrüßen", wie es auf einem Schild heißt, sind die Geschäfte auch am Sonntag geöffnet.
Eine weitere Filmsequenz zeigt die lange Schlange vor einer Turnhalle, in der sich DDR-Bürger das Begrüßungsgeld in Höhe von 100 D-Mark abholen konnten. Axel Weber war damals als Architekt bei der Stadt Hof beschäftigt und half als Freiwilliger bei der Auszahlung des Geldes in der Turnhalle einer Schule.
Auch in der Zeit nach dem Mauerfall haben die Webers immer wieder Gäste aus Ostdeutschland bei sich zu Hause aufgenommen. Noch heute hat das Ehepaar Kisten voller Briefe von den Menschen, die sie damals beherbergt haben. "Wir waren auch emotional überwältigt von den Geschichten, die uns die Menschen aus dem Osten erzählt haben", sagt Axel Weber, "die Lebensgeschichten sind ja total anders als unsere."
Auch die von Oliver und Konny, den beiden, die endlich mal in eine Disco wollen. "Der Oliver hat damals ganz stolz erzählt, dass er vom Begrüßungsgeld seiner Oma ein Deo gekauft hat - das fand ich so putzig", freut sich die Hoferin. Und so schwelgen Heidi und Axel Weber heute noch gerne in Erinnerungen an diese ganz besonderen Momente der Wiedervereinigung, die sie selbst mit der Videokamera festgehalten haben.