Oberfranken Auf der Heimfahrt vom "Suwalki-Korridor"

Die US-Soldaten aus Vilseck gehören zu den schnellen Eingreiftruppen, die im Juni in Polen und Litauen geübt haben. Foto: Georgina Stubbs/dpa Quelle: Unbekannt

Autofahrern begegnen derzeit lange Kolonnen von US-Radpanzern auf den Autobahnen. Sie kommen von einem Großmanöver im Baltikum.

 
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Oberfranken - Lange Militärkolonnen mit schweren Fahrzeugen auf den Bundesstraßen und Autobahnen, dies ist ein Bild, das man nur noch aus den Zeiten des Kalten Krieges in Erinnerung hat. Umso mehr fallen die Konvois auf, die seit Tagen auf den Autobahnen A 9, A 72 und A 93 unterwegs sind. Sie zeigen, dass die Spannungslinien in Europa inzwischen ein paar Hundert Kilometer nach Osten gerückt sind. Bei den Kolonnen handelt es sich um die Radpanzer des 2nd Cavalry Regiment, die zu ihrer Kaserne im oberpfälzischen Vilseck zurückkehren. Sie haben am Nato-Manöver "Saber Strike" (zu Deutsch: Säbelhieb) teilgenommen, das vom 3. bis zum 15. Juni im Grenzgebiet von Polen, Litauen, Estland und Lettland stattfand.

Seit 2011 üben die Streitkräfte der Nato dort die Abwehr eines möglichen russischen Angriffs auf die Länder des Baltikums. Nach der Annektion der Krim und der russischen Beteiligung an kriegerischen Handlungen in der östlichen Ukraine im Jahr 2014 wurden die Manöver erheblich ausgeweitet. In diesem Jahr waren nach Angaben der US-Armee insgesamt etwa 18 000 Soldaten aus 19 Staaten beteiligt. Darunter sind auch Soldaten der Bundeswehr, die in Litauen stationiert sind.

Allein aus Vilseck fuhren fast 1000 US-Soldaten an die polnische Grenze zu Litauen. Das 2nd Cavalry Regiment ist mit seinen Stryker-Radpanzern und Unterstützungsfahrzeugen ein bedeutender Teil der schnellen Eingreiftruppe der US-Armee. Binnen 96 Stunden sollen sie per Luft an jeden Krisenherd der Welt verlegt werden können. Am Manöver nahmen aber auch Einheiten mit schweren Panzern und Kampfhubschraubern teil.

Ihr Übungsgebiet ist der nach einer polnischen Stadt benannte " Suwalki-Korridor". Dabei handelt es sich um einen nur rund 100 Kilometer breiten Landstrich. Er trennt die hochgerüstete russische Exklave Kaliningrad (früher Königsberg) im Norden vom Verbündeten Weißrussland im Süden. Genau durch diesen Korridor müssten die Streitkräfte der Nato, um den Ländern des Baltikums im Falle eines russischen Angriffs beizustehen. Nach Überzeugung der US-Armee stehen ihnen dafür nur 60 Stunden zur Verfügung, um das Baltikum zu halten.

Auf russischer Seite gab es Kritik an einem "Säbelrasseln" zeitgleich zur im Land stattfindenden Fußballweltmeisterschaft. Auf ihrem Heimweg sind die US-Kolonnen mitten im sommerlichen Reiseverkehr unterwegs - bemerkenswerterweise zumeist ohne jede Absicherung. Von Unfällen mit ziviler Beteiligung ist jedoch bislang noch nichts bekannt geworden.

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