Länderspiegel Das Leben als Volontär

Zeitungen zu lesen ist für Sascha Fuchs jetzt nicht mehr nur Privatvergnügen - als Volontär gehört es zu seinen Aufgaben, sich umfassend zu informieren. Foto: Christian Weidinger

Schreiben, Recherchieren und Interviewen machen dem 21 Jahre alten Sascha Fuchs Spaß. Er empfiehlt Gleichaltrigen, es auch einfach auszuprobieren.

 
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Neugierig war ich ja schon immer, nur darf ich jetzt eben beruflich neugierig sein. Zumindest ist das die kürzest mögliche Antwort auf die Fragen meiner Freunde, warum ich ausgerechnet bei der Zeitung arbeiten wollte. Natürlich steckt da ein wenig mehr dahinter. Denn jeden Morgen, an dem man in die Redaktion kommt, in meinem Fall die in Marktredwitz, weiß man nie so genau, was einem an diesem Tag erwartet. Nun bin ich seit knapp über einem Monat Volontär bei der Frankenpost . Das mag ein kurzer Zeitraum sein, erlebt habe ich trotzdem schon einiges.

Wenn nicht schon vormittags ein Termin ansteht, beginnt der Arbeitstag meist recht ähnlich. Man betritt das Büro, die Kaffeemaschine kommt mit dem Kaffeekochen kaum hinterher, die Kollegen hängen entweder am Telefon oder hauen schon munter in die Tasten. Kollegen, mit denen ich mich sehr gut verstehe und die bei Fragen immer Zeit für mich haben, auch wenn sie diese offensichtlich eigentlich nicht hätten.

Es gibt Tage, da passiert nicht viel und man setzt sich an fremde Texte, um sie zeitungsgerecht zu redigieren. Langweilig ist aber auch diese Arbeit keinesfalls. Im Gegenteil, man nimmt aus jedem dieser Texte Erfahrungen mit - jeder hat schließlich seinen ganz eigenen Schreibstil. Solche Tage verbringt man dann eben nur an der Tastatur. Es gibt jedoch auch Tage, da ist man unterwegs und erlebt Geschichten, wie man sie vermutlich in keinem anderen Beruf erfährt.

Etwa der verschollene Friedhof von Bad Alexandersbad. Die Bürgermeisterin sollte sich mit dem Gemeinderat zu einer Besichtigung dort treffen. Ich war der Mitarbeiter der Presse, der darüber berichten sollte. Vor so einem Termin recherchiert man möglichst viel über das anstehende Thema, versucht schon vorab einiges herauszufinden. Einziges Problem: Niemand scheint dem Internet Bescheid gesagt zu haben, dass in Bad Alexandersbad überhaupt ein Friedhof liegt. Google gibt nicht einmal eine Adresse an, die für die Anfahrt doch recht wichtig wäre. Also frage ich eben die Kollegen, die kennen sich schließlich aus in der Gegend. Nur musste ich feststellen: Die erstbeste Lösung der ortskundigen Kollegen lautete, schnell auf Google Maps zu suchen, irgendwo im Wald müsse der Friedhof liegen. So waren wir also zu viert damit beschäftigt, auf dem Satellitenbild etwas "Friedhofförmiges" zu entdecken, letztendlich mit Erfolg. Und auch der Termin selbst war übrigens recht interessant, wie immer mit vielen Eindrücken und unterschiedlichsten Meinungen.

Es kam auch schon vor, dass ich das örtliche Gymnasium besucht habe, um von Zehntklässlern zu erfahren, wie sie den Tag der deutschen Einheit wahrnehmen. Ganz klassisch mit Stift, Notizblock und Spiegelreflexkamera bewaffnet, betrat ich das Klassenzimmer und stellte meine Fragen in die Runde. Große Überraschungen gab es keine, so ungefähr kann man sich die Antworten der Schüler ja schon im Voraus denken.

Dass mich aber anschließend der Schulleiter auf einen Früchtetee in sein Büro einlädt, damit hatte ich nicht gerechnet. Eine ganze Stunde lang saßen wir ungestört zusammen. Am Ende bin ich also nicht nur mit den Erkenntnissen über die Schüler, sondern auch mit vielen kleinen Geschichten und Anekdoten des Schulleiters zurück ins Büro gefahren. Geschichten, die man eben nur als Journalist mitbekommt.

Für mich war es ein großes Glück, die Stelle bei der Frankenpost bekommen zu haben. Als junger, 21 Jahre alter Volontär nicht nur unsere Stammleser anzusprechen, sondern auch für neue Leser, vielleicht sogar in meinem Alter, zu schreiben, ist eine große Herausforderung. Ein Stück weit aber auch ein ganz persönliches Anliegen, denn ich finde, eine gute Zeitung zu lesen, kann jedem Spaß machen - ganz egal ob man nun Schüler oder Rentner ist. Und jeder, dem Schreiben, Recherchieren und Interviews vielleicht Spaß machen könnten, dem kann ich nur ans Herz legen, es mit dem Journalismus zu probieren und bei einem Praktikum herauszufinden, ob es passt.

Unser Chefredakteur Marcel Auermann nennt die Arbeit bei der Zeitung gerne den "geilsten Job der Welt". Nach meinem ersten Monat bei der Frankenpost kann ich ihm nur zustimmen.

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