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Kulmbach Der Glibber kommt: "Mondkacke" in oberfränkischen Gärten

Stefan Linß

Schleimpilze kriechen durch Kulmbacher Gärten. Die Geschöpfe sind harmlos, aber ziemlich ungewöhnlich.

 
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Kulmbach - Die Schönheit der Natur zeigt sich auf vielfältige Weise. Glibbrige Schleimpilze zählen vielleicht nicht zu den anmutigsten Lebewesen. Die Batzen wirken wie aus dem Gruselfilm, können beim Betrachter Ekel auslösen und sind deshalb nicht sehr gern gesehen. Dennoch handelt es sich um faszinierende Wesen, sagt Friedhelm Haun. Der Kulmbacher Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege ist bereits von mehreren Bürgern um Rat gefragt worden. Offenbar machen sich die Schleimpilze derzeit bevorzugt in den heimischen Gärten breit.

"Ich beobachte sie jetzt zum ersten Mal in meinem eigenen Garten", sagt Haun im Gespräch mit der Frankenpost. Wer öfters im Wald unterwegs ist, der sei womöglich schon auf die ziemlich merkwürdigen Geschöpfe gestoßen. Warum sie aktuell verstärkt in den Kulmbacher Gärten anzutreffen sind, dafür hat der Kreisfachberater keine schlüssige Erklärung. Vielleicht war es der feuchte und warme Oktober, der zu einer Ausbreitung geführt hat.

Wissenschaftlich belegt ist die Tatsache, dass der Schleimpilz ein eigenes Lebewesen ist, das keiner anderen Gruppe zugeordnet werden kann. Der Name führt in die Irre. Schleimpilze schauen vielleicht so aus, es sind aber gar keine Pilze. Vielmehr handelt es sich um eine Gruppe von einzelligen Lebewesen, die sich zusammengeschlossen haben. Es sind auch keine Tiere, obwohl sie Amöben ähneln. Und sie gelten auch nicht als Pflanzen.

Ein bisschen unheimlich wirken sie auf den Menschen schon. Zumal sie sich fortbewegen können. Ganz langsam, noch langsamer als beispielsweise Schnecken, setzt sich der Haufen in Bewegung. "Der Schleimpilz kann Nahrungsquellen finden und gezielt ansteuern", sagt Friedhelm Haun. Wer beispielsweise im Garten die Vögel mit Haferflocken füttert, kann mit etwas Glück erleben, wie ein Schleimpilz dorthin wandert und sich dann über die Leckerei hermacht. Weil sie alleine den Weg finden, sagen Forscher, dass die Wesen mit einer primitiven Intelligenz ausgestattet sind.

Üblicherweise ernährt sich das Wesen von echten Pilzen und von Algen. Auch Bakterien und andere Kleinstorganismen stehen auf dem Speiseplan. Schleimpilze sind oft auf Totholz und verrottendem Laub zu finden. Auch auf Rindenmulch. Über diesen Weg können sie in die Gärten gelangen. Während andere Einzeller quasi unsichtbar unterwegs sind, sticht die zum Schleimpilz zusammengeschlossene Masse sofort ins Auge.

Es gibt nach Schätzungen wohl über 1000 verschiedene Schleimpilzarten. Eine davon ist die Gelbe Lohblüte, die im Volksmund auch Hexenbutter genannt wird. Alle Arten haben gemeinsam, dass sie harmlos sind. Sie schädigen im Garten keine Pflanzen. "Schleimpilze sind in keiner Weise gefährlich und auch nicht giftig", teilt Friedhelm Haun allen besorgten Gartenbesitzern mit. Angst zu haben, sei auf alle Fälle unbegründet.

Schleimpilze machen im Laufe ihres Lebens eine Reifung durch, erklärt der Fachberater. Sie stehen still, um Sporen zu bilden. Dazu können kleine stabförmige Vermehrungseinheiten gebildet werden. Runde, tropfenartige Fruchtkörper sind dann zu sehen. Optisch und ästhetisch kann der Schleimpilz durchaus etwas hermachen und sich neben Weiß in leuchtenden gelben oder roten Farben zeigen.

Obwohl die Geschöpfe durchaus essbar sind, wird der Mensch sie in unseren Breiten üblicherweise nicht verspeisen. In Mexiko schaut es anders aus. Dort gilt die gebratene Gelbe Lohblüte als Delikatesse. Und das trotz des weniger appetitlichen Namens, der dort verwendet wird. Denn die Mexikaner bezeichnen die Gelbe Lohblüte übersetzt als "Mondkacke".

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