Länderspiegel Der Mauerfall löste eine gewaltige Expansion aus

Roland Rischawy

Nach der Wende gründete der Frankenpost -Verlag drei neue Zeitungen in Thüringen und in Sachsen. Die Auflage stieg auf 110 000 Exemplare. Auch in Tschechien engagierte sich das Medien-Unternehmen.

 
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Als im Jahr 1989 die Mauer fiel, begann für die Frankenpost eine neue Ära, die Phase einer gewaltigen Expansion. Zwei Tage nach der Grenzöffnung brachte der Hofer Verlag die Vogtlandpost heraus, die Hunderttausenden Besuchern aus der DDR als Wegweiser durch die Nachbarregion Oberfranken diente. In den folgenden Monaten gründete der Verlag unter der Führung von Heinrich Giegold - der bis zum Eintritt in den Ruhestand Ende 1990 Herausgeber war - und mit dem neuen Geschäftsführer Gert Böhm und dem neuen Chefredakteur Malte Buschbeck in den Städten Plauen, Schleiz und Zwickau drei neue Zeitungen: den Vogtland-Anzeiger , die Thüringenpost und die Sachsenpost, die später in Zwickauer Tageblatt umbenannt wurde.

Die Auflage der Frankenpost stieg nach der Wende rasant von etwa 75 000 Exemplaren pro Tag auf 110 000 Exemplare im Jahr 1995 an. "Wir sind aus unserer alten Haut herausgeplatzt und in eine völlig neue Größenordnung gewachsen", sagte der damalige Geschäftsführer Gert Böhm.

Auch im Nachbarland Tschechien engagierte sich der Hofer Verlag. Er übernahm einen Verlag in Falkenau, der acht tschechische Wochenblätter (Západoceské Noviny ) und eine Wochenzeitung für die russischsprachige Bevölkerung in der Region Karlsbad herausbrachte. Da sich das Zeitungsgeschäft in den neuen Bundesländern einige Jahre später nicht mehr so entwickelte, wie der Boom und die Euphorie unmittelbar nach der Wende dies hatten erwarten lassen, mussten der Frankenpost -Verlag die Thüringenpost wegen hoher wirtschaftlicher Verluste ebenso schließen wie das Zwickauer Tageblatt . An neue Eigentümer verkauft wurden auch der Vogtland-Anzeiger und die Wochenblätter Západoceské Noviny .

Um einige negative (verlegerische) Erfahrungen, aber auch um eine Vielzahl hoher Auszeichnungen reicher, die dem Verlag für sein außergewöhnliches verlegerisches und journalistisches Engagement über Grenzen hinweg zuteil geworden sind, ist die Frankenpost heute ein gesundes, technisch hervorragend ausgestattetes Unternehmen. Die "Stimme der Region" erscheint heute mit einer Auflage von 42 000 Exemplaren und vier Lokalausgaben in einem Verbreitungsgebiet, das von Hof bis Marktredwitz, von Selb bis Bayreuth und von Naila bis Kulmbach reicht.

An der Spitze des Unternehmens steht seit Anfang 2019 Geschäftsführer Dr. Serge Schäfers (45). Er war zuvor Verlagsleiter bei der Borkener Zeitung und seit 2017 Geschäftsführer des Nordbayerischen Kurier in Bayreuth, dessen Mehrheitsgesellschafter seit 2016 die Frankenpost ist.

Auf die Chefredakteure Tibor Yost, Fritz Poppenberger und Heinrich Giegold folgten Malte Buschbeck (1990 bis 2005) und Hans Pirthauer (2005 bis 2019), die beide als Leitende Redakteure der Süddeutschen Zeitung nach Hof gekommen waren. Seit dem Eintritt von Hans Pirthauer in den Ruhestand führt seit Januar dieses Jahres der 43-jährige Marcel Auermann die Redaktion der Verlagsgruppe Hof,Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB). Der neue Chefredakteur hat seine Karriere mit einem Volontariat bei der Heilbronner Stimme begonnen. Er war zuletzt seit 2017 stellvertretender Chefredakteur, Leiter der Digitalredaktion und Lokalchef beim Weser-Kurier in Bremen. Roland Rischawy

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