Hof Die "Nabelschnur" zur Heimat

Günter Eckart aus Hof hat in Nigeria und auf den Philippinen gearbeitet - die Frankenpost kam erst per Luftpost zu ihm, später dann übers Internet - mit einem verblüffenden Effekt ... Quelle: Unbekannt

Günter Eckart ist Hofer und hat schon in Afrika und Südostasien gearbeitet und gelebt. Er erzählt, was ihm die Frankenpost bedeutet - denn die war immer dabei.

 
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Für die Firmen E + M Bohr GmbH in Hof, Gebrüder Netzsch Maschinen- und Anlagenbau in Selb sowie für die Deutsche Telekom in Bonn war ich viele Jahre im außereuropäischen Ausland tätig und sesshaft: Acht Jahre in Afrika und zehn Jahre in Südostasien - die Frankenpost war immer mein treuer Begleiter und die Verbindung zu meiner Heimatstadt Hof.

Allerdings gab es 1977 weder Mo biltelefone, mit denen man hätte fotografieren können, noch Faxgeräte, um bildhafte Nachrichten zu schicken. Zum ab und zu nötigen Telefonieren musste ich in Nigeria einen 2000-Kilometer-Inlandsflug von Maiduguri nach Lagos machen, um dann in einem stickigen, heißen öffentlichen Telefongebäude schweißtriefend aus einer schmuddeligen Telefonzelle zu telefonieren.

Als gebürtiger Hofer, der immer (!) seinen Erstwohnsitz in Hof hatte, lag mir viel an dem Geschehen in meiner Heimat. Also abonnierte ich per Post die Samstags- und die Montagsausgabe der Frankenpost - die Samstagsausgabe für das Lokalkolorit mit den Geschichten aus Hof und dem Umland, die Montagsausgabe für die lokalen Sportnachrichten.

Obwohl per Luftpost verschickt, dauerte der Postweg nach Maiduguri zehn Tage bis vier Wochen. Manchmal, wenn ich es mir in meiner dortigen Behausung gemütlich gemacht hatte, um genüsslich die Zeitung zu lesen, kamen mir nach einigen Minuten die Artikel eigenartig bekannt vor. Warum? Weil ich in den zurückliegenden Wochen zum Urlaub oder bei einer Dienstreise in Hof gewesen war - und die Artikel dort schon am Erscheinungstag gelesen hatte.

Irgendwann, viel später, wurde mir das Luftpostporto für den Zeitungsversand zu teuer, und ich beendete dieses Abo. Aber die Technik entwickelte sich ja weiter, auch bei der Frankenpost , und man(n) konnte nun die Zeitung im Internet lesen. Also abonnierte ich die Frankenpost - aus Cebu auf den Philippinen - und hatte plötzlich die Zeitung werktäglich und für mich zu einem früheren Zeitpunkt lesbar als für die meisten fränkischen Leser, die noch friedlich schlummerten. Schuld war die Zeitzone - sechs beziehungsweise sieben Stunden der Mitteleuropäischen Zeit oder der Mitteleuropäischen Sommerzeit voraus. So konnte ich manchem Hofer Freund eine SMS schicken, um ihm mitzuteilen ,Du siehst aber gut aus in der heutigen Zeitung!‘ - lange bevor jener am Frühstückstisch saß.

Für Hofer oder Hochfranken, die weit weg von daheim ihr (Arbeits-)Leben fristen, ist die Frankenpost eine herrliche ‚Nabelschnur‘ zur Heimat."

Günter Eckart

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