München Digitalisierungsgipfel: "Eine Art Schul-Youtube" geplant

Jürgen Umlauft

Bayern zieht Lehren aus dem mitunter missglückten Schulunterricht während der Pandemie und rüstet auf. Ein Schul-Youtube soll die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern verbessern.

 
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München - Die Digitalisierung an Bayerns Schulen soll einen neuen Schub erhalten. Das ist das Ergebnis eines „Digitalgipfels“ von Staatsregierung mit Lehrer-, Schüler- und Kommunalverbänden. „Wir wollen den Digitalturbo an den Schulen einlegen“, verkündete Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Anschluss. Insgesamt will die Staatsregierung die bislang schon eingeplanten Bundes- und Landesmittel in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro bis 2024 um weitere 450 Millionen Euro aufstocken. Insgesamt enthält das zwei Milliarden Euro schwere Paket Bundesmittel in Höhe von 900 Millionen Euro.

Kernstück der Offensive ist eine „Bayern-Cloud-Schule“, die als landesweite Kommunikations- und Lehrplattform dienen soll. „Wir heben Schule damit auf eine neue Stufe“, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Anders als die bisher in ihren Funktionen begrenzte Plattform „Mebis“ sollen über die Cloud Video-Konferenzen möglich sowie Lehrinhalte und -videos abrufbar sein. „Das wird eine Art Schul-Youtube“, erklärte Söder. Jede Lehrkraft soll zudem eine eigene dienstliche E-Mail-Adresse bekommen.

Über die wesentlichen Ergebnisse der Beratungen informierten Ministerpräsident Markus Söder, Kultusminister Michael Piazolo sowie Vertreter der Verbände in einer Pressekonferenz. Diese können sie hier noch einmal ansehen.

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Um die Funktionalität der Cloud sicherzustellen, die in Kooperation mit internationalen Digitalunternehmen entwickelt werden soll, wird ein eigenes bayerisches Schulrechenzentrum mit 200 Beschäftigten entstehen. Außerdem werden 600 Stellen für IT-Administratoren geschaffen, die für Updates und Wartung der digitalen Systeme an den Schulen verantwortlich sind und die je zur Hälfte vom Freistaat und den Kommunen finanziert werden sollen. Für bedürftige Schüler werden insgesamt 250 000 Leihgeräte angeschafft, weitere 20 000 Rechner sollen Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden.

Söder versprach zudem, alle bayerischen Schulen ans schnelle Internet anzuschließen. Bis zum Schulstart im September soll eine bayernweite Bestandsaufnahme erfolgen, um bestehende Lücken zu identifizieren. Für die notwendige Fortbildung der Lehrkräfte werden 100 zusätzliche Stellen geschaffen. Söder räumte ein, dass alle Maßnahmen nicht bis Anfang September umgesetzt werden könnten, aber man wolle die begonnene Digitalisierung an den Schulen beschleunigen und einen „echten digitalen Sprung“ machen, hieß es dazu.

Piazolo ergänzte, es gehe nicht nur darum, die Voraussetzungen für den digitalen Distanzunterricht zu verbessern, sollte dieser auch im Herbst wieder nötig werden, sondern darum, die Schule für die Zeit nach Corona fit zu machen. „Wir wollen mehr Unterrichtsqualität, mehr Medienkompetenz und mehr Bildungsgerechtigkeit“, zählte Piazolo auf. Klar sein müsse aber auch, dass die Technik der Pädagogik zu folgen habe. Digitalisierung an der Schule dürfe nie Selbstzweck sein.

Landesschülersprecher Joshua Grasmüller begrüßte die Beschlüsse des Gipfels. Die Schul-Cloud als zentrale Plattform sei wichtig, damit Schülern in allen Landesteilen ein gleichwertiges Angebot zur Verfügung stehe. Bislang hätten viele Schulen „ihr eigenes Ding“ machen müssen, was zu großen Qualitätsunterschieden geführt habe. „Viele Konzepte klingen in der Theorie gut, aber sie müssen jetzt auch rasch anwenderbezogen umgesetzt werden“, appellierte Grasmüller an die Politik.

Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Lehrerverbände, Walburga Krefting, bezeichnete das Digital-Paket als einen „wichtigen Schritt in die richtige Richtung“. Es müsse sichergestellt werden, dass über die Cloud eine datensichere Kommunikation möglich und das digitale Angebot nur Ergänzung zum Präsenzunterricht sei. Zudem dürfe den Lehrkräften die Umsetzung des digitalen Lernens nicht „on top“ zu ihren sonstigen Aufgaben aufgebürdet werden. Dafür brauche es Zeit und Freiräume, erklärte Krefting. Landkreistagspräsident Christian Bernreiter sprach von einem „Durchbruch für die digitale Bildungsinfrastruktur“ in Bayern.

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