EU-Mitgliedschaft
"Die Beitrittsverhandlungen sind tot", stellt Prof. Dr. Dr. Arndt Künnecke von der MEF-Universität Istanbul fest. Viel Widerspruch dürfte er für diese Analyse - auch aus der Politik - nicht erhalten. Doch wie geht es weiter? Künnecke vermutet, dass die Verhandlungen so weitergehen wie bisher, auch um das Gesicht der beiden Seiten zu wahren. Sein Vorschlag ist ein anderer: Ein neuer Grundlagenvertrag muss her. "Vielleicht liefert der Brexit ein Modell für die Türkei", sagt er. Denn: Das stets im Raum stehende Modell der privilegierten Partnerschaft, das ein deutscher Vorschlag ist, ist politisch in der Türkei verbrannt.
Nato-Mitgliedschaft
Armin Staigis, Brigadegeneral a. D., sieht die Nato in einer schwierigen Situation. Doch das ist nichts Neues: "Die Türkei war von Beginn an ein schwieriger Partner." Dennoch spricht er sich klar gegen ein Abwenden der Nato von der Türkei aus: "Europas Anker zu den kritischsten Regionen führt nur über die Türkei." Er schlägt deshalb eine interessengeleitete, aber wertegebundene Sicherheitspolitik vor, insbesondere auch, um eine Zuwendung der Türkei zu Russland und China zu vermeiden. Denn insbesondere Europa braucht die Türkei in Sicherheitsfragen - ob beim Flüchtlingsabkommen, der gemeinsamen Terrorbekämpfung, dem Iran-Abkommen und einem möglichen Wiederaufbau des Irak und Syriens.