Während der Fahrer des Unfall-Lkw seine Zugmaschine abkoppelt und in Sicherheit bringt, steht der Bus weiter in Flammen. "Wir haben von den Überlebenden gehört, dass da noch Menschen drin sind. Aber: Das Feuer war zu heiß. Da hätte man nicht mehr hinkommen können." Höger bringt die Insassen, die es ins Freie geschafft haben, hinter einem Sattelschlepper in Sicherheit. "Ich habe Verletzte gesammelt", sagt er. Rund zwei Dutzend Menschen bringt er zusammen.
Seine 17-jährige Tochter, ausgebildete Sanitäterin und Wasserwacht-Aktive, beginnt, die völlig verstörten Opfer zu versorgen. "Wir haben zwei Notfalltaschen im Auto", berichtet Höger. "Damit haben wir geholfen, bis die Rettungsdienste eingetroffen sind." Die Polizei hat mittlerweile den Verkehr gestoppt. Doch von den Menschen im Stau kommt kaum Hilfe. "Alle blieben einfach in ihren Autos sitzen", sagt Annika Höger. Ihr Vater ergänzt: "Da waren so viele. Jeder kann helfen. Jeder hat einen Verbandskasten im Auto. Jeder hätte den geschockten Betroffenen Wasser geben und gut zureden können." Diese psychologische Betreuung, das hat der Feuerwehrmann bei seiner Rettungsdienst-Ausbildung gelernt, ist elementar. "Man braucht sich doch nur daneben setzen und sagen: ,Ich bin da. Ich bleibe bei Ihnen.' Das ist unschätzbar wertvoll." Stattdessen blieben die Leute im Stau in ihren Autos sitzen. "Die dachten wohl: Irgendwann kommen schon welche, die helfen."
Am Dienstag früh fuhren Jörg-Steffen und Annika Höger auf dem Weg zur Arbeit und zur Schule in Bayreuth wieder an der Unfallstelle vorbei - mit gemischten Gefühlen. "Da ist die Trauer, dass 18 Personen nicht mehr rausgekommen sind. Aber da ist auch Erleichterung, dass es zumindest dreißig Menschen geschafft haben. Und wir ihnen helfen konnten", sagt der 53-jährige Beamte beim ZBFS.
Seine Tochter und er seien ehrenamtlich aktiv: Feuerwehr, Wasserwacht, Rettungsdienst. "Wir haben ähnliche Situationen schon bei Übungen trainiert. Wir haben schon Notfälle gesehen und schon Verletzte betreut. Das hilft, denn wir konnten unser Wissen abrufen." Ruhiger werde man im Ernstfall durch diese Erfahrung. Und dann spule man die passenden Handgriffe einfach ab.
Jörg-Steffen Höger appelliert angesichts seiner Erfahrungen vom Montag an alle, sich Grundkenntnisse der Notfallrettung anzueignen. Von der Gesellschaft wünscht er sich eine Stärkung und Anerkennung des Ehrenamtes. Vom Gesetzgeber fordert er, die regelmäßige Auffrischung des Erste-Hilfe-Kurses für Autofahrer zur Pflicht zu machen. Dann reagiere man in Notsituationen auch selbstsicherer. "Wichtig ist, etwas zu tun. Der Hauptfehler ist: nichts zu tun."