Naser R. hat in den vergangenen Jahren viele Praktika in Handwerksbetrieben absolviert und half eine zeitlang ehrenamtlich im Altenheim aus. "Er wurde stets gelobt", berichtet Frisch. "Einige Betriebe wollten ihn sogar übernehmen, doch das Amt hat die Anträge abgelehnt." In einem Betrieb durfte er eine zeitlang arbeiten - allerdings endete genau in dieser Zeit das Asylverfahren.
"Die Stelle in Bayreuth agiert sehr massiv und kalt, das ist schon länger bekannt", erklärt Stephan Reichel aus München, der Vorsitzende der Flüchtlings-Hilfsorganisation Matteo. Im Vergleich zu anderen Behörden habe die Ausländerbehörde Bayreuth extrem schnell über die Ausweisung entschieden - bei andere Behörden dauere dieser Prüfvorgang länger. Hinzu komme, dass es grundsätzlich fragwürdig sei, Menschen nach Afghanistan abzuschieben, da in der Region die Zahl an positiven Coronafällen erheblich ansteige. "Afghanistan nimmt seit der Pandemie im Frühjahr keine Leute mehr an, allerdings setzen das Bundesinnenministerium sowie das bayerische Innenministerium das Land weiter unter Druck." Die nächste Abschiebung solle im Oktober stattfinden. "Es ist aber noch nicht klar, ob sie planmäßig durchgeführt werden kann", merkt Reichel an.
Wie Dekan Saalfrank und Elisabeth Frisch berichten, löst der dauerhafte psychische Druck bei vielen Flüchtlingen schwere Erkrankungen aus - so auch bei Naser R. Er war in stationärer Behandlung, weil er dem Ganzen nicht mehr Stand halten konnte. Stephan Reichel weiß: "Die Ausländerbehörde in Bayreuth gilt als die schärfste in ganz Deutschland in Bezug auf die Konvertierung zum Christentum. Wir müssen dieses Vorgehen stoppen." Dekan Saalfrank steht voll und ganz hinter Naser R. Der Kirchenvorstand fordert in einem offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder eine Aufenthaltsperspektive für den jungen Mann. Saalfrank erklärt: "Wenn Naser den Aufenthalt in Deutschland nicht verdient hat - wer dann überhaupt?"