Kronach Kronach leuchtet wieder

Sabine Raithel

Bis zum 5. Mai ist die alte Crana in buntes Licht getaucht. Am Freitagabend ist der Startschuss für das diesjährige Licht-Spektakel gefallen.

 
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Kunst mit Tiefgang

Das Thema Umweltschutz und Natur ist in aller Munde. Auch bei "Kronach leuchtet" ist es präsent.

Klimawandel und Umweltschutz treiben nicht nur Klimaaktivisten, Politiker und Naturwissenschaftler in der ganzen Welt um. Zunehmend mehr Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Kunstformen rund um den Globus greifen das Thema "Klimawandel" auf. "Klimakunst" will mithelfen, auf das Versagen beim Klima,- Natur- und Umweltschutz aufmerksam zu machen; will Menschen wachrütteln und Politik zum Handeln anregen.

Auch beim diesjährigen Licht-event "Kronach leuchtet" haben sich Künstler mit dem Thema Natur und Umweltschutz auseinandergesetzt. Sie tun das auf ganz unterschiedliche Weise. Goran Marinkovic beispielsweise. Er bringt einen "Vulkan" - stellvertretend für die Natur - zur Eruption (siehe Artikel oben ), Wolfgang Flammersfeld zeigt den vergänglichen Zauber einer Pusteblume, Hugo Vrijdag lässt einen Vogel - der sinnbildlich für die menschliche Seele stehen könnte - aus der stereotypen Maschinerie des Lebens entfliehen. Philine Görnandt schließlich weist mit filigraner Papierkunst auf die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur hin.

Mit ihren Objekten regen die Künstler zum Nachdenken, zum Innehalten und zur Reflexion an. Anders, als es Politik und Wissenschaft meist vermag, schaffen sie es, Menschen nicht nur intellektuell, sondern auch emotional zu bewegen. Wie es schon der Künstler Friedensreich Hundertwasser als Aufgabe der Kunst einforderte, bilden sie eine Brücke zwischen Mensch und Natur. Was sich bei einem Gang durch "Kronach leuchtet" auch gut beobachten lässt. sr

So schön ist der Zorn der Götter

"Vulkan" heißt die Arbeit von Goran Marinkovic. Der Küpser Metallbauer gehört zu den Künstlern, die sich der sogenannten "Klimakunst" verschrieben haben.

Der Küpser Licht- und Metallkünstler Goran Marinkovic liefert mit seiner ästhetisch anspruchsvollen Installation "Vulkan" eine Anspielung auf die griechische Mythologie. Sie ist zugleich Mahnmal gegen die Zerstörung der Umwelt.

Für die Griechen war der Vulkan Ätna in Sizilien der Wohnsitz des Feuergottes, den sie Hephaistos nannten. Sie glaubten, die Ausbrüche des Ätna entstammten seiner Schmiede, in der er, in Rauch und Funken gehüllt, Waffen für die Götter schmiedete. Seine Gehilfen waren einäugige Zyklopen. Der Gott des Feuers war leicht zu reizen. Dann schickte er Feuer, Donner, Tod und Verderben über die Menschen. Und die opferten ihm Kunsthandwerk und Lebensmittel, um ihn zu besänftigen. Doch jedes Mal, wenn er am Zepter des Gottvaters Zeus schmiedete, brach der Vulkan erneut aus. Die Römer übernahmen den Glauben an einen Gott des Feuers. Sie nannten ihn Vulcanus.

Feuerspeiende Berge faszinieren und ängstigen Menschen seit Urzeiten gleichermaßen - vom Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus bis zu der Aschewolke, mit der der isländische Eyjafjallajökull vom 16. bis zum 21. April 2010 den Flugverkehr in Europa lahmlegte. Zur Zeit gibt es rund 1500 aktive Vulkane auf der Erde. Und der Glaube, dass ein Vulkanausbruch das Zeichen göttlichen Zornes sein könne, hält sich in manchen Teilen der Erde seit der Antike bis heute.

Auf diese Mythologie spielt Goran Marinkovic mit seiner Installation "Vulkan" an. In einem quadratischen Edelstahlbecken steht ein drei Meter hoher Glaszylinder, der mit 250 Litern Wasser gefüllt ist. Ein Kompressor sorgt dafür, dass das Wasser sprudelt und alle zwei Minuten in einer Art "Eruption" nach oben hinausgeschleudert wird. Rundherum angeordnete Metall-"Flammen" und eine blutrote LED-Beleuchtung lassen den Eindruck entstehen, dass es sich hier nicht um kaltes Wasser, sondern um glutheiße Magma handelt, die aus dem Zylinder schießt.

Goran Marinkovic ist - wie einst Hephaistos in der Mythologie - Metallbauer. Er ist Inhaber eines Unternehmens in Küps - und beschäftigt sich in seiner Freizeit mit der künstlerischen Gestaltung von Metall. Heuer ist er bereits zum vierten Mal Teilnehmer von "Kronach leuchtet". Seine großformatige Installation "Die Schöne und das Biest" gehörte zu den Publikumslieblingen 2018.

Mit seiner Arbeit "Vulkan" liefert er in diesem Jahr nicht nur einen herausragenden ästhetischen Hingucker; Goran Marinkovic gehört damit auch zu denjenigen Künstlern des diesjährigen Lichtevents, die sich einer neuen Richtung in der Kunst zuwenden: "Klimakunst". Und die hat sich zur Aufgabe gemacht, mit ihren Mitteln auf die Versäumnisse in Sachen Umweltschutz und auf die Bedrohung der Natur und unserer Lebensgrundlagen hinzuweisen. "Die zunehmende Verschmutzung beziehungsweise Zerstörung unserer Umwelt, die Plastikberge in den Meeren, sind eine tickende Zeitbombe für unsere Zivilisation. Das möchte ich mit meiner Installation deutlich machen", erläutert Marinkovic. "Wenn wir so weitermachen und unseren Lebensstil nicht grundlegend ändern, dann wird sich die Natur rächen."

Der 52-jährige Unternehmer betätigt sich schon seit rund 25 Jahren künstlerisch. Begonnen hat er mit dem Bau von Metallmöbeln; später hat er sich der Gestaltung von Skulpturen gewidmet, bei denen er oft grobe, stark strukturierte Holzelemente mit hochpräzise gefertigtem Stahl kombiniert. "Ästhetik ist für mich ein wichtiges Thema. Meine Arbeiten sollen eine Botschaft transportieren, aber auch gestalterisch ansprechen." Damit vereint Goran Marinkovic mit seinem künstlerischen Werk zwei Aspekte, die auch den natürlichen Vulkanen zu eigen sind: Gefahr und Schönheit - sie machen die Faszination der feuerspeienden Berge aus.

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Wem nach einem "Tanz um den Vulkan" zumute ist, der findet die Skulptur als Lichtpunkt 7 bei "Kronach leuchtet".

Das Lichtevent wird wieder von viel Livemusik umrahmt. Hier eine Auswahl:

Freitag, 26. April

19 Uhr: Jahreskonzert des Jugendorchesters Kronach Katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes; 19.30 Uhr: The Dixie Hot Licks - Jazz aus New Orleans, Hauptbühne am Rathaus; 19.30 Uhr: Carswell - vom Soulklassiker bis zum Rockoldie, Bühne am Herrenmühlweg; 21 Uhr: Lichtfestival-Eröffnung mit großer Feuerwerk- und Lasershow, Hauptbühne am Rathaus.

Samstag, 27. April

19.30 Uhr: Play Again - Songs aus 40 Jahren Musikgeschichte in neuem Outfit, Hauptbühne am Rathaus; 19.30 Uhr: Medium rare - Trio mit Unplugged-Programm und mehrstimmigem Gesang, Herrenmühlweg; Best-off-Klangfänger - Gastkonzert des Hochschulchores Coburg, Stadtpfarrkirche St. Johannes.

Sonntag, 28. April

19.30 Uhr: WART a-moll - von fetzigem Rock bis einfühlsamer Countrymusik, Hauptbühne am Rathaus; 19.30 Uhr: Michl & Metzler - Musigg & Gwaaf, Bühne am Herrenmühlweg.

Montag, 29. April

19.30 Uhr: Monkeyman Band - rockige Gitarrensoli und klassische Hammondorgel, Hauptbühne am Rathaus; 19.30 Uhr: Wilder Pilger - Klassischer Songwriter und Gitarrist zwischen gereiftem Bob Dylan und Oasis, Bühne am Herrenmühlweg; 20 Uhr: Mit Pauken und Trompeten - festliche Barockmusik für drei Trompeten, Katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes.

Dienstag, 30. April

19.30 Uhr: Solid Rock - handmade Blues und Southern Rock in der Unplugged-Variante, Hauptbühne am Rathaus; 19.30 Uhr: Hannes unterwegs - Popmusik, eingebunden in sphärische Loops, Bühne am Herrenmühlweg; 20 Uhr: Jazz-Intermezzo - Latin und New Jive Parisienne der Sing- und Musikschule im Landkreis Kronach, Katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes.

Mittwoch, 1. Mai

19.30 Uhr: Dusty Dixx - unplugged Rockformation der besonderen Art, Hauptbühne am Rathaus; 19.30 Uhr: HeToldMeTo - Hip-Hop-inspirierte Beats und AERIC - bunter Stilmix aus Pop-, Rap- und Funkmusik Talentbühne am Herrenmühlweg; 19.30 Uhr : Kronach leuchtet - Kronach klingt - musikalische Sternstunden von Kronach bis Hollywood, Synagoge; 20 Uhr: Tango Fascinación - Ensemble der Berufsfachschule für Musik, Katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes.

Donnerstag, 2. Mai

19.30 Uhr: Blues Papas - Handgemachter Blues aus dem tiefsten Süden Hessens in der Tradition des tiefsten Südens der USA, Hauptbühne am Rathaus; 19.30 Uhr: Null Negativ - deutschsprachiger Punkrock unplugged, Talentbühne am Herrenmühlweg; 19.30 Uhr: Mint - kreatives Songwriting, Talentbühne am Herrenmühlweg; 20 Uhr: Viva la musica - Konzert der Sing- und Musikschule im Landkreis Kronach, Katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes.

Freitag, 3. Mai

17 bis 23 Uhr: Nachtflohmarkt, Kühnlenzpassage; 19.30 Uhr: Barfly - musikalische Unterhaltung mit Niveau und überraschender Bandbreite: Die vier studierten Musiker begeistern seit über 10 Jahren, Hauptbühne am Rathaus 19.30 Uhr: Tony Bulluck - eine akustische Naturgewalt und völlig unerwartete Offenbarung, Bühne am Herrenmühlweg. 20 bis 24 Uhr: Lange Nacht der Kirchen Christuskirche, Stadtpfarrkirche, Spitalkirche, Synagoge, Klosterkirche; bis 23 Uhr: Late-Night-Shopping.

Samstag, 4. Mai

19 Uhr: Einweihung des Mädchencafé-Lieblingsplatzes, Kronachallee vor der Lucas-Cranach-Schule; 19.30 Uhr: Fathers Finest - Groove-betonter Soundcocktail, bestehend aus Blues, Funk und Soul, Hauptbühne am Rathaus. 19.30 Uhr: Zweitakter - Rock- und Popmusik mit Gesang, Akkordeon und Westerngitarre neu interpretiert, Bühne am Herrenmühlweg; bis 4 Uhr früh: Lange Nacht für Fotografen.

Sonntag, 5. Mai

18 Uhr: Silhouettes - Musik der magischen 60er, flippigen 70er und coolen 80er, Hauptbühne am Rathaus; 20 Uhr: Vom Saitensprung zum Trommelwirbel - Gitarren- und Percussionensemble der Berufsfachschule für Musik, Katholische Stadtpfarrkirche; 22 Uhr: offizielles Ende mit Verleihung des Publikumspreises, Hauptbühne am Rathaus.

Die Indoor-Lichtpunkte sind bis 23 Uhr zu besichtigen. Außen leuchten die Punkte mindestens bis Mitternacht, bei großem Andrang länger. Mehr Infos gibt es im Internet unter www.kronachleuchtet.com

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