München Machtkampf in der CSU steht vor der Entscheidung

Christoph Trost, Marco Hadem

Die Landtagsfraktion wählt am Montag den Spitzenkandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten. Parteichef Seehofer darf dies als Affront verstehen.

 
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München - Im CSU-Machtkampf um den nächsten Spitzenkandidaten für das Ministerpräsidentenamt will die CSU-Landtagsfraktion ein entscheidendes Wort mitreden: Am kommenden Montag soll es um 8.30 Uhr eine Sondersitzung der Fraktion geben - noch vor einer anschließenden Sitzung des Parteivorstands. Sollte Seehofer bei der Landtagswahl 2018 nicht mehr antreten, wollen die Abgeordneten in dieser Sitzung schriftlich und geheim ihren Favoriten für die Landtagswahl küren. Das verlautete nach einer Sitzung des erweiterten Fraktionsvorstands am Dienstag aus Teilnehmerkreisen. Es darf als wahrscheinlich gelten, dass die Spitzenkandidatur auf Finanzminister Markus Söder hinausläuft.

Endgültig sollen der nächste Parteichef und der Spitzenkandidat auf dem Parteitag Mitte Dezember gewählt werden - auf Vorschlag des Parteivorstands. Bei dem Votum der CSU-Landtagsfraktion würde es sich formal lediglich um einen "Empfehlungsbeschluss" handeln, hieß es. Das Vorgehen sei auch mit Seehofer selbst besprochen. Praktisch erhöht dies aber ganz massiv den Druck auf den CSU-Chef, eine Personallösung zu präsentieren, die im Sinne der Fraktion ist. Als Alternative zu Söder gilt allenfalls Innenminister Joachim Herrmann.

Seehofer hatte seine Ankündigung, ob er noch einmal als Parteichef und Ministerpräsident weitermachen will, in einer CSU-Vorstandssitzung vergangene Woche vertagt - zum Ärger vieler Abgeordneter, die sich offenbar nur deshalb in der Fraktionssitzung wenige Stunden zuvor zurückgehalten hatten.

Deshalb gab es Spekulationen, ob es in der regulären Fraktionssitzung am heutigen Mittwoch bereits neuen Ärger für Seehofer geben könnte. Nun hieß es angesichts der klaren Terminplanung für Montag, bis dahin werde man abwarten.

Seehofer hatte sich am vergangenen Donnerstag nicht endgültig erklärt, wohl aber ein Signal gesandt, dass er bereit sei, mindestens eines seiner Ämter abzugeben. Allgemein erwartet wird nun, dass es auf eine Ämtertrennung hinauslaufen könnte. Denkbar ist, dass der 68-Jährige angesichts der unklaren Lage in Berlin noch einmal als Parteivorsitzender antritt. Sollte er auch diesen Posten räumen, gelten CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und Parteivize Manfred Weber, der auch EVP-Fraktionschef im Europaparlament ist, als mögliche Nachfolger.

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