Länderspiegel Mord in Bayreuth: Rätselhafter Angriff mit Hammer

Im Mordfall Daniel W. (24) hat die Polizei noch keine heiße Spur, aber einige Hinweise. Deshalb sucht sie weiter nach Zeugen. Auch nach einem Mann, der wenige Stunden vor der Tat aufgefallen war, als er im Stadtteil Kreuz jemandem hinterherrannte und dabei einen Hammer schwang.

 
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Der unbekannte Mann mit dem Hammer ist deshalb wichtig, weil an der Fundstelle der Leiche auch ein Hammer gefunden worden war. Der Vorfall ereignete sich an jenem Mittwoch, dem Tag des Mordes, schon zwischen 17 und 18 Uhr im Stadtteil Kreuz, etwa fünf Kilometer entfernt vom Tatort in Oberkonnersreuth: An der Kreuzung zur Karl-Hugel-Straße haben Zeugen gesehen, wie ein junger Mann einen ihm offenbar unbekannten Mann verfolgte und einen Hammer über dem Kopf schwang. Der Verfolgte konnte fliehen. Ermittler suchen diesen Mann oder weitere Zeugen.

Auch ein anderer Vorfall wenige Tage vor dem Mord erweckte das Interesse der Ermittler. Am Samstag, 15. August, also vier Tage vor dem Mord, beobachtete eine Zeugin einen Streit zwischen einem Radfahrer und einem Fußgänger. Der Radfahrer fuhr nachmittags zwischen 12 und 16 Uhr auf dem Radweg neben der Universitätsstraße in Bayreuth stadtauswärts.

Ein „augenscheinlich fremder Mann“, so die Ermittler, lief zur gleichen Zeit auf dem Radweg in die entgegengesetzte Richtung. Während der Radfahrer auf Höhe der Jugendherberge am Fußgänger vorbeifuhr, pöbelte der Fußgänger den Radfahrer massiv an. Auch hier sucht die Polizei weiter nach Zeugen.

„Solche Vorkommnisse“, sagt Soko-Chef Ebner, könnten den Ermittlern wertvolle Hinweise liefern. Vor allem solche aus dem Stadtgebiet Bayreuth, die in der jüngsten Zeit beobachtet worden seien. Auch nicht motivierte Gewalt. „Auch eine Feststellung, die nichts feststelle, ist eine Information“, sagt der Chef-Ermittler. Dies solle dazu dienen, „alle Hypothesen abzudecken, über den räumlichen und zeitlichen Kontext hinaus“. Damit meint er die Suche nach einem unbekannten Täter, der auch zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort aufgefallen sein könnte: etwa bei Verfolgungs-Situationen, auch ohne Hammer, oder bei bedrohlichen Annäherungen, „bei denen kein Anlass erkennbar war“, so Ebner.

Er betont allerdings auch, dass er „in alle Richtungen“ ermittle. Zurzeit klärten seine Ermittler den Hintergrund des Opfers ab. Dabei suchten sie „denkbare Konfliktfelder“. Dies dient dazu, herauszufinden, ob der Täter oder die Täterin aus dem privaten Umfeld W.s kommen könnten. Aber auch für ganz andere Alternativen seien die Ermittler offen. „Die müssen berücksichtigt werden“, sagt Ebner. Dazu wünsche er sich Hinweise aus der Bevölkerung.

Zu dem brutalen Mord an W. äußerte sich Uwe Ebner, der Leiter der Sonderkommission (Soko) Radweg, so: Es sei ein Verbrechen „schwerster Gewalt-Kriminalität“ mit „massiven Verletzungen unter Einsatz eines Messers“.

Zwei Passanten hatten den schwer entstellten W. am Mittwoch, 19. August, gegen 0.48 Uhr am Radweg zwischen Dr.-Konrad-Pöhner-Straße und der Fraunhoferstraße in Oberkonnersreuth entdeckt und den Notarzt verständigt. Dieser konnte nur noch den Tod feststellen. Neben W. lag dessen dunkles Fahrrad, Wertsachen sollen nicht gefehlt haben. W., der aus Mittelfranken stammt, hatte erst vor kurzem seine Lehre als Fachinformatiker beendet und eine feste Stelle in einer Bayreuther Computer-Firma angetreten.

Ob etwaiger Drogen-Konsum bei dem Verbrechen eine Rolle spielt, sagte Soko-Chef Ebner nicht. „Die Persönlichkeit ist ein Bestandteil der Ermittlungen.“ Nach Recherchen des Kuriers hat W. öfter Hasch geraucht.

Die Sonderkommission wurde laut Ebner auf „deutlich über 30 Beamte“ verstärkt. Seit vergangener Woche sind auch Profiler der Operativen Fall-Analyse aus München mit an Bord. Ob diese wegen des besonders brutalen Verbrechens bereits Schlüsse auf den oder die Täter gezogen hätten, sagte Ebner nicht. „Wir analysieren die Tat.“ Dies sei ein „Arbeitsprozess“, bei dem man „von der Ermittlungs-Art über den kleinen, engen Raum hinausdenken müsse.“ Seite 7

Bürger verunsichert: Mehr Polizei in der Stadt unterwegs

Rekonstruiert haben die Ermittler den letzten Weg, den der 24-jährige Daniel W. gegangen ist, bevor er in der Nacht gegen 0.48 Uhr am Mittwoch, 19. August, ermordet wurde. Gestartet ist er gegen Mitternacht mit seinem seinem blau-schwarzen Cube-Rad aus dem Emil-Warburg-Weg im Bayreuther Stadtteil Birken. Das Fahrrad war nach Angaben von Uwe Ebner, Leiter der eigens eingerichteten Sonderkommission (Soko) Radweg, „vorschriftsmäßig beleuchtet“. W. trug dunkle Kleidung, einen dunklen Rucksack und einen Fahrradhelm. Die Ermittler suchen „Wahrnehmungen vor Ort“, sowohl was den Täter als auch was das Opfer betrifft. Vor allem natürlich in dem Bereich zwischen Universität und Tatort, aber auch andere Wahrnehmungen in Bayreuth in der vergangenen Zeit.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Dippold betonte, die Behörden „werden alles daran setzen, dieses Verbrechen aufzuklären“. Aus ermittlungstaktischen Gründe könne er sich nicht zu Details äußern. Eines aber steht für ihn fest: „Aus Sicht der Staatsanwaltschaft Bayreuth handelt es sich entweder um einen Mord oder einen Totschlag.“ Er appellierte an die Bayreuther Bürger: „Helfen Sie mit, dieses Verbrechen aufzuklären.“

Dabei ist den Behörden klar, dass die Tat „für Verunsicherung bei den Bürgern sorgt“, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, Alexander Czech. Er verwies darauf, dass die Präsenz der Polizei seit der Tatnacht erhöht worden sei. Das betreffe Beamte in Uniform und solche in Zivil. Auch er betont, dass die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen seien.

Auf die Frage, ob das enthemmte Vorgehen der Täter bei der Brandstiftung beim Lebenswerk, einer Werkstatt der Diakonie für Menschen mit Behinderung, und dem Einbruch in eine Firma in der Nachbarschaft, auf etwaige Zusammenhänge deutet, sagte Soko-Chef Ebner: „Wir beziehen so etwas mit ein, das fällt in unser Interesse.“ Allerdings seien „weitergehende Zusammenhänge noch nicht erkennbar“.

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