Doch das stört die Anhänger der "Querdenker" wenig. Sie reagieren fast stolz auf den "Strafzettel". Wer sich das Geld dann doch lieber sparen wollte, setzte sich eine Maske mit der Aufschrift "Diktatur" auf. Bodo Schiffmann und Wolfgang Greulich sagen in Kulmbach, es sei ihnen "scheißegal", was Gegner von ihnen denken. Sie beklagen sich, dass es "jeder Menschlichkeit" entbehre, wenn wie in Berlin die Polizei mit Wasserwerfern auf Demonstranten losgehe und kündigten an, das werde nicht mehr lange so gehen. "Wir werden jeden Tag mehr." Schon bald werde es täglich Autokorsos in den deutschen Städten geben. "Wir fahren mit viel Tamtam durch die Stadt. Vor Uniformierten haben wir keine Angst." Im Gegenteil: Jeder Polizist, der sich in den Augen der "Querdenker" falsch verhält, werde angezeigt. "Wir haben einen Anwalt im Boot, den besten Verfassungsrechtler Deutschlands", sagt Greulich. "So viel Bußgeld, wie wir zahlen können, können die gar nicht verlangen."
Irgendwann wird es einem Zaungast, der nicht zur "Querdenker"-Szene gehört, zu bunt. "Es regt mich auf, was die da abziehen", sagt er. "In ganz Deutschland sind die Krankenhausbetten voll und dann kommen solche Leute und propagieren solchen Mist. Das ist doch nicht mehr normal." Der Aufforderung Schiffmanns, in den Kreis am Marktplatz zu kommen, folgt der Mann nicht. Er bleibt am Rand. "Ich wüsste nicht, ob ich mich zurückhalten könnte", sagt er. Begreifen kann er trotzdem nicht, was da gerade geschieht. "Hinter so einem Blödsinn stehen so viele Menschen. Wo leben die denn?", fragt er sich und kann nicht verstehen, wie die Bilder von sterbenden Menschen in Intensivstationen so ignoriert werden können. "Man kann doch nicht so blind sein!" Nach gut einer Stunde fuhr der Bus der "Querdenker" wieder ab. Die Demo in Kulmbach ging mit der Nationalhymne friedlich zu Ende. Das war bislang nicht überall so.