Bamberg Sendebild aus Bamberg

So sieht es aus, wenn Internetnutzer eine gesperrte Seite aufrufen möchten. Quelle: Unbekannt

Kriminalpolizei und Generalstaatsanwaltschaft Bamberg melden einen Schlag gegen TV-Klau im Internet. Sechs Beschuldigte sitzen in U-Haft.

 
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Bamberg - Was für ein abrupter Programmwechsel: Statt zu höchst günstigen Preise die Angebote des Bezahlsenders Sky zu genießen, schauen die Kunden der Internetseite "simsonclub.xobor.de" jetzt durchgehend auf das bayerische Staatswappen und die Adresse der Zentralstelle Cybercrime Bayern. Die Internetseite und ihr Inhalt wurde in der vorigen Woche von der bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelten Sondereinheit beschlagnahmt.

Hintergrund ist ein großangelegter Schlag gegen die sogenannte Card-Sharing-Szene. Grob übersetzt handelt es sich dabei um Straftäter, die die Inhalte von Bezahlsendern wie etwa Sky TV herunterladen und dann auf eigenen Servern verbilligt wieder anbieten. Ein Programm-Paket, dass regulär zwischen 25 und 90 Euro kostet, gibt es bei den obskuren Anbietern dann schon zu Preisen zwischen fünf und 15 Euro.

Wie die Cybercrime-Stelle gestern mitteilte, fand bereits am Dienstag der vorigen Woche eine europaweit koordinierte Durchsuchung statt. Zeitgleich wurden in den Abendstunden insgesamt 15 Geschäfts- und Privaträume in Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Lettland durchsucht. Daran waren mehr als 150 Polizeibeamte der genannten Länder beteiligt. Sie beschlagnahmten über 50 Terabyte Beweismaterial. Fünf Tatverdächtige aus Deutschland und ein Lette wurden festgenommen. Sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Die Ermittler werfen ihnen vor, mit dem Weiterverkauf der geklauten Fernsehinhalte eine mindestens sechsstellige Summe eingenommen zu haben. Die Ermittler haben mehrere Server, über die die kriminellen Dienstleistungen angeboten wurden, abgeschaltet. Die einschlägigen Seiten "luxtv.one" und "worldtv.club" sind seitdem im Internet nicht mehr erreichbar.

Wie die Cybercrime-Stelle mitteilt, vertrieben die Beschuldigten speziell für das Card-Sharing konfigurierte Fernseh-Receiver und stellten über eigens betriebene Server die zur Entschlüsselung des Sendesignals notwendigen Passwörter der Pay-TV-Anbieter zur Verfügung. Hierfür bezahlten die zahlreichen Kunden zusätzlich ein monatliches Entgelt an die Betreiber. Außerdem wurden urheberrechtlich geschützte Inhalte auf dem Weg des Streamings gegen Bezahlung bereitgestellt.

Den Beschuldigten bescheinigen die Bamberger Staatsanwälte, "in hohem Maße konspirativ und organisiert" gehandelt zu haben. Neben dem Verdacht gewerbsmäßigen Computerbetrugs und weiterer gewerbsmäßiger Straftaten nach dem Urheberrechtsgesetz bestehe deshalb auch der Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Für den gewerbsmäßigen Computerbetrug allein sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor.

Auch weitere Unterstützer der Gruppe müssen mit Ermittlungen rechnen. Auf die Kunden könnten zusätzlich zivilrechtliche Klagen der betroffenen Fernsehsender zukommen.

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