Hof Stimmenkönig ohne Krone

Ein Bild, das es auch in Zukunft geben wird: Klaus Adelt spricht im Landtag. Quelle: Unbekannt

Ohne ihre oberfränkischen Zugpferde wäre die Wahl für die SPD noch deutlich schlechter ausgegangen. Kein Genosse in Bayern bekommt so viele Erst- Stimmen wie Klaus Adelt.

 
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Hof - Drinnen oder draußen? Nach einer bangen Nacht nach der Landtagswahl mit nur vier Stunden Schlaf, wusste Klaus Adelt am Montagmorgen: Er darf den Wahlkreis Hof für die SPD ein zweites Mal im bayerischen Landtag vertreten. Kurz vor seinem 62. Geburtstag am Freitag bereiteten die Wähler ihm sogar ein besonderes Geschenk: Adelt erreichte mit 19 132 Erststimmen (25,6 Prozent) das beste Ergebnis aller SPD-Kandidaten im Freistaat.

Dem bayernweiten SPD-Trend konnte sich freilich auch Adelt nicht widersetzen. Im Vergleich zu 2013 büßte er knapp 4000 Erststimmen ein (-8,1 Prozent). Die leise Hoffnung, von Alexander Königs "Leica-Affäre" zu profitieren und dem CSU-Kontrahenten das Direktmandat abzuluchsen, erfüllte sich nicht. König gewann deutlich.

Trotzdem war für den früheren Selbitzer Bürgermeister Adelt das Glas am Montag halb voll und nicht halb leer. "Rückenwind aus Berlin sieht anders aus. Dass ich mit Verlusten rechnen musste, war klar. Ich sehe mein Ergebnis deshalb positiv. Mir sind wirklich einige Steine vom Herzen gefallen", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung.

Nachdem er vor fünf Jahren bereits das zweitbeste Erststimmen-Ergebnis aller SPD-Kandidaten erzielt hatte, krönte sich Adelt diesmal also zum Erststimmen-König seiner kriselnden Partei. Ein König ohne Krone gewissermaßen und doch ein Titel, der in Hinblick auf die Zukunft Adelts nicht zu unterschätzen ist. An der Meinung des in München als fleißigen und ehrlichen Abgeordneten geschätzten, zuweilen aber auch als etwas bieder und provinziell wahrgenommenen Oberfranken, kommt in der am Boden liegenden bayerischen SPD nun erst recht keiner vorbei. Das ist ihm selbst klar. "Ich werde meine Interessen sicher noch deutlicher machen", erklärte er gestern ungewohnt selbstbewusst. Erwächst aus dem guten persönlichen Resultat gleichzeitig der Anspruch auf ein Führungsamt? Während aus seinem Umfeld zu hören ist, dass er sich einen Posten als Stellvertreter des Fraktionschefs vorstellen könnte, hält Adelt sich bedeckt. Sicher sei nur eines: "Meinen Einsatz für und in unserer Region werde ich wegen eines Amtes in München niemals aufgeben."

Mit Klaus Adelt, der Kulmbacherin Inge Aures sowie dem Coburger Michael Busch erreichten übrigens gleich drei Oberfranken prozentual die drei besten bayerischen Erststimmen-Ergebnisse für die Genossen. Der Bezirk darf sich nun quasi als letztes "gallisches SPD-Dorf" im Freistaat fühlen.

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