Das Berufsethos war hoch - wie überall im Handwerk. Noch mehr als der Gesellenbrief habe den Druckern der Gautschbrief gegolten. Der beurkundet, dass der Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung anlässlich einer Freisprechungszeremonie als Geselle in die Zunft aufgenommen worden ist - ein alter Buchdruckerbrauch, der bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Der Lehrling wird dafür in einer Bütte untergetaucht oder auf einen nassen Schwamm gesetzt.
Wer früher etwas Gedrucktes brauchte, ob Buch, Inserat, Vereinsmitteilungen oder eine Zeitung, musste sich an eine Druckerei wenden. Heute kann jeder am PC alles Mögliche selbst verbreiten oder drucken.
Die modernen Hightech-Maschinen sind leistungsstark und einfach zu bedienen. "Trotzdem brauchen wir neben angelernten Mitarbeitern voll ausgebildete Drucker", betont Jörg Lang. Im Notfall müssten die Mannschaft mit Fachwissen und Kenntnis der Zusammenhänge den Fehler beheben.
Setzer und Metteure gibt es höchstens noch in Nischenbetrieben. Zeitungen entstehen auf elektronischem Weg. Redakteure schreiben Artikel und stellen Seiten am Computer zusammen. Am Abend geben sie die Seiten frei für den Druck. Um 20.30 Uhr ist Andruck - beginnend mit den Frankenwald-Ausgaben. Zuletzt sind die Ausgaben Hof-Stadt und Rehau dran.
Doch die Tageszeitung ist nur eines von vielen Produkten, die im Druckzentrum an der Schaumbergstraße hergestellt werden. Da entstehen auch Beilagen, Werbedrucke, Anzeigenblätter, Ortszeitungen und anderes mehr. Früher wurde sogar die SPD-Parteizeitung "Vorwärts" hier gedruckt.
Die Frankenpost ist heute Teil eines Konzerns. Und der muss sich anstrengen, um Kosten und Ertrag in der Balance zu halten, den Anforderungen an Umweltschutz und Tarifverträgen zu genügen. "Es geht ums Geld. Sind wir nicht günstig genug, drucken andere", sagt Lang. Und jedes Ersatzteil koste viel Geld, weil es nur wenige Hersteller gebe. "Solche Dinge kann man dem Kunden nicht vermitteln, der sich darüber ärgert, dass die Zeitung wieder teurer geworden ist."
Auch wenn Roland Schmidt das Berufsethos angekratzt sieht, so bekennt er doch: "Ich habe meine Arbeit immer gern gemacht. Wir waren hier in der Frankenpost ein gutes Team." Allerdings seien die Abläufe früher überschaubarer gewesen, es habe weniger Bürokratie gegeben, und die Kollegen seien oft nach Dienstschluss noch zusammengesessen. Die Gesellschaft habe sich eben gewandelt. Immerhin werde hier fair nach Tarif bezahlt - das sei nicht mehr selbstverständlich.
In diesem Beruf wird in Schichten gearbeitet - nachts bis circa 4 Uhr morgens. "Wer nachts arbeitet, hat tagsüber Zeit für andere Dinge", meint Roland Schmidt. Ihm sei das recht gewesen. Wenn er morgens heimgekommen sei, habe er Kaffee getrunken und dann bestens schlafen können.