Der Hospizverein unterstützt ZiB auch finanziell, übernimmt anteilig zu einem Drittel die höheren Kosten, die durch den Mehraufwand an Personalstunden anfallen. Ein Drittel trägt das jeweilige Heim und ein weiteres Drittel der Kosten übernimmt im Projektjahr 2018/2019 die Paula-Kubitscheck-Vogel-Stiftung, die sich die bestmögliche Versorgung von Schwerkranken auf die Fahnen geschrieben hat. Das ZiB-Modell soll nach und nach in ganz Bayern Fuß fassen und andere Hospizvereine und Seniorenheime zur Teilnahme motivieren.
Sabine Westphal, die die beteiligten Pflegekräfte auch beratend unterstützt, hat sich aus unterschiedlichen Gründen für das Projekt starkgemacht. "Die ZiB-Pflegekräfte sind motiviert, weil sie die Freiheit haben, auf die Bedürfnisse der Bewohner eingehen zu können." Generell bestehe durch die angespannte Personalsituation in der Pflege die Gefahr, "dass die Beschäftigten mit ihrer guten Ausbildung von Frustrationen im Arbeitsalltag aufgezehrt werden".
Noch ein anderer Punkt bewegt die Ärztin: "Dass Tumorpatienten am Lebensende eine intensivere Versorgung brauchen, ist den meisten Menschen klar", betont sie. "Aber Demente, chronisch Herz- oder Nierenkranke oder einfach altersschwache Menschen brauchen genauso viel Aufmerksamkeit." Die werde ihnen in der Regel aber nicht gewährt, "weil das gesellschaftliche Bewusstsein dafür nicht vorhanden ist".
Larissa Hörner, Pflegedienstleiterin im Seniorenhaus am Unteren Tor in Hof, weiß um die Nöte der Menschen am Lebensende, auch um die Nöte des Pflegepersonals. Sie und Heimleiterin Sabine Dippold waren gleich begeistert von der ZiB-Idee der zeitintensiven Betreuung, die der Hospizverein an ihr Haus herangetragen habe: "Wir haben gleich gesagt, wir machen mit." Es gehe darum, "die Menschen am Lebensende würdig zu begleiten und auch mal genügend Zeit zu finden für ein Aufklärungsgespräch mit den Angehörigen", sagt die Heimleiterin.
"Sterben beginnt nicht erst zwei Tage vor dem Tod", weiß Pflege-Expertin Larissa Hörner. Wie Studien ergeben hätten, dauere der Sterbeprozess in der Regel 20 bis 21 Tage. Für die ZiB-Kräfte komme es darauf an, Anzeichen mit "Fingerspitzengefühl" zu erkennen und auch die Angehörigen entsprechend zu informieren. Oft würden die Senioren in den letzten Tagen nichts mehr essen wollen. "Sie hören auch auf zu trinken." Angehörige gerieten in Panik, weil sie glaubten, der alte Mensch müsse verhungern. Auch manche Pflegekräfte hätten nicht gelernt, mit solchen Situationen gut umzugehen. Die ZiB-Kräfte seien eigens dafür ausgebildet. Ihre zusätzliche Arbeitszeit könnten sie beispielsweise auch für Sitzwachen nutzen, sagt die Pflegedienstleiterin, "damit der alte Mensch nicht alleine ist, wenn er stirbt". Jeder gehe seinen eigenen letzten Weg. Manche wollten sich noch etwas Belastendes von der Seele reden, etliche wollten beten, andere verlangten danach, in Ruhe gelassen zu werden, wollten aber dennoch nicht alleine sein. "Sterbebegleitung ist Herzenssache", bringt Ergotherapeutin Carmen Geist das Thema auf den Punkt. Für die Begleiter komme es darauf an, einfühlsam zu sein und gleichzeitig Distanz zu wahren.
Was in Oberfranken erst in diesem Monat begonnen hat, ist in Mühldorf am Inn schon etabliert. Yvonne Zur war dort eine der ersten ZiB-Kräfte. Über ihre Erfahrungen sagt sie: "Für mich war es ungeheuer befriedigend, ungestört und ohne Zeitdruck den Bedürfnissen der mir anvertrauten alten Menschen nachzukommen. Endlich hatte ich das Gefühl, das zu tun, wofür ich ausgebildet wurde."
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