Marktredwitz Wirtschaft fordert schnelle Elektrifizierung

Werner Rost

Acht Wirtschaftsverbände aus Bayern, Böhmen und Sachsen nehmen Bund und Bahn in die Pflicht. Sie fordern für die Strecke Nürnberg-Schirnding einen schnelleren Ausbau.

 
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Marktredwitz - Beim Verkehrsgipfel "Zukunft Schiene" haben am Mittwoch in Marktredwitz auf Einladung der IHK Oberfranken die Vertreter von acht Wirtschaftskammern eine Resolution zum schnellstmöglichen Ausbau der Schieneninfrastruktur zwischen Oberfranken und Westböhmen über Marktredwitz unterzeichnet. Dabei geht es konkret um die lückenlose Elektrifizierung der Verbindung von Nürnberg über Marktredwitz nach Eger (Cheb). Dies ist der letzte noch nicht elektrifizierte Abschnitt des Eisenbahn-Korridors Frankfurt-Prag-Ostrava. Auf dieser Verkehrskonferenz vollzogen die Verbandsvertreter demonstrativ einen internationalen Schulterschluss, an dem auch zwei tschechische Wirtschaftsverbände beteiligt sind.

Die Unterzeichner richten in ihrer Resolution zwei zentrale Forderungen an den Bund und an die Bahn: Dabei geht es zum einen um alle Phasen der Vorbereitungen für die Elektrifizierungsarbeiten. Die Wirtschaftsverbände appellieren, die Planungszeiten zu minimieren, die Vorplanungen zügig abzuschließen und die Ausführungsplanungen vordringlich zu beginnen. Die zweite Forderung betrifft die eigentlichen Bauarbeiten. Die Wirtschaftskammern pochen darauf, dass der Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke von Nürnberg über Marktredwitz nach Eger mit höchster Priorität umgesetzt werden. Der Bund soll die Finanzmittel bereitstellen, um die Elektrifizierungslücke zwischen Prag und Nürnberg über Marktredwitz zu schließen. Mit Blick auf den gleichzeitigen elektrischen Lückenschluss auf der Franken-Sachsen-Magistrale zwischen Dresden und Nürnberg fordern die Unterzeichner für die Stadt Bayreuth eine zweigleisige elektrifizierte Anbindung.

Diese Resolution unterzeichneten die Präsidentin Sonja Weigand von der IHK für Oberfranken Bayreuth, der Präsident Thomas Zimmer von der Handwerkskammer für Oberfranken, Vizepräsident Harald Leupold von der IHK Mittelfranken, Präsident Thomas Pirner von der Handwerkskammer Mittelfranken, Josef Ciglanský von der Wirtschaftskammer des Bezirks Karlsbad (Karlovy Vary), der geschäftsführende Vorstand Bernard Bauer von der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer, Vorsitzender Tino Bauer vom Verkehrsausschuss der IHK Chemnitz und Vizepräsident Peter Seidel von der Handwerkskammer Chemnitz.

"Leistungsfähige Verkehrswege und eine funktionierende Logistik sind Erfolgsfaktoren für unsere Wirtschaft und somit wesentliche Voraussetzungen für den Wohlstand in Europa", betonte Sonja Weigand. Dies gelte besonders für ein gut ausgebautes Schienennetz für den Güter- und Personenverkehr, unterstrich die Bayreuther IHK-Präsidentin. Die Realität sehe anders aus. Oberfranken sei in weiten Teilen von elektrifizierten Schienenverbindungen abgeschnitten, die Region sei eine der letzten Diesel-Inseln in Bayern. Aus diesem Grund könne die oberfränkische Wirtschaft bislang nur unzureichend am überregionalen Schienengüter- und Schienenpersonenverkehr sowie am Kombinierten Verkehr partizipieren.

"Unser Nachbarland Tschechien ist uns beim Bahnausbau weit voraus", sagte der Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel als Vertreter des Bayerisch-Sächsischen Städtenetzes. Weigel hob die zunehmend leistungsfähiger werdende Industrieregion in Westböhmen hervor, die auf eine gute Eisenbahn-Infrastruktur nach Westen angewiesen sei. Als Beispiel nannte er die Ansiedlung von BMW in Sokolov, wo ein 500 Hektar großes Test-Areal für autonomes Fahren entstehe. Josef Ciglanský, der Vorsitzende der Wirtschaftskammer Karsbad, mahnte eine leistungsfähige Schienenverbindung nach Westen an.

Harald Leupold von der IHK Nürnberg prangerte die langen Reisezeiten per Bahn von Nürnberg mit Umsteigen in Eger nach Prag sowie von Nürnberg nach Dresden an.

Bernard Bauer von der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer hob die Bedeutung des Bahnausbaus angesichts der neuen Seidenstraße hervor, die über Polen verlaufe und derzeit in Prag ende.

Präsident Thomas Zimmer von der Handwerkskammer Oberfranken bezeichnete die Region als "Diesel-Diaspora". Dies sei angesichts der vollständigen Elektrifizierung auf der tschechischen Seite beschämend für Deutschland.

"Ein zögerliches ,Weiter so‘ wie in den letzten 20 Jahren bremst die Entwicklung und das Zusammenwachsen des Wirtschaftsraumes und bringt der Wirtschaft vor Ort gar nichts", mahnte Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner von der IHK Oberfranken.

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