Bamberg Zittern vor der Schweinepest

Elmar Schatz
Erkrankte Wildschweine sind hochansteckende Überträger der Afrikanischen Schweinepest. Unser Foto zeigt gesunde Tiere in einem Wildgatter. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa Quelle: Unbekannt

Nach dem Dürrejahr 2018 fürchten die oberfränkischen Landwirte die Tierseuche, sagt Bauernpräsident Hermann Greif. Die Zahl der Bienenvölker nehme wieder zu.

 
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Bamberg - Bauernpräsident Greif warnt: "Ein einziger Fall der Afrikanischen Schweinepest - und Deutschland wird zum Seuchenland." Tschechien habe das Militär eingesetzt und große Gebiete eingezäunt, um Wildschweine radikal zu jagen. Dies würde in Deutschland sofort die Tierschützer auf die Barrikaden treiben. "Polen hat’s null im Griff", so Greif. Die Schweinepest würde bedeuten, "dass unser gesamter Schweinemarkt zusammenbricht". Selbst die nicht betroffenen Mastbetriebe dürften dann ihre Tiere zunächst nicht mehr verkaufen. Doch Mastschweine seien nach wenigen Monaten schlachtreif und die Bauern hätten gar keinen Platz, sie länger zu halten. Wildschwein-Kadaver müssten in den Wäldern gesucht werden, bloß - wohin damit?

Doch Landwirtschaftsdirektor Dr. Wilhelm Böhmer sagt in Bamberg vor den Medien: "Noch nie war unsere Nahrung qualitativ so hochwertig und so gut kontrolliert.” Und dennoch: "Das Feindbild ist immer der Bauer." Bezirksbäuerin Anneliese Göller meint: "Unsere Bevölkerung ist übersättigt." In Kenia, wo oberfränkische Bäuerinnen ein Afrika-Projekt initiiert haben, arbeiteten die Landfrauen noch mit der Hacke und seien dankbar für Tipps, etwa, an Durchfall leidenden Kälbern schwarzen Tee zu trinken zu geben.

Beim Bienen-Volksbegehren sehen sich die Bauern an den Pranger gestellt, wie Hermann Greif, der oberfränkische Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) sagt. "Wir verstehen die Welt nicht mehr." Die Biene werde missbraucht, "um andere Sachen durchzudrücken". Greif erklärt zum Volksbegehren: "Es geht um Eingriffe in unser Eigentum und unsere Selbstbestimmung." Die Zahl der Bienenvölker nehme weltweit zu. Die Bauern selbst sorgten sich um die Bienen und holten Bienenstöcke auf ihre Felder. Imker fragten Bauern: "Wo wächst Raps, damit wir unsere Bienen hinbringen können?" Zum Insektensterben verweisen die Bauern auf die Privatgrundstücksbesitzer, bei denen oft nichts blühe, weil zu viele Kiesflächen angelegt seien. Greif sagt, er selbst habe 33 Hektar für Zwischenfruchtanbau, "da summt und brummt es nur so". Böhmer hebt hervor: "Der Insektentod wird nicht bestritten", aber die Schock-Studie im vergangenen Jahr sei keine fundierte wissenschaftliche Arbeit gewesen. "Wir machen in Bayern wahnsinnig viel über das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap)", um die Vielfalt in der Natur zu erhalten. "Eigentlich dürfte bis September kein Golfplatz gemäht werden", nennt Greif einen anderen Grund dafür, dass Bienen die Existenzgrundlage entzogen wird.

Greif zeigt lieber auf die digitale Landwirtschaft, die der Autobranche weit voraus sei und dringend auf die 5G-Technologie warte. "Wir brauchen das superschnelle Netz nicht nur an jeder Milchkanne, sondern auf jedem Acker", so der Bauernpräsident. "Ein Mähdrescher erntet heute quadratmetergenau, misst Ertrag, Feuchte, Eiweiß, Stärke. Das kann er aber nur, wenn die Daten überall zur Verfügung stehen." Pflanzenschutzmittel könnten heute aus der Drohne per "Punktbeschuss" auf die Pflanzen ausgebracht werden. Deutschland verbrauche bereits 26 Prozent weniger Pestizide als früher, hält Greif Kritikern entgegen, die einen viel zu hohen Kunstdünger-Einsatz monieren.

Der Druck auf die Bauern führe nur dazu, dass noch mehr Kleinlandwirte aufgäben, sagen die oberfränkischen BBV-Vertreter, "weil die Kleinen die Lust verlieren". Greif sagt: "Ein Drittel seiner Arbeitszeit sitzt der Bauer im Büro." Landwirte "gehen sehr verantwortungsvoll mit ihren Tieren und Pflanzen um, denn sie leben ja davon". Greif sagt: "Da fahre ich durch Oberfranken, und sehe diese Massentierhaltung nicht, das kann jeder Verbraucher sehen, hier dominieren die Familienbetriebe." Göller möchte, "dass jedes Grundschulkind mal einen Bauernhof besucht." Böhmer sagt: "So gute und sichere Lebensmittel wie heute haben wir nie gehabt."

Trockenheit habe rasch erhebliche Ernteeinbrüche zur Folge, das sei im vergangenen Jahr klar geworden. "Deutschland wurde plötzlich zum Getreide-Importland", so Böhmer, "dafür hat ein einziges trockenes Jahr genügt." Greif hofft auf ausreichend Niederschläge im neuen Jahr. Der Boden habe den Regen der vergangenen Tage aufgesaugt, sei aber noch nicht mit Wasser gesättigt. Die Region Hof/Wunsiedel sei vergangenes Jahr noch mit einem blauen Auge davon gekommen, denn dort habe es doch gelegentlich geregnet. Im Westen Oberfrankens hätten die Landwirte hingegen sehr unter Dürre und Ernteausfällen gelitten. Glücklicherweise seien die Silos vom Vorjahr 2017 gut gefüllt gewesen; sodass der Futterengpass oft nicht gar so schlimm ausgefallen sei wie befürchtet. Und die Bauern hätten sich auch gegenseitig geholfen. Derzeit fehle Schnee; denn sogenannte Brachfröste ohne Schnee bedrohten die Wintergerste.

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