Rehau Gewusst wie: Senioren lernen Leben retten

Isabel Wilfert

Elf Teilnehmer eignen sich Kenntnisse in Erster Hilfe beim BRK in Regnitzlosau an. Für die einen ist es das erste Mal. Für die anderen war es höchste Zeit für eine Auffrischung.

 
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Rehau - Die meisten Teilnehmer des Erste-Hilfe-Kurses in Regnitzlosau kennen lebensrettende Sofortmaßnahmen nur aus dem Fernsehen. Als Gisela Köppel 1956 ihren Führerschein machte, war ein Nachweis über Kenntnisse in Erster Hilfe nicht verpflichtend. Dennoch ist die knapp 81-Jährige am Samstagnachmittag im BRK-Heim. Im Seniorenclub sei sie auf dieses Angebot des Seniorennetzwerks "Re-Aktiv" aufmerksam geworden. "Ich muss überall mitmachen, weil ich sonst das Gefühl habe, etwas zu verpassen", gibt die aktive Autofahrerin zu.

Neun Frauen und zwei Männer nehmen an dem dreistündigen Kurs zur Grundlagen-Vermittlung in Erster Hilfe mit einem BRK-Ausbilder teil. Veranstalter ist das städteübergreifende Netzwerk "Re-Aktiv" für die Generation 60 plus aus Rehau und Regnitzlosau in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz.

Gisela Köppel ist an diesem Tag nicht die Einzige, die noch keine Erfahrung in Erster Hilfe hat. Kursleiter Burkhard Hauenstein erklärt gleich zu Beginn, dass man allein für den Erwerb eines Führerscheins einen neunstündigen Lehrgang in erster Hilfe besuchen müsse. Der BRK-Ausbilder gibt sein Bestes, um den Senioren die wichtigsten Grundlagen zu vermitteln: vom rechtlichen Hintergrund wie der Verpflichtung zu Hilfeleistung über die korrekte Bildung einer Rettungsgasse zwischen linker und nächstliegender Spur bis hin zum Inhalt eines Verbandskastens nach den neuesten Vorschriften.

Thema ist ebenso, wie man sich verhalten sollte, wenn man nachts allein im Auto unterwegs ist und an eine - vermeintliche - Unfallstelle kommt. "Wenn man nicht hundertprozentig davon überzeugt ist, dass es sich um einen echten Unfall handelt, sollte man besser zehn Meter vor oder fünfzehn bis zwanzig Meter hinter der Unfallstelle stoppen, die Türen verriegeln, einen Notruf absetzen und erst einmal das Geschehen beobachten", rät Hauenstein. Denn immer wieder nutzten Ganoven durch vorgetäuschte Unfälle die Gutmütigkeit ihrer Mitmenschen aus, um sie zu überfallen.

In der Kaffeepause tauschen sich die Senioren rege über miterlebte Unfälle, Notfallsituationen und Erfahrungen in Erster Hilfe aus. Mindestens 30 Jahre ist es her, dass Kurt Salomon, 68, und seine Frau zuletzt einen solchen Kurs besucht haben. Erst vor Kurzen hätten sie mit ihrem Sohn darüber gesprochen, dass es höchste Zeit für eine Auffrischung sei. "Das haben wir sofort beherzigt, als wir in der Zeitung von dem Angebot gelesen haben", erzählt der Rehauer. "Ich denke, es ist wichtig, mal wieder auf den neuesten Stand gebracht zu werden", pflichtet ihm Regina Salomon, 65, bei.

Brigitta Oertel besucht nicht zum ersten Mal in ihrem Leben einen Erste-Hilfe-Kurs. "Für den Führerschein habe ich einen gemacht und dann vor zirka 15 Jahren noch einmal hier im Haus beim Roten Kreuz", erinnert sich die 68-Jährige. "Es bleibt immer etwas hängen und einige Dinge ändern sich nun mal im Laufe der Zeit", begründet Oertel ihre Entscheidung zur Teilnahme.

"Jetzt geht's ans Eingemachte", verkündet der Kursleiter zur Einleitung zum praktischen Teil der Schulung. An einem Freiwilligen demonstriert er die stabile Seitenlage: Bewusstsein prüfen, Atmung kontrollieren, eventuell Brille abnehmen, Arm nach oben winkeln, Hand des anderen Arms an die Wange legen und festhalten; fernes Knie anwinkeln, Körper zu sich drehen und Kopf überstrecken - Hauenstein erklärt ausführlich und demonstriert geduldig, wie man es richtig macht.

Nach kurzem Zögern trauen sich die Senioren, ebenfalls Hand anzulegen und das Gesehene in die Tat umzusetzen.

In Hauensteins Kurs lernen die Ü-60er an diesem Nachmittag zudem, wo sich in ihren Gemeinden öffentlich zugängliche Defibrillatoren befinden. "Die Geräte geben Schritt für Schritt akustische Anweisungen und wiederholen diese so lange, bis der Benutzer das Gesagte umgesetzt hat." Der "Automatisierte externe Defibrillator" (AED) erkennt, ob eine Schockgabe nötig ist. Sogar die Herz-Lungen-Wiederbelebung - zweimal beatmen, dreißigmal drücken - welche die Senioren an der Rettungspuppe "Anne" üben durften, erklärt das AED im Ernstfall.

Und wie fällt das Resümee von Gisela Köppel aus? "Es ist sinnvoll, Ahnung zu haben. Der Kurs war interessant und informativ."

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