Rehau Jubiläumsschau im Kunsthaus

Ralf Sziegoleit
Professor Eugen Gomringer und Ehefrau Nortrud vor Arbeiten aus der Sammlung des Kunsthauses, das in diesem Sommer 20 Jahre alt wird. Foto: asz

56 Arbeiten aus der eigenen Sammlung zeigt derzeit das IKKP im Kunsthaus Rehau: zwar kaum ganz Neues, aber sehr viel Schönes.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rehau - Professor Eugen Gomringer spricht von einer "Behelfsausstellung". Corona hat, wie in allen Museen und Galerien, auch im Kunsthaus Rehau eine Umstellung des Programms erzwungen. Doch ist das, was man nun sehen kann, weit mehr als ein Lückenbüßer. Die von Stefan Gomringer ausgewählten und in dichter Fülle präsentierten Stücke aus dem Fundus demonstrieren eindrucksvoll die Vielfalt Konkreter Kunst. Der Rundgang lädt zu Entdeckungen ein und macht rundum Freude.

Gezeigt werden Arbeiten von Berühmtheiten wie Günter Fruhtrunk und Camille Graeser, aber auch von A.D. Trantenroth, der lange in Weißenstadt lebte und 2019 in Hof gestorben ist, von Ute Bernhard, die 2003 Selb verließ und in Koblenz heimisch wurde, und von dem aus Rehau stammenden Landschaftsmaler Peter Angermann, der als Professor an der Nürnberger Akademie amtierte und dem staunenden Kunsthaus-Publikum vor Jahresfrist darlegte, dass auch seine Kunst, aus eigenwilliger Perspektive betrachtet, als konkret gelten kann. Der in Remtengrün bei Plauen geborene — und 2018 in Dresden gestorbene — Karl-Heinz Adler ist mit einer seiner faszinierenden Lineaturen vertreten, der 95-jährige Hausherr Eugen Gomringer zeigt eine kleine Auswahl aus seiner konkreten und visuellen Poesie.

Ein Manko weist die Ausstellung dadurch auf, dass ein Service, der eigentlich Standard sein sollte, den Besuchern verweigert wird: Hinweise auf die Urheber der Exponate fehlen. Das ist umso bedauerlicher, als es sich um eine retrospektive Jubiläumsschau handelt, denn in diesem Sommer feiert das IKKP, das am 1. Juli des Jahres 2000 in einem ehemaligen Schulhaus eröffnet wurde, sein 20-jähriges Bestehen. Im September soll aus diesem Anlass ein Magazin im Zeitungsformat vorgelegt werden, in dem alle bisherigen Ausstellungen, es sind deutlich mehr als hundert, noch einmal Revue passieren. Eine kunsthistorische Einordnung steuert der Berliner Kunstwissenschaftler Robert Kudielka bei, Eugen Gomringer selbst schreibt Programmatisches unter dem Titel "Wer Kunst wagt, gewinnt Menschen". Im Kunsthaus, betont er, sei die Saat von Werkbund und Bauhaus "begeisternd aufgegangen".

In seinem Statement erinnert Gomringer auch daran, dass seine Gemäldesammlung aus den Sechzigerjahren den entscheidenden Anstoß zur Gründung des ersten Museums für Konkrete Kunst in Deutschland gab. Jenes Haus, 1992 in Ingolstadt eröffnet, startet in diesen Tagen eine Ausstellung, deren Titel "Mind the Gap!" (Vorsicht Lücke) eine Art Leitmotiv für die momentane gesellschaftliche Leerstelle ist. Eugen Gomringer war vom Thema so begeistert, dass er dazu ein Gedicht mit 17 kurzen Zeilen verfasste, dessen zentrale Aussage lautet: Es sei "absolut sinnlos und tyrannisch".

—————

Die Rehauer Jubiläumsschau läuft bis Ende September. Ab 9. Oktober erinnert das Kunsthaus unter dem Titel "Renaissance" an den Bildhauer und Maler Otto Herbert Hajek (1927 bis 2005).

Bilder