Rehau Rehau will keine Tanzbären

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In Schönwald und Selb dürfen Wildtiere im Zirkus nicht mehr auftreten. In Reihen der Rehauer Fraktionen gibt es geteilte Meinungen zum Thema.

 
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Rehau - Tiger, Löwen, Elefanten, Nashörner: In vielen der über 300 in Deutschland umherreisenden Zirkusbetrieben sind Wildtiere zu sehen. Meist ist eine artgerechte Haltung unmöglich. Seit Jahren fordert der Tierschutzbund deshalb ein Wildtierverbot im Zirkus - bisher leider ohne Erfolg. In Selb und Schönwald dürfen mittlerweile Zirkusse mit Wildtieren auf kommunalen Flächen nicht auftreten. Das hat der Stadtrat in Selb in Juni und in Schönwald im Juli beschlossen. In Rehau wurde das Thema im Stadtrat zwar noch nicht aufgegriffen. Eine Meinung dazu haben die Stadträte aber trotzdem.

"Der Stadtrat kann nicht umfänglich beurteilen und somit entscheiden, ob ein Wildtier in einem bestimmten Zirkus artgerecht gehalten werden kann und ob eine solche Tierhaltung möglicherweise untersagt werden kann", sagt der Fraktionsvorsitzende der FUWR Rehau, Gerhard Puchta, im Gespräch mit der Frankenpost. Das Aussprechen eines Verbotes dazu werde wohl für die Gemeinde rechtlich nicht möglich sein. "Allerdings bin ich der Meinung, Wildtiere sollten in ihrer natürlichen Umgebung und nicht in Gefangenschaft leben." Nach seiner Überzeugung sollten sie auch nicht zu einem Verhalten dressiert werden, das dem Tier in seinem Leben und Wesen widerspricht. "Deshalb meine ich, dass der Stadtrat hier ein Zeichen setzen könnte, indem er einem Zirkus, der Wildtiere hält, trainiert und zur Schau stellt, keine öffentlichen städtischen Flächen zur Verfügung stellt." Eine ähnliche Meinung hat Hagen Rothemund, Fraktionsvorsitzender der Rehauer SPD, dazu: Wildtiere dürfe man im Zirkus nicht mehr dulden - auch nicht in Zoos und Tierparks. Das sei nicht zeitgemäß. "Tanzbären und Leoparden gehören nicht in den Zirkus!" Aber er sei kein Freund von Grundsatzentscheidungen. Wenn ein Zirkus in Rehau gastieren will und eine Anfrage stellt, sollte sie geprüft werden. "Und dann aber bitte ohne Wildtiere!"

Ausdrücklich keine Meinung zum Thema hat CSU-Fraktionschef Harald Ehm: "Ich weiß gar nicht, wann wir zuletzt einen Zirkus mit Wildtieren in der Stadt hatten. Ich denke, das ist zurzeit kein Thema bei uns."

Stellvertretender Bürgermeister Werner Bucher schätzt, dass auch in einem Zirkus noch eine artgerechte Haltung von Wildtieren möglich ist, und vertraut dabei auf die Kontrolle der Behörden. "Wenn ein Zirkus seine Tiere artgerecht hält, dann habe ich überhaupt nichts dagegen. Schließlich machen sich die Dompteure eine große Mühe, um die Kinder und auch die Omas und Opas zu unterhalten", sagt Bucher. Der stellvertretende Bürgermeister sieht bei Zirkus-Auftritten mit Wildtieren in Rehau - anders als manche Stadtratskollegen - kein Problem. "Die Zirkusse gibt es doch länger, als die ganzen Tierschützer, die jetzt dagegen sind", sagt Bucher. Und er findet: "Wenn ein Zirkus sich im Landkreis anmeldet, dann sollte er von normalen Leuten überprüft werden - und nicht von Leuten, die von Haus aus dagegen sind." Bucher fürchtet, dass in der Gegenwart eine ziemliche Voreingenommenheit bezüglich des Tierschutzes herrscht.

In Rehau ist zuletzt im Juli 2014 ein Zirkus zu Gast gewesen. "Der Zirkus hatte Ponys, Pferde und Kamele dabei", sagt Matthias Daßler von der Rehauer Stadtverwaltung auf Nachfrage. Ob man ein Kamel nun als Nutz- oder Wildtier einstuft, sei dem Einzelnen überlassen. Die Stadt macht den Zirkus-Betrieben hier auch keine Vorgaben. Die Vorgaben betreffen lediglich die Platznutzung. Die Zirkusse müssen den Platz gesäubert hinterlassen. Der letzte Zirkus mit Wildtieren gastierte 2009 in Rehau. "Wir hatten auch für dieses Jahr Bewerbungen von Zirkussen. Aber die sind dann nicht gekommen", sagt Daßler.

Das Verwaltungsgericht München hat Kommunen im April die Rechtsgrundlage dafür gestärkt, einem Zirkus gegebenenfalls keine Erlaubnis zu erteilen. In dem Fall ging es um einen kleineren Zirkus-Betrieb, der in Freising gastieren wollte - mit einigen Wildtieren als Attraktion. Die Stadt Freising sprach sich dagegen aus, der Zirkus klagte. Letztlich zog der Betrieb seine Klage zurück, weil er die Kosten für ein Verfahren in der nächsthöheren Instanz nicht zahlen konnte. Somit konnten Kommunen Zirkussen weiterhin den Auftritt auf ihren Flächen untersagen. Auf dieser Grundlage entschieden auch Schönwald und Selb: Auf den öffentlichen städtischen Flächen werden keine Zirkusse mit Wildtieren geduldet.

Die Zirkusse gibt es doch länger als die ganzen Tierschützer, die jetzt dagegen sind.

Werner Bucher,

stellvertretender Bürgermeister

Tanzbären und Leoparden gehören nicht in den Zirkus.

Hagen Rothemund,

SPD-Fraktionsvorsitzender

Der Stadtrat könnte ein Zeichen setzen, indem er Zirkussen mit Wildtieren keine städtischen Flächen zur Verfügung stellt.

Gerhard Puchta,

FUWR-Fraktionsvorsitzender

Wildtiere

Die Einschränkungen, denen die Tiere im Zirkus ausgesetzt sind, seien gravierend, schreibt der Tierschutzbund in einer Pressemitteilung. Sie lebten unter ständigen Transportbedingungen, für ihre Haltung gäbe es keine konkreten rechtlichen Vorgaben. Die nicht rechtsverbindlichen "Zirkusleitlinien" stellten nur minimalste Anforderungen und selbst diese könnten in einem reisenden Unternehmen, bei ständigem Wechsel des zuständigen Veterinäramts, nicht greifen. Die Bundesregierung bestätigte in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Jahr 2014, dass Amtstierärzte bei etwa der Hälfte ihrer Kontrollen Verstöße gegen Tierschutzbestimmungen aufgedeckt haben. Auch die Dressur der Zirkustiere beruhe oft auf Zwang und Gewalt und keineswegs auf einem Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier, wie von Zirkussen und ihren Befürwortern behauptet werde.

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