Selb Alle Wege führen in die "Neue Mitte"

Viele Besucher waren in die Info-Galerie gekommen. Sie nutzen die Gelegenheit, mit Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und Bauamtsliter Helmut Resch (hinten) die Pläne zu diskutieren. Foto: Gerd Pöhlmann Quelle: Unbekannt

Ulrich Pötzsch und Helmut Resch informieren über die Veränderungen in der Innenstadt. Groß ist das Interesse in der Selber Bevölkerung.

 
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Selb - Auch wenn bis zu den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen noch gut drei Jahre ins Land gehen, das Ziel der Stadt Selb ist ambitioniert: Bis 2023 soll die Straßenführung in der Innenstadt neu geordnet sein. Der Bebauungsplan - er gibt den Rahmen für das künftige Aussehen der Innenstadt vor - steht. Auch die nächsten Baumaßnahmen sind zeitlich eingetaktet. Was wann wo passieren wird, darüber gaben am Donnerstagabend Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und Bauamtsleiter Helmut Resch Auskunft. Das Interesse der Bevölkerung war groß, die Zuhörer standen dicht gedrängt in der Info-Galerie in der Schillerstraße.

Den aktuellen Planungen liege ein Architekturwettbewerb zugrunde, erklärte Helmut Resch. Ein Kernanliegen der Planer war es, Fußgänger sicher vom Factory In durch die neue Bebauung in die Innenstadt zu lotsen. Der Knackpunkt war dem Bauamtsleiter zufolge der viel befahrene Sparkassenplatz. Mögliche Lösungen wie Kreisverkehr und Unterführung wurden verworfen. "Ein Kreisverkehr ist gut für Autos, wird von Fußgänger aber eher als Barriere empfunden", sagte Resch. Ein Tunnel dagegen sei ein Millionenprojekt und riefe bei Passanten mitunter beklemmende Gefühle hervor. "Deswegen bleiben die Fußgänger an der Oberfläche, und der Verkehr muss einen Schlenker machen", erklärte Helmut Resch. Wer vom Marienplatz in die Schillerstraße will, muss künftig über Heine- und Bahnhofstraße fahren. Um den Verkehr "geschmeidig fließen zu lassen", wird das Gebäude Schillerstraße 1 abgerissen. Die Bahnhofstraße geht dann in einem weichen Bogen in die Schillerstraße über.

Bereits im Frühjahr nächsten Jahres soll der Kreisverkehr in der Marienstraße gebaut werden. Einen Glücksfall nannte Helmut Resch, dass diese Maßnahme im Freundschaftswochen-Paket untergebracht werden konnte - das bringt eine 90-prozentige Förderung. Die Marienstraße bleibt in beide Richtungen befahrbar. Sie auszubauen sei eine sehr große Maßnahme, sagte Resch. Das soll in den nächsten beiden Jahren geschehen. Die Straße wird breiter und bietet Platz für Fuß- und Radweg. "Auch das Radwegenetz werden wir Schritt für Schritt in der Innenstadt ausbauen", sagte Resch. Die Gehwege verlaufen unter den Arkaden der neuen Bebauung entlang der Marienstraße. Sie bietet in den Erdgeschossen Platz für Läden, Restaurants und Cafés. Freiflächen und Plätze sollen zum Verweilen einladen. Nach der Marienstraße folgen Bahnhof-, Schiller- und Heinestraße, über die vom Factory In aus eine Fußgängerbrücke barrierefrei in die Innenstadt, die "Neue Mitte" führt.

"Im Kerngebiet der Stadt sollen sich verschiedene Nutzungen etablieren", sagte Resch: Geschäfte natürlich, aber auch Flächen für Dienstleistungen und vor allem Wohnungen. "Wir wollen Leben in der Stadt haben", machte Bauamtsleiter Resch deutlich. Um die Vorhaben verwirklichen zu können, muss die Stadt zahlreiche Grundstücke erwerben. "Dafür schöpfen wir alle Förderprogramme aus", sagte Helmut Resch. Denn nichts wäre schlimmer, als würden die "schönen Planungen in der Schublade verschwinden". Doch Resch ist guter Dinge, nicht zuletzt, weil sich auch der Investor, die Munitor-Gruppe, den städtebaulichen Planungen unterwerfe. Zusätzlich regle ein städtebaulicher Vertrag nicht nur die Positionen von Stadt und Investor, sondern auch Bebauung und Nutzung. "Damit bekommen wir das Endprodukt so, wie wir es wünschen", erklärte Helmut Resch. In Kürze startet das Bauleitplanverfahren. Parallel dazu geht die Stadt in die Planung der Straßen, stellt Förderanträge und stellt die Gelder im Haushalt bereit. Resch hofft, die geplanten Bauprojekte in den kommenden fünf Jahren realisieren zu können. "Wir können das nicht versprechen, aber die Erfahrung mit dem Investor zeigt, dass es gelingen kann", sagte Bauamtsleiter Resch.

Dass die Stadt Selb ihre Hausaufgaben erledigt hat, machte der Oberbürgermeister deutlich: "Wir haben Schulden reduziert und Rücklagen gebildet." Damit kann die Stadt laut Pötzsch die notwendigen Investitionen leisten.

Wie der Oberbürgermeister erklärte, hatte der Stadtrat am Vortag den Bebauungs- und Grünordnungsplan für das Factory-Outlet-Center abgesegnet. Munitor könne damit das Factory In nach eigenen Wünschen gestalten. Ab nächstem Frühjahr sollen dort neue Gebäude entstehen. Seien die vermietet und damit der erste Bauabschnitt erfolgreich abgeschlossen, so werde der Investor den nächsten Schritt in die "Neue Mitte" gehen, sagte der Oberbürgermeister. Und er versuchte, die Angst zu nehmen, sollte aus der Munitor-Investition nichts werden: "Wir machen uns nicht abhängig." Die Stadt habe mit den Planungen die Grundlage für die künftige Gestaltung der Innenstadt gelegt. Jeder Investor könne darauf zurückgreifen.

Ulrich Pötzsch dankte allen, die die Planungen begleiteten, dem Freistaat für die hohe Förderung und nicht zuletzt Helmut Resch: "Er ist mit Herzblut dabei. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben."

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