Christkind und Osterhase auf Hartz IV

Selb - "Da bleibt ihnen nur noch die Gründung einer Isch-AG". Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt Frau Müller (Petra Hartmann), Mitarbeiterin des Arbeitsamtes. Schade, denn das Christkind (Nadja Stark) und Osterhase (Jürgen Künzel) hatten sich sehr auf ein neues Jobangebot gefreut. Doch angesichts des hohen Alters der Arbeitsuchenden Knecht Ruprecht (Winfried Bethke) und Nikolaus (Werner Fischer) sieht die fröhlich sächselnde Sachbearbeiterin wenige Chancen. Genau darum dreht sich der Sketch "Schwer vermittelbar" von Wolfgang Bräutigam. Die Theatergruppe der Australia wird diese Szene am 21. September zum 17. Oberfränkischen Mundart-Theater-Tag in Kleinlosnitz zum Besten geben. Jedes zweite Jahr findet der Theater-Tag im Bauernhofmuseum statt - in den Jahren dazwischen an verschiedenen Orten Oberfrankens.

So lustig der Einakter auch ist, das Stück hat einen ernsten Hintergrund. Durch die vielen Single-Haushalte und schwindenden Traditionen bleibt für Christkind und Osterhase wohl "höchschstens noch Hartz IV". Ein gut getroffenes Thema, findet die Regionalvertreterin der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Mundart-Theater Franken, Hilde Russ: "Eine Zeit lang war es verpönt, wenn man im Dialekt sprach. Uns geht es auch darum, die Mundart als ein Stück Kulturgut zu wahren", sagt Hilde Russ.

Die Australia gilt als ein Stück Selber Kulturgeschichte. Aus dem 1908 gegründeten Männerchor entstand 50 Jahre später eine Theatergruppe.

Für die erfahrene Selber Laiengruppe ist die Teilnahme etwas ganz Neues. "Wir nehmen das erste Mal an diesem Theater-Tag teil", sagt Karin Stark, Vorsitzende der Gruppe. "Vorher hatten wir noch nie davon gehört. Doch als dann eine Einladung im Briefkasten lag, entschlossen wir uns, mitzumachen. Es kann ja nicht schaden." Gerade einmal 30 Minuten haben die Theaterleute Zeit, ihr Können zu beweisen, Vorbereitungen und Abbau der Bühne eingeschlossen.

Mundart, das ist nicht nur fränkischer Dialekt. Petra Hartmann wird in ihrer Rolle wohl ein sächselndes Schmankerl bei dieser Veranstaltung sein. Unter Regisseur Michael Stark brauchen die Laienspieler nicht auf eine besondere Aussprache zu achten. "Wir sprechen einfach so, wie uns der Schnabel gewachsen ist, und fühlen uns sehr wohl dabei. Genau das macht es uns leicht, den Spaß über die Bühne hinaus zu transportieren", so der Vorsitzende Klaus Stark. Wer über 400 Besucher in das Rosenthal-Theater bringen kann, der muss sich wahrlich nicht verstecken.

Außer der Australia sind noch sechs weitere Laiengruppen und sieben Autoren an diesem Tag in Kleinlosnitz zu sehen. Den Besten winkt ein Wanderpokal. "Wir sind auf jeden Fall optimistisch, denn wir proben fleißig. Auch wenn alle Mitglieder berufstätig sind, geht es gut voran. Der Zusammenhalt ist uns das Wichtigste", so Klaus Stark.

Wer von den Laienspielern der Australia noch mehr sehen möchte, kann sich auf den 18. und 19. Oktober freuen. Dann spielen sie die Verwechslungskomödie "Wer nicht wirbt, der stirbt!", ebenfalls von Wolfgang Bräutigam, im Rosenthal-Theater Selb.