Selb/Neualbenreuth Der Pfleger des Stiftland-Weines

Ulla Baumer

Robert Lampert stellt sich einer Herausforderung. Der Gärtnermeister pflegt einen Rebhang im Sibyllenbad. Zunächst sollen die Gäste dort erst mal von den Trauben naschen.

 
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Selb/Neualbenreuth - Bisher hat er vor allem Bäume gepflanzt und Gärten gepflegt. Nun stellt sich Robert Lampert eine neue Aufgabe, neu zumindest in unserer Region: Der Gärtnermeister pflegt einen Weinberg, gemeinsam mit seiner Frau Andrea. Anlegen lassen hat ihn Alois Zimmermann, der Besitzer des Hotels "Pyramide" auf Brachland hinter dem Sibyllenbad. Dort lässt der Bezirk Oberpfalz als Träger der Einrichtung eine Kurpromenade entstehen mit einem Springbrunnen, der größer als jener in Marienbad werden soll. Und da wollte Zimmermann, nicht zurückstehen. "Baierwein", der eigentlich an den Hängen der Donau östlich von Regensburg daheim ist, wird es bald auch im deutlich raueren Grenzkamm des Oberpfälzer Waldes geben.

Erst vor gut vier Wochen hat Zimmermann angekündigt, auf dem Hügel hinter seinem Hotel "Pyramide" einen Weinberg anlegen zu lassen. Von gut 100 Reben war die Rede. Bei der Pflanzaktion staunte der Hotelchef nicht schlecht. Auf dem Hang war für weit mehr Pflanzen Platz. Die Hotelgäste haben künftig einen wunderbaren Blick auf 200 Weinreben und 22 Apfelbäumchen.

"Wir haben neun Weinsorten ausgewählt", erzählt Robert Lampert. Der Gärtnermeister aus Selb ist auch Fachmann für Weinbau und schaute mit seiner Frau Andrea nach den frisch gepflanzten Rebstöcken, die noch sehr klein und mit einem Verbiss-Schutz sorgsam ummantelt sind. So sieht der Laie noch nicht, was hier entstehen soll. Aber dafür ist der Fachmann vor Ort. Er hat jede Menge Informationen im Gepäck.

Lampert berichtet, dass es sich bei den Beeren um Tafelweintrauben handle. Anders als jene Trauben für den klassischen Weinbau seien diese süßer und deshalb besser zum Verzehr geeignet. Dies ist genau im Sinne von Zimmermann. Er möchte, dass die Leute kostenlos von den Rebzweigen naschen können. Wein keltern zu lassen - daran denkt er derzeit noch nicht.

Robert Lampert verspricht, dass bereits im kommenden Jahr die ersten Früchte reifen werden, wenn alles gut geht und der Wein den Winter übersteht. "Reben wachsen schnell. Sie werden bis zu drei Meter lang", erklärt er und zeigt auf einige erste Fruchtansätze, die vorsichtig aus dem Verbiss-Schutz herausspitzen. Natürlich müssen die zarten Pflänzlein sorgsam gepflegt und gehegt werden, damit sich ein Traubensegen einstellt.

Zimmermann hat deshalb das Gärtnerehepaar in die Pflicht genommen, sich weiter um den Weinberg im Stiftland zu kümmern. "Drei Schnitte sind notwendig pro Jahr", berichtet der Fachmann, der ehrlich zugibt, noch nie einen ganzen Weinberg betreut zu haben. Umso mehr freut sich das Selber Ehepaar auf die neue Herausforderung beim Sibyllenbad. Ein erster Blick auf die jungen, prächtig angewachsenen Pflänzchen zeigt, dass der Gärtnermeister in den Anfängen bereits alles richtig gemacht hat. Zimmermann hat dem Fachmann bei der Auswahl freie Hand gelassen. Lampert entschied sich für robuste Arten, die für die Oberpfalz bestens geeignet sind und die auch raue Winter überstehen können. Darunter sind neue Züchtungen ebenso wie alte Sorten. Zum Naschen gibt es im nächsten Jahr als rote Trauben "Muskat New York", "Einset Seedless", "Nero" und "Erdbeertraube". Bei den weißen Sorten hat sich Lampert für "Phönix", "Unio", "Gelber Augusteller" und "Pusztatraube" entschieden. Als rot- und gelbfrüchtige Traube wächst zudem die Sorte "Bellarosso".

Alle Beteiligten sind sich einig, dass das Sibyllenbad damit bald eine besondere und weit über die Region hinaus einzigartige Attraktion haben wird. Denn die nächsten großen Weinanbaugebiete befinden sich - abgesehen von der Region Regensburg, wo der "Baierwein" reift - erst wieder westlich von Bamberg und bei Bad Windsheim, wo Alois Zimmermann bereits einen Weinberg unterhält.

Nun dürfen sich die Besucher des Sibyllenbades einerseits aufs Naschen freuen und andererseits gespannt sein, ob es nicht doch eines Tages einen erlesenen "Sibyllenbader" geben wird. Die ausgewählten Weintrauben sind nämlich nicht nur ausgesprochen schmackhaft. Aus allen Beeren ließe sich auch wunderbarer Wein machen.

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