Selb ESM sucht Ursache für Keimbelastung

Mit einer mobilen Desinfektionsanlage bereitet die ESM derzeit das Trinkwasser für das Selber Stadtgebiet auf. Foto: ESM

Das Trinkwasser der Stadt Selb ist mit Enterokokken belastet. Nur sehr gering zwar, doch der Grenzwert liegt bei Null. Was heißt das für Verbraucher? Wir klären wichtige Fragen.

 
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Selb - Die Energieversorgung Selb-Marktredwitz (ESM) hat bei einer Analyse Enterokokken im Trinkwasser der Stadt Selb festgestellt (wir berichteten). Die Keime traten einer Mitteilung des Unternehmens zufolge in geringer Konzentration in einer Druckerhöhungsanlage auf. Das Selber Trinkwasser wird nun vorsorglich gechlort, um die betroffenen Leitungsabschnitte zu entkeimen. "Dazu ist eine mobile Anlage im Wasserwerk Reichenbach im Einsatz", sagt ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt.

Weitere Informationen

Bürger können sich bei Fragen zum Selber Leitungswasser an die Energieversorgung Selb-Marktredwitz wenden. Das Unternehmen ist zu den üblichen Öffnungszeiten unter 09287/8020 oder per E-Mail an info@esm-selb.de zu erreichen.

Fragen beantwortet auch das Gesundheitsamt Wunsiedel unter 09232/800.

? Wie sollten Verbraucher jetzt mit ihrem Leitungswasser umgehen?

Bis das gesamte Netz gereinigt und die Ursache behoben ist, muss das Trinkwasser vorsorglich mindestens drei Minuten lang sprudelnd abgekocht werden, sofern es für die Zubereitung von Speisen oder zum Trinken verwendet wird. Die ESM rät, auch Wasser, das in Kaffee- oder Teeautomaten verwendet wird, abzukochen. Das gilt für das gesamte Selber Stadtgebiet. Nicht betroffen sind die Ortsteile Plößberg, Selb-Plößberg, Vielitz, Siedlung-Vielitz, Steinselb, Spielberg, Heidelheim, Weißenbach und Hammergut.

? Was sind Enterokokken und warum sind sie gefährlich?

Enterokokken sind Bakterien, die überall in der Umwelt, aber auch in der Darmflora von Mensch und Tier vorkommen. Einige Enterokokken-Stämme können schwere Infekte auslösen. Dazu kommt, dass die Bakterien gegen viele Antibiotika resistent sind.

? Wie hoch ist die Belastung des
Selber Trinkwassers?

Die Belastung ist äußerst gering. "Das Labor hat in der Analyse eine einzige koloniebildende Einheit gefunden", sagt ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt. Allerdings liegt der Grenzwert für Enterokokken bei Null, sodass die ESM sofort das Gesundheitsamt und die Verbraucher informiert hat.

? Wie gelangen Enterokokken in das Trinkwasser?

Enterokokken vermehren sich nicht im Wasser, sie müssen also von außen ins Trinkwasser gelangen. Ein Eintrag ist auf vielen Wegen möglich. Denkbar ist etwa eine Verunreinigung durch Gülle. Allerdings enthalten auch Pflanzen Enterokokken, sodass auch Hanffasern, die oft zum Abdichten von Rohrverbindungen genommen werden, als Ursache in Betracht kommen. In Mecklenburg-Vorpommern wurde 2011 ein großflächiger Enterokokken-Eintrag durch Mücken verursacht.

? Wo können die Keime ins
Trinkwasser gelangt sein?

Das ist die Frage, der die Mitarbeiter der ESM mit Unterstützung des Gesundheitsamtes jetzt nachgehen. "Wir gehen nicht davon aus, dass das Problem im Wasserwerk Reichenbach liegt", sagt Klaus Burkhardt. Denn neben einer Ultrafiltration, die auch Keime zurückhält, ist als zweite Barriere eine UV-Desinfektionsanlage verbaut. Daher sollte das Wasser, dass die Aufbereitung in Reichenbach verlässt, keimfrei sein.

? Wie geht die ESM in der aktuellen
Situation vor?

"Wir sehen uns jetzt die komplette Anlage an", erklärt ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt. Der betreffende Hochbehälter wird abgelassen, gereinigt und desinfiziert. Das Gebiet, in dem die Ursache zu finden ist, hat die ESM bereits eingegrenzt: Es liegt hinter dem Hochbehälter in Erkersreuth - entweder im Leitungsnetz selbst oder in einem der Speicher oder der Druckerhöhungsanlage.

? Kann man das Wasser zur Körperhygiene verwenden?

Das Wasser aus dem Hahn kann weiterhin für das Abwaschen von Geschirr, auch in der Spülmaschine, oder zum Wäschewaschen verwendet werden. Ebenso zum Duschen, Baden, für die Mundhygiene oder für das Händewaschen.

? Können Haustiere das Wasser aus der Leitung trinken?

Haustiere wie Hund oder Katze verfügen in der Regel über ein robustes Immunsystem - auch in freier Natur trinken Tiere Wasser, das keine Trinkwasserqualität hat - aus Pfützen, Seen oder Flüssen. Die Verkeimung macht Tieren im Regelfall also nichts aus. Auch der Chlorgehalt bei einer Desinfektion ist für Mensch und Tier unbedenklich.

? Sollte man zum Arzt gehen, wenn man Wasser getrunken hat?

Die Abkochgebot ist eine Vorsichtsmaßnahme. Darüber hinaus wird dem Trinkwasser Chlor für die zusätzliche Desinfektion hinzugefügt. Wer Krankheitssymptome wie Bauchschmerzen oder Durchfall hat, sollte unabhängig vom aktuellen Abkochgebot zum Arzt gehen.

? Das Trinkwasser riecht nach Chlor. Wieso?

Um das Leitungsnetz zu desinfizieren, wird dem Trinkwasser über eine mobile Anlage Chlor zugefügt. So reinigt die ESM das gesamte Leitungsnetz. Temporär ist daher Chlorgeruch im Wasser wahrnehmbar. Denn nicht jeder riecht Chlor gleich intensiv. Bis alle Teile des verzweigten Rohrsystems erreicht sind, dauert es einige Tage. Deshalb sollten Verbraucher das Wasser solange abkochen, bis das Gesundheitsamt das Gebot aufhebt. G. P./red

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