Selb Ein Keller wird zur Schatzkammer

Von Silke Meier

Die Familie Schmidkunz entdeckt in der Selber Unterwelt an der Jahnstraße 300 Quadratmeter große Räume. Dort hielt ein Vakuum viele Sachen frisch. Künftig will ihr Metzger-Betrieb dort Event- Gastronomie anbieten.

 
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Selb - Der Keller der Familie Schmidkunz unter der Jahnstraße ist eine Schatzkiste. Es muss 1802 gewesen, sein, als der Keller gehauen wurde. So lautet zumindest eine Jahreszahl in einem der Bögen, die im Untergrund bis heute erhalten sind. Horst und Christoph Schmidkunz wissen erst ein paar Monaten von dem Juwel, das sich unter den Häusern hindurch zieht. In einem Vortrag über das unterirdische Selb im Rosenthal-Theater zeigten Dieter Arzberger und Helmut Heinrich das Bild von einem Eingang und wollten sich die Sache umgehend ein wenig genauer anschauen.

Die Familie Schmidkunz war zu dieser Zeit im Urlaub. Der Wirt der benachbarten Gaststätte gab den Schlüssel zum bisherigen Kellereingang weiter. Dann klopften die Historiker an den Felsbrocken, leuchteten mit den Taschenlampen in Spalten hinein und waren sich sicher, dass ein weiterer Kellerraum vorhanden sein muss. Wer heute in die mittlerweile 300 Quadratmeter großen Kellerräume hinabsteigen will, sollte den Kopf einziehen.

"Als der Anruf kam, dass etwas gefunden wurde, war mein Vater ganz aufgeregt vor Freude", erinnert sich Sohn Christoph. "Es war der Wahnsinn", bestätigt Horst Schmidkunz das Gefühl, das ihn überkam, als er zum ersten Mal in den Raum vorstieß.

Zuvor hatten die Herren an einen Notausgang gedacht. Denn niemand wusste, wie weit die Kellergänge reichen würden. 50 bis 60 Jahre lang stand der Keller unter Vakuum. Ein Holzfass, das noch unversehrt vorhanden war, brach nach zwei Stunden zusammen. Horst Schmidkunz legte die Bretter in eine Ecke. Ein paar Meter weiter haben Vater und Sohn Weinflaschen von 1952, Bierflaschen und weitere Findlinge ins rechte Licht gerückt. Sie haben die Räume geschmackvoll dekoriert.

Mit den unterirdischen Gängen wurde auch das Braurecht wieder entdeckt. Seitdem lässt die Familie Schmidkunz im Brauereimuseum in Kulmbach brauen. Das Bier, ein Zoigl mit 5,3 Prozent Alkohol, wird abgefüllt in Liter-Flaschen und Zehn-Liter-Holzfässern. Während des Rundganges nimmt Christoph Schmidkunz einen Maßkrug in die Hand, öffnet die Flasche mit einem Plopp und bietet einen kleinen Umtrunk an. Wohltemperiert ist das Gebräu. Im Keller, etwa sieben bis acht Meter unter der Erde, hat es konstant sieben bis zehn Grad und eine angenehme Luftfeuchtigkeit.

Die Metzger haben auch zwei Fleischerhaken entdeckt. Und so wollen sie, nach alter Tradition Schinken im Keller abhängen lassen. "Früher wurde der Schinken in Tücher gerollt", erzählt Christoph Schmidkunz. Wenn der Schinken zur Neige ging, blieb das Tuch übrig. Daher kommt die Redewendung "am Hungertuch nagen". So weit soll es aber bei der Metzgersfamilie nicht kommen. Langfristig plant sie, die Räume für Eventgastronomie zu nutzen.

Wer Interesse an einer Führung durch den Keller hat, kann sich bei der Familie Schmidkunz melden. Gruppen und auch Einzelpersonen sind willkommen.

Mein Vater war ganz aufgeregt vor Freude.

Christoph Schimdkunz


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