Selb H. C. Starck legt nochmal nach

Der Weltmarktführer investiert erneut mehrere Millionen Euro. In Selb entstehen eine weitere Halle und bis zu 50 neue Arbeitsplätze.

 
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Selb - Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass H. C. Starck Ceramics nach gerade mal sechs Monaten Bauzeit seine neue Produktionshalle in Betrieb genommen hat. Jetzt folgt der nächste Paukenschlag: Der Weltmarktführer für hochpräzise Großbauteile für die Halbleiterindustrie investiert noch einmal einen Millionenbetrag, stellt direkt neben die jüngste Halle eine neue mit 1400 Quadratmetern Fläche und schafft damit zusätzlich 50 Arbeitsplätze. Spatenstich ist am morgigen Mittwoch.

Wohlfühl-Kantine

"Wir wollen unseren Mitarbeitern auch etwas zurückgeben", sagt Personalleiterin Stephanie Hofstetter-Seyß. Immerhin sehe man den Arbeitnehmer als Partner. Deswegen wird zurzeit die Kantine umgebaut und komplett modernisiert. Erstens soll dort echte Wohlfühlatmosphäre entstehen, zweitens wird es ein Catering geben. "Es soll ein Ort der Begegnung werden, ein echter Treffpunkt." Vielleicht, wenn alles gut läuft, kann schon die Weihnachtsfeier 2018 in der dann neuen Kantine gefeiert werden.

"Das Unternehmen ist weiter im Aufbruch", sagt Geschäftsführer Dr. Carsten Rußner, der den weltweit führenden Hersteller von Pulvern und Bauteilen aus technischer Keramik nun seit sieben Jahren leitet. "Und wir wollen immer besser werden." Der neue Anbau ist nach seinen Worten eine Weiterentwicklung der Prozesskette. In der Halle kommen die Werkteile zur hochgenauen Endbearbeitung, nämlich zum Präzisionsschleifen. Diese abschließende Bearbeitung war bislang an anderer Stelle angesiedelt. Die Bauteile, die H.C. Starck Ceramics in Selb produziert, sind die fertigungstechnische Grundlage für die Produktion von Handys, Laptops und Speicherkarten.

Mit dieser Erweiterung ist es möglich, dass die einzelnen Bauteile in Selb auch ihr Finish bekommen. Sie werden mit Diamantwerkzeugen in Fünf-Achs-Schleifmaschinen bearbeitet. "Die Genauigkeit unserer Bauteile erfüllt sehr hohe Anforderungen", sagt Rußner. "Das ist in Deutschland in dieser Form nur selten zu finden."

Deswegen muss auch die gesamte Produktion - eben auch in der neuen Halle - extrem genau sein. "Wir sprechen hier von Abweichungen im Bereich von einem 1000stel Millimeter", stellt Rußner klar. Deswegen wird die neue Halle auch voll klimatisiert sein. Schon eine Veränderung der Raumtemperatur um ein Grad würde sich auf die Werkstücke auswirken. "Da darf im Prinzip nicht mal Zugluft entstehen." Dazu ist die Halle komplett nach "Industrie 4.0"-Standard vernetzt. Deswegen wird der Anbau auch nur über eine - ebenfalls neue - Temperaturschleuse erreichbar sein. Im Stockwerk über der Schleuse entstehen zusätzlich 20 Büros.

Beim Neubau setzt der Geschäftsführer auf das bewährte Projektteam mit Udo Rausch an der Spitze und die Baufirma Kassecker. Baubeginn ist am morgigen Mittwoch mit dem Spatenstich, am 1. Juli 2019 soll die Fertigung im Anbau beginnen. "Der Bau ist wegen der Klimatechnik sehr komplex", sagt Rußner, der trotzdem optimistisch ist.

Sechs neue Maschinen werden in der Halle ihren Platz finden, allein hier entstehen 25 neue Arbeitsplätze. Im Moment sind bei H.C. Starck Ceramics 200 Mitarbeiter und 15 Azubis beschäftigt. Wie die Personalleiterin Stephanie Hofstetter-Seyß sagt, werden insgesamt bis zu 50 neue Arbeitsplätze geschaffen

Und das Unternehmen sucht weiter: "Wir brauchen dringend CNC-Fachkräfte." Auch in allen anderen Bereichen habe man schon neue Leute eingestellt. "Inzwischen werde ich schon gefragt, ob wir niemanden finden, weil wir dauernd inserieren. Das ist ein Irrtum: Wir brauchen die Leute, weil wir wachsen."

Geschäftsführer Rußner ist mit der Entwicklung zufrieden: "Die Neuausrichtung und Neuaufstellung haben funktioniert." Man habe auf die richtigen Produkte gesetzt und Aufträge bekommen. Inzwischen ist das Selber Unternehmen eines von nur dreien weltweit, das in diesem Markt bestehen kann. Dabei sah es vor einigen Jahren auch für H.C. Starck Ceramics nicht besonders gut aus. "Wir haben aber die Mitarbeiter für neue Bereiche qualifiziert und konnten so größtenteils Kündigungen vermeiden", sagt Rußner.

Auf seine Belegschaft schwört er: "Wir haben super Leute." Vor allem ihnen sei der heutige Erfolg zu verdanken.

Die Erfolgsgeschichte scheint sich weiter fortzusetzen: "Wir haben auf Jahre hinaus gute Perspektiven", ist sich Rußner sicher. Bis Anfang der 2030er-Jahre sollen die jetzigen Produkte laufen. Deswegen seien die nun entstehenden Arbeitsplätze auch krisensicher. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Für Rußner könnte auch die Satellitentechnik in der Raumfahrt ein gutes Gebiet für H.C. Starck sein.

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