Selb Investor und BN fast auf einer Linie

Nach der Abholzungsaktion am Outlet herrscht wieder Friede zwischen Patrick Müller und dem Bund Naturschutz. Mehr noch: Im Rathaus setzen sich alle an einen Tisch.

 
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Selb - Wirtschaftliche und ökologische Interessen unter einen Hut zu bringen und einen Parkplatz für das neue Outlet-Center zu schaffen, der auch dem Naturschutz soweit möglich Rechnung trägt: Darauf haben sich der Investor Patrick Müller, Geschäftsführer der Munitor-Gruppe, Fred Terporten-Löhner und Klaus Glinski als Vertreter des Bundes Naturschutz (BN) sowie Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und Bauamtsleiter Helmut Resch bei einer Sitzung am Donnerstagvormittag im Selber Rathaus geeinigt. Angestrebt wird nach den Worten von OB Pötzsch eine ökologisch sinnvolle und nachhaltige Planung.

Ausgleichsflächen

Zwei Wiesen, die im Besitz der Munitor-Gruppe sind, sollen als Ausgleichsflächen nach den Vorschlägen des Bundes Naturschutz bepflanzt werden. Auf den Flächen zwischen Anton-Bruckner-Weg und der Autobahn sowie auf der Kappel sollen Streuobstwiesen entstehen beziehungsweise Wildgehölze gepflanzt werden.

Zur Diskussion stand das Gelände zwischen der Vielitzer Straße, der Brunnenstraße und der Bundespolizei-Inspektion. Die Gehölze und Bäume dort waren Ende Februar abgeholzt worden, was der Kreis- und der Ortsverband des BN damals heftig kritisiert hatten. Dieses Thema wollten aber alle Beteiligten am Donnerstag beenden. "Die Diskussion ist abgeschlossen, wir wollen jetzt nach vorne schauen", sagte der Kreisvorsitzende Fred Terporten-Löhner.

Dazu hat er auch allen Grund. Immerhin zeigt sich Patrick Müller kompromissbereit. Man werde versuchen, die Ideen des BN so weit wie möglich zu übernehmen, sagte Müller. Die Vorschläge seien gut, allerdings müsse man bei der Planung des Parkplatzes natürlich die Kundenwünsche und das Kundenverhalten berücksichtigen. Aufgabe sei es jetzt, aus den Anforderungen und den Naturschutzaspekten einen Kompromiss zu formulieren.

Diskussionsgrundlage war an diesem Vormittag ein Gestaltungsvorschlag, den Andrea und Robert Lampert mit Fred Terporten-Löhner ausgearbeitet hatten und der alle Interessen berücksichtigt. Auf den etwa 20.000 Quadratmetern sollen 612 Parkplätze entstehen. In dem diskutierten Vorschlag finden sich größere Pflanzflächen mit Sträuchern und Bäumen, vor allem Arten, die zum einen dem Klimawandel widerstehen sollen, zum anderen zu einer innerstädtischen Planung passen. Auch Ladestationen für E-Autos sind in dem Gestaltungsvorschlag aufgeführt.

Eine Stunde lang diskutierte die Runde engagiert. Eine fertige Planung gibt es jetzt zwar noch nicht, allerdings wollen Müller und sein Ingenieur Benjamin Saar vom Büro Naumann und Saar die Vorschläge in einem Konzept zusammenfassen. In etwa vier bis sechs Wochen soll sich der gleiche Kreis erneut treffen.

Sicher ist aber schon jetzt, dass die Fläche des Parkplatzes nicht versiegelt wird. Wie Saar erläuterte, soll die Oberfläche wasserdurchlässig sein. Das Regenwasser wird im Unterbau gefiltert und dann über eine Flächendrainage in einem separaten Kanal in den Selbbach eingeleitet. Da das Oberflächenwasser somit nicht wie bisher in die Kläranlage fließt, wird diese entlastet. Dies entspreche auch dem Abwassertrennsystem in Selb, bei dem Schmutz- und Regenwasser getrennt voneinander abgeführt werden.

Außerordentlich erfreut zeigte sich Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch über das Treffen. Es sei sinnvoll, dass alle an einem Tisch säßen, die an der Outlet-Entwicklung beteiligt seien. Immerhin gehe es um die Frage, wie sich das innerstädtische Projekt bestmöglich umsetzen lasse. Gut sei es auch, dass der BN sich einbringe, vor allem, weil die Themen Natur- und Artenschutz immer wichtiger würden. Pötsch dankte auch dem Ehepaar Lampert, das mit dem Gestaltungsvorschlag seinen Sachverstand einbringe.

Laut Pötzsch sind sich alle Teilnehmer der Diskussion darüber einig, dass das Outlet-Projekt wichtig und gut für Selb und die Region ist. Angesichts der innerstädtischen Lage soll es aber auch in Sachen Umweltschutz eine Besonderheit sein. Gerade in Hinblick auf Renaturierung und neue Konzepte könne man einen Parkplatz mit Qualität entwickeln. "Wir müssen nun abwägen: Was ist wünschenswert und was ist umsetzbar." Dem Investor dankte Pötzsch für seine Flexibilität und die Bereitschaft, die Anregungen aufzunehmen. "Ich bin begeistert, dass wir einen möglichen Weg gefunden haben", sagte Pötzsch. "Wir wollen etwas schaffen, das für alle einen Mehrwert bringt."

Robert Lampert und Fred Terporten-Löhner waren sich einig, dass man gemeinsam ein ökologisches Vorzeigeprojekt schaffen könne. Ein Parkplatz in einer Stadt müsse noch ökologischer sein als einer auf der grünen Wiese, "denn es leben Menschen drumherum", sagte der BN-Kreisvorsitzende. Auch er dankte dem Oberbürgermeister und Patrick Müller für das Treffen. Dass ein Investor offen sei für Ideen des Naturschutzes, sei nicht selbstverständlich. "Wir sind keine Betonköpfe", sagte Terporten-Löhner. Ziel sei es, mehr Grün in die Stadt zu tragen und Ökonomie und Ökologie zu verbinden.

Für den zweiten Bauabschnitt des Outlet-Centers läuft zurzeit noch das Bauleitplanverfahren. Sobald das abgeschlossen ist, kann Patrick Müller den Bauantrag für den zweiten Bauabschnitt des Outlets einreichen - den Abriss der alten und den Bau der neuen Gebäude samt Parkplatz. Allerdings ist man noch auf der Suche nach einem Bauunternehmen.

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