Auch das gesellschaftliche Ansehen könnte besser sein. "Manche denken schon, dass ich nur Kaffee trinke und ein bisschen spiele", fasst Vincent Klostermeier die Vorurteile zusammen. Seine Kollegen, die mit ihm in München die dreijährige Ausbildung zum Erzieher begonnen haben, hätten im Anschluss allesamt die Uni besucht, um Sozialpädagogen zu werden - da ist neben der Bezahlung auch das Ansehen besser.
Wobei Martin Huscher eher von positiven Reaktionen berichtet: "Wer von meinem Beruf hört, ist höchstens überrascht." Die Kinder jedenfalls freuen sich über ihre Erzieher ebenso, wie über ihre Erzieherinnen. "Die Kinder nehmen uns oft besser an als die Eltern", sagt Vincent Klostermeier. Dass die Kinder "ihre" Männer mögen, hat auch Ursula Richter so erlebt, die froh ist, dass die drei Herren das Team verstärken. Froh ist auch AWO-Ortsvereinsvorsitzender Rainer Pohl: "Frauen und Männer gehen unterschiedlich an Problemlösungen heran." Durch den Geschlechtermix habe sich ein gutes Arbeitsklima ergeben.
Bereut haben Vincent Klostermeier und Martin Huscher ihre Berufswahl nie. Und auch Praktikant Philipp Hanke lässt sich von den Aussichten nicht abschrecken - im September beginnt er die Ausbildung zum Kinderpfleger. "Es ist ein schöner Beruf", findet Martin Huscher, "man bekommt von den Kindern unheimlich viel zurück." Und Vincent Klostermeier beschreibt es so: "Ich habe jeden Tag abwechslungsreich viel zu tun und gehe immer mit einem Lächeln heim."
Männer scheuen den Beruf noch immer
Zwischen 1998 und 2016 ist das Personal in Kitas um 72 Prozent auf 570 663 Fachkräfte gestiegen. Das sind die Zahlen der Koordinationsstelle "Männer in Kitas" des Bundesfamilienministeriums. Demnach waren im Jahr 2015 insgesamt 24 972 männliche Fachkräfte, Praktikanten, Freiwilligendienstler und ABM-Kräfte in Kindertageseinrichtungen beschäftigt - reine Schulhorte ausgenommen.
Eine Studie des Bundesfamilienministeriums ergab drei wesentliche Gründe für den geringen Anteil an männlichen Pädagogen in Kitas: Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten; geringes soziales Prestige bei hoher Arbeitsbelastung; schlechte Entlohnung im Vergleich zur verantwortungsvollen Tätigkeit.
Aber: Die Zahl der akademisch Qualifizierten in der Erziehung hat sich von 1998 bis 2016 mehr als verdreifacht. Die Akademisierung der Ausbildung könnte zumindest die Schwierigkeiten in Sachen Vergütung und Ansehen schmälern.